Heiter, Tauwetter. Im Burgtheater „Lear“, im Kärntnertor-Theater „Die eiserne Pforte“, im Theater an der Wien „Bettelstudent“, „Fürchterl[iches] Schloss“. Früh schrieb mir Seitz, dass gestern abends sein lieber Eduard im 3. Jahre starb. Welch ein Schmerz für die Eltern ! Früh sprach ich Kramer, zum Grafen, zu Seitz; sie waren bei Reimann; fand die Vladár; Eduard lag wie Wachs, um 5 h wurde er weggeführt. Bei Therese war wieder die Schenk, sprach lauter dummes Zeug, sagte, dass sie wieder komme. Schellhorn erfreute uns mit einer Zündmaschine und zeigte mir das ganze Verfahren. Therese sang mit der Luise Kupfer und behielt sie zum Speisen, nach Mittag zu Haus, zum Grafen, ins Kärntnertor-Theater, die verunglückte Oper gestrichen, leer. Plauderte mit Umlauf, Neumann, Therese blieb zu Haus, Rindfleisch 20 x.
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Heuter. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexiko“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Arsena“; im Theater an der Wien „Fee“. Den Vormittag beim Grafen, zu Seitz, Konzert bei Hofe, mittags bei Wohlfarth, mit Kridl, Neumann, welcher Kupelwiesers Liebschaft mit Emilie entdeckte. Stürme von allen Seiten, seine Frau ließ seinen Kasten aufsperren. Nach Mittag mit Therese, Wohlfarth und Tony in den Prater, dann zu Reimann, fanden Seitz und sie. Spielten Billard, gegen 7 h nach Haus. Sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Kridl, welcher bei der Fanny war. Sie wütet, will mich klagen, sich auf das Haus vormerken lassen. Ich kündigte der Schwitzer nach 3 Monaten die Kost auf und erklärte, dass ich der Fanny nur 1000 fl. geben werde. Kridl sagte alles Theresen, welche mit mir ganz einverstanden; wenn die Schenk kommt, wird sie ihr das Unglück der Kinder vorstellen. Therese war den Abend bei der Moser.
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Heiter, gefroren. Im Burgtheater „Schutzgeist“ mit Weber; im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „Fee“. Im Josephstädter Theater „17-18-1922“, Kaiser und Kaiserin erscheinen zum ersten Male. Den Vormittag beim Grafen, um 12 h mit Reimann Kochs Möblierung bei Károlyi samt Meissners Luftheizung zu sehen; alles sehr schön und bequem. Seitz, sie, Pepi, Reimann speisten mit uns, ließen Champagner fließen. Die Fanny schrieb mir, dass ich zu Schenk zu einer Konferenz kommen möchte; ich schrieb Schenk den ganzen Verlauf und dass er zu mir kommen möchte. Kridl sprach mit ihm, nach Mittag zu Rospini, wegen einem Theaterstock, zu Rohrweck. Sprach Kike, allein ins Leopoldstädter Theater „Schelmische Freier“, sehr voll; Springer Gärtner, die Spanierin geht auf einen 27 Fuß hohen Balken mit herabhängendem Körper; von der mageren Frau ist das Gehen widrig anzusehen. Bei Therese war die Kramer; sie leidet sehr.
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Trüb, Regen. Im Burgtheater „Wunderschrank“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Rose“, im Theater an der Wien „Kluges Pferd“, Mechanikus Weiß aus Paris. Den Vormittag beim Grafen, kaufte von Scheiger eine Brillantnadel, […? Angabe fehlt] Karat für 250 fl, Früh kamem Schenk und sie zum Grafen, große und lange Debatte. Ich siegte und wir schieden freundlich. Zuletzt verlangte die Schenk, ich sollte der Fanny jährlich etwas geben, wozu ich mich jetzt nicht verbinden kann. Kridl hörte alles selbst von Schenk und wird es der Schwitzer referieren. So hoffe ich einmal Ruhe zu haben. Dann ging die Schenk zu Therese und auch ihr erzählte sie das Geschehene. Der Fanny Trotzkopf ist gebrochen. Jungmann und Richart speisten mit uns, nach Mittag zur guten Moser, plauderten lange mit ihr, dann mit Jungmann ins Leopoldstädter Theater, „Aline“; voll. Luise Kupfer zum letzten Male als Zilly, gefiel sehr, wurde stürmisch gerufen, musste alles repetieren und sah recht lieblich aus. Therese war mit Schönauer.
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Trüb. Im Burgtheater „Käthchen von Heilbronn“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Gunst der Kleinen“, Mechanikus Weiß aus Paris. Den Vormittag beim Grafen, Csiba kam mit der frohen Kunde, dass die 11.000 fl. der Richart in 8 Tagen gezahlt werden würden. Ich sprach gleich vom Gelde. Kridl, Reimann, sie, Seitz, sie, Koch, Wohlfarth, Neumann, Gottdank speisten mit uns Schinken. Bis gegen 6 h zu Haus. Sprach Kike, abends hält David schon Probe bei der Fodor. Ich ins Theater an der Wien, ganz miserabel, war sehr leer, langweilte mich. Therese war mit der Seitz und Reimann bei der Moser.
Band 10 (X.), Seite 79r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).