Heiter, 6 Grad. Im Burgtheater „Strelitzen“, im Kärntnertor-Theater „Junger Onkel“, „Hamlet“, im Theater an der Wien „Herzogs Befehl“, Betty Schröder und Klein von Linz. Vor Mittag übergab ich dem Sina einen Zwergerl-Schimmel für den Jungen, schrieb an den Grafen, was ich mit Sina und Gyurkovics verhandelte. Polborn schickte Therese eine niedliche Haube; sie befindet sich viel besser. Gestern starb die arme Redlich an Kränkung. Nach Mittag zu Seitz; sein Eduard war sehr krank, hielten ihn für tot. Dann mit Kridl ins Josephstädter Theater „Fasching in der Josephstadt“, Posse von Gleich, sehr langweilig, kalt. Plauderte mit Hensler, Wella (?); Niklas (?) führte uns nach Hause.
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Düster, 14 Grade, öfter schneite es; ewiger Winter ! Meine Kanäle sind wieder verstopft. Erste Redoute. Im Burgtheater „Loch in der Türe“, im Kärntnertor-Theater „Libussa“, im Theater an der Wien „Soldaten“. Vor Mittag zu Hause, Therese stand zum ersten Male auf. Ich sprach Collens, speiste bei Wohlfarth mit Kridl, Neumann, Axt, Kárner, Aspelmayer. Richart besuchte Therese. Dem Andres Karte zur Redoute. Nach Mittag zu Seitz, spielte mit ihm und Fink Préférence, zusammen in die erste Redoute des Jahrs, kalt, 1200 Menschen, wenig Damen. Der König von Neapel erschien. Die Tänze – Polonaise; Gavotte von Bretel und ihr; Pas de deux von Taglioni und ihr; Allemande aus „Arsena“ mit 18 Mädchen – wurden kalt aufgenommen. Blieb bis 1 h.
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Trüb. Im Burgtheater „Zwei Nächte in Valladolid“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Paul und Rosette“, im Theater an der Wien Einnahme des Jos[eph] Spitzeder „Hund des Aubri“, dann „Das gefährliche Schloss“, Faschingspantomime in 2 Akten von Henry, worin Spitzeder und die Aumer tanzen. Den Vormittag zu Hause. Fiala speiste mit uns; wir baten ihn, im Unterkämmereramt das Auftauen des Eises zu besorgen; man kann nicht mehr gehen. Nach Tische kam Jeanettl mit Ball. Mit Kridl ging ich herum, ins Theater an der Wien, voll, eine Menge zu sehen, der 1. Akt gefiel mehr, die Feuerwerkssachen im 2. Akt sind mehr schauerlich als amüsant, macht keine Kassa. Henry wurde nach jedem Akt gerufen.
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Neuer Schnee und Wehwetter, nach Mittag Regen, Tauwetter. Im Burgtheater „Beide Klingsberg“, Wallbach von Prag, engagiert, als junger Klingsberg; ein wilder Kerl. Im Kärntnertor-Theater statt „Mahomet“ wegen Forti „Fidelio“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag zu Hause. Haussarek besuchte mich; es scheint, er wünsche Geld, weil er klagte, er sei wegen 4000 fl. in Verlegenheit. Ddie Reimanischen engagierte ich auf den morgigen Ball. Ich besuchte die Vio, welche gestern bei Therese war. Jungmann, Dräxler und Elsler speisten mit uns. Ich sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater, sehr leer. Plauderte mit der Rathmayer, Jungmann.
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Trüb. Im Burgtheater „Flucht nach Kenilworth“, im Kärntnertor-Theater „Junger Onkel“, „Lodoiska“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh mit Fiala, Jordan und Jacquin an den Tabor, um das Modell der Kettenbrücke – nach jener von Liverpool – von Kudriaffsky zu sehen, dann in sein Bureau. 20.000 Zentner Eisen wären hierzu erforderlich; sie schwankt nicht, sieht leicht aus. Gegen Mittag stand Therese auf. Kárner, Kridl, Müller, Neumann aßen da. Nach Mittag erwartete ich den Grafen; er kam nicht, nach 7 h schrieb ich ihm. Jäger von Lützow kam, brachte Rosenöl, Bisam, Tabak. Helen kam vor dem Ball, um sich bei Therese zu produzieren; sah sehr gut aus. Therese legte sich um 5 h, Assen und Reimann sind krank. Als ich um 8 h zum Ball fuhr, kam eine Estaffette, dass er in Regelsbrunn übernachten musste und morgen mittags hier eintreffe. Den ganzen Abend wurde ich um Karten für unseren 2. Institutsball bestürmt. Der Ball war äußerst brillant und schön, 318 Personen, so amüsant, dass alles schrie, so schön wäre keiner gewesen. Die Kramer, Kupfer, Helen Gianolio versorgte ich mit Tänzern. Viele liebliche Mädchen zierten den Ball. Ich blieb bis ½ 5 h. In der Nacht Regen, Tauwetter, Glatteis.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).