Heiter, nach Mittag rauer Wind. Im Burgtheater „Selbstbeherrschung“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, de Lüftenegger schickte ich Sitze. Im Theater an der Wien Einnahme des Pensionsfonds „Richard Löwenherz“, mit Tourniaire und Tänzen, die Spitzeder, Jäger als Blondel. Den Vormittag bei Rohrweck, Bánffy. Sprach Rosmann, Kárner, Jungmann, Gottdank, Röser waren unsere Gäste, Richart und Jeanettl kamen. Therese gab ich 9 Paar Handschuhe. Nach Mittag ging ich zu Reimann, sprach Kike, dann in den Garten. Ging mit Therese zusammen ins Theater an der Wien, nahm für uns 2 Sitze. Es war voll, zu uns kam Röser, neben uns die Reimann. Die Aufführung war weder im Gesang, noch in der Dekoration interessant und wird nur leere Häuser machen. Castelli ist immer noch sehr gefährlich. Bei Therese war die Ball und brachte das reparierte Perlen-Beuterl.
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Heiter. Im Burgtheater „Flucht nach Kenilworth“, gefällt nicht. Im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“ und zum 1. Mal „Hamlet“ Ballett in 5 Akten von L[ouis] Henry, Balettmeister in Neapel, Musik von Gallenberg; nicht sehr voll. Im Theater an der Wien „Richard Löwenherz“ Den Vormittag zu Hause, zu Bánffy mit der Zeichnung des Monumentes für den Vater. In die Polytechnik wegen Püschelt, führte ihn bei Reisser und Berthold auf, auch bei Ammann (?), zahlte 150 fl. Kost für ihn. Speiste mit Neumann beim Kreuz, Scholz, Schwarzböck, Palmer (?) waren da; zahlte 7 ½ fl. Nach Mittag in den Garten, schickte Therese 3 Bouquets, gab dem Zampi (?), Kanzler, Wohlfarth. Mit der Lüftenegger und Pepi ins Kärntnertor-Theater, 1. Galerie, 4 fl., nicht sehr voll. Das Ballett ist zu traurig; von den Tanzstücken beim Krönungsfest gefiel nichts Besonderes; Henry spielte brav, war uns zu sehr grässlich. Der Schluss mit der imposanten Geistererscheinung ist traurig. Henry wurde gerufen und erschien mit ihr an der Hand. Wird keine Kassa machen. Die Lüftenegger reist morgen ab.
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Starker Nebel. Im Burgtheater „Lästerschule“, im Kärntnertor-Theater statt „Alle fürchten sich“ und „Hamlet“ wegen Henry „Blaubart“, im Theater an der Wien „Timur“. Den Vormittag zu Hause und in No. 361. Bei Rohrweck; mittags speisten Dräxler, Scholz und Neumann da, tranken bis 5 h; Dräxler erzählte, dass in der Augustinerkirche vor einigen Tagen von dem Castrum 2 Kanonen – jede über einen Zentner – Betstühle, Säbel, Fahnen und ein eisernes Ofentürl gestohlen wurden; höchst originell ! Schwatz mit Jeanettl, Castelli ist sehr schlecht. Ich schrieb dem Grafen nach Freistadtl. Der Moser lieh ich bis zum 30. Juni 1823 374 fl.; sie gab mir ihr Silber. Mit Neumann, zur Vadar, zu Kike. Dann ins Kärntnertor-Theater, sehr leer. Seipelt als Blaubart, Nestroy als Kastellan, sehr mittelmäßige Aufführung. Therese war bei der Moser, später bei ihr beide Vio.
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Ein finsterer, düsterer Tag. Gegen Mittag wurde es heiter, dauerte nicht lange; abends Regen. Im Burgtheater „Revers“, „Gefangene“, im Kärntnertor-Theater „Hamlet“ zum 2. Mal, im Theater an der Wien „Timur“. Den Vormittag zu Hause, schrieb an den Grafen. Röser speiste mit uns und dem jungen Streitfort, nach Tische Jeanettl. Mit Therese, Röser und Fiala auf die Bastei, die Schlupfwinkel der 4 heute eingefangenen Diebe zu sehen; Fiala kränkelt seit Baden. Den Abend war Therese zu Hause. Ich ging zu Wohlfarth und Kike, dann ins Kärntnertor-Theater; nicht sehr voll, Beifall nicht sehr groß. Plauderte mit Fuljod, Schwabée, Ley, Kupelwieser; mit ihnen nachher ins Bierhaus in der Johannesgasse; fand Goldhann (?) und 2 junge Maler.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Flucht nach Kenilworth“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien zum letzten Male „Timur“. Redoute für die Doktorswitwen, die Botokuden erschienen. Den Vormittag zu Hause. Hörte Petermanns Predigt, sprach Kike, mit Therese auf die Bastei. Mittags bei Wohlfarth mit Kridl, Axt, Streitfort; wurde wegen meinem Grab viel gelacht. Nach Mittag ließ Therese von Evarist, Werner und Aspelmayer die Optik probieren. Die beiden Vio sahen zu und waren ganz entzückt. Stockhammers Gouvernante ist sehr angenehm und gebildet. Nach Mittag im Garten mit Reinl und dem neuen Hausmeister; ihr schenkte ich 5 fl., sie sind sehr arm. Abends ins Kärntnertor-Theater, dann zur Assen, wo Therese war; blieben bis 11 h.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).