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Anzeige von 9091 - 9095 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9091 1822 6 19 Ein herrlicher Morgen, ein warmer, nur windiger Tag. Im Burgtheater „Haus zu verkaufen“, „Bild der Danae“, im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Theater an der Wien „Freyschütze“.Mit Reinl frühstückten wir wie gewöhnlich in der Hütte, um 7 h in die Stadt, sprach die Ball wegen Hund des Reimann. Ordnete manches zu Hause, schickte die Sepherl in den Garten und arbeitete im Hause Nr. 361. War bei Rudorfer, welchen ich Samstag nach Preßburg schickte, weil der Graf Sonntags mit ihm nach Piestyan ins Bad reist; besorgte ihm den Wagen bei Janschky für 25 fl. Schrieb alles dem Grafen und speiste wieder mit Kridl im Garten in der Hütte. Nach Mittag kam die Wohlfarth mit Mollner, der Mutter Jahn und Fischer (?) mit Töchtern und Söhnen; unterhielten sich bis 9 h. Reinl brachte den Chrost mit Jäger, einem Förster. Die Reimann ist nach Fischamend, er mit Fieglmüller kam. Andres schläft bei uns, Johann kam von Preßburg mit Briefen. Band 10 (X.), Seite 48r
9092 1822 6 20 Der Morgen kühl, der Tag heiß, [abends] ein Sturm mit etwas Regen. Im Burgtheater „Leben - ein Traum“, Maurer von Stuttgart als Sigismund. Im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, anakreont[isches] Divertissement mit Marie Taglioni. An der Wien Einnahme des Schwarzböck „Die eiserne Jungfrau“, Drama in 4 Akten, Chor von 36 Knaben, übersetzt von Biedenfeld, Musik von Kauer, Weidmanns Versuch als Bariton. Vor 6 h saß ich mit Andres schon in der Hütte, arbeitete, schrieb an den Grafen; Johann kam. Mit Kridl, bestimmten ein andermal ins Belvedere zu gehen, die Bildergalerie zu sehen. Reinl ging mit uns in den alten und neuen botanischen Garten, den Kaisergarten, Zuckerraffinerie, die chinesische Wasserrose – Nelumbium speciosa – blühen zu sehen; diese blüht auch mit 3 Blumen in Eisenstadt. Durchgingen den ganzen großen Obstgarten, in die Zuckerraffinerie, dann zum Bau des Tierspitales, zur Kanonenbohrerei. Im Rückwege sahen wir den großen, aber sehr vernachlässigten Garten des Dietrichstein und gingen durch die Fasangasse und Belvedereallee zurück. Reinl speiste mit uns. Nach Mittag erwartete ich Josephine von Armassi, welcher unser Garten sehr gefiel; dann später den Johann, expedierte den Brief an den Grafen. Pölt, Andres, Reimann, Mayer und Fieglmüller, saßen zusammen in der Hütte. Um 9 h lag ich schon; die Taube blieb aus. Band 10 (X.), Seite 48r
9093 1822 6 21 Heiter, doch kühl; der Staub ist etwas gelegt. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, im Kärntnertor-Theater „Gazza ladra“ zum ersten Mal italienisch, im Theater an der Wien „Die eiserne Jungfrau“, gefiel. Mit Reinl frühstückten wir in der Hütte, dann mit Therese in die Stadt. Zu Kárner wegen Pachtung der Kittseer Jagd. Sprach Kike, später Armassi, speiste mit Mollner bei Wohlfarth, wo auch Axt, Reimann und Fieglmüller speisten. Die Mollner ist in Gablitz; schon scheint der Eifer zur Heiratsstiftung zu erkalten; ich bedaure am meisten die Wohlfarth. Schrieb dem Neumann, dass er öfter seine Karten zur Kassa gibt, dass bei den italienischen Opern die Karten nicht vergeben werden dürfen, dass er sich nicht sehen lässt und mir wegen der im Mai geliehenen 300 fl. keine Obligation ausstellt. Sprach die Cesari, dass Kaunitz ein Mädchen fast zu Tode brauchte, dass die Mütter der Mädchen zur Polizei gerufen und befragt wurden, von was sie leben, welche Mädchen beim Kaunitz waren, welche Protektion sie haben. Dann die Stegmayer, welche gestern an der Wien war; das Ganze gefiel, vorzüglich die Chöre und jener der Knaben, Waffentanz und Evolution von Vandenberg; war aber leer. Der Bierwirt Weidmann gefiel auch, ist dick, nicht jung Um 4 h mit Therese in den Garten, sah Reimanns Scarpieren nach, schrieb und las in meiner Hütte. Ging mit Reinl, fand Neumann, dem ich derb den Text las, Mayer, zuletzt Neefe, welcher bei uns im Garten war. Sprachen von der Vorrufung zur Polizei der Luppi (?), Schilling (?) und mehrerer anderer, wegen Kaunitz. Bei Therese im Garten waren die Dessauer und die Reimannischen. Wir schliefen im Garten. Im Kärntnertor-Theater; David Gianetto, Mombelli Ninetta, Botticelli Fernando, Ambrogi als Gottardo gefielen sehr, Moses Bassi, Fabrizio Seipelt, Pippo Eckerlin gefielen, ausgelacht wurde die Unger. Stürmisch wurde Rossini nach der Symphonie und alle nach dem 1. und 2. Akt gerufen; der italienische Enthusiasmus zeigte sich wieder. Es war voll. Band 10 (X.), Seite 48v
9094 1822 6 22 Ein schöner Morgen. Im Burgtheater „Donna Diana“, im Kärntnertor-Theater „Gazza ladra“, nich sehr voll, im Theater an der Wien „Eiserne Jungfrau“, leer. Ich fing an, Milch mit Selterswasser zu trinken Um 7 h in die Stadt, zur Ball wegen der „Elster“, dann nach Hause, schrieb an den Grafen. Der Graf schrieb mir, ich soll wegen der Wollmuster der 3 Widder selbst nach Purkersdorf fahren; nahm also einen Batard vom Janschky, speiste im Garten und fuhr mit Therese dahin. Cebrany fand ich vor dem Adler stehen,die Herde auf der Weide; also beschloss ich, die Mollner in Gablitz zu überraschen, ging am Bach voraus und ließ Therese im Wagen nachfahren. Ich fand die Resi und Fischer Nettl am Sofa, lasen, die Mutter auf der Wiese. Sie freuten sich, uns zu sehen. Sahen die liebe Einsamkeit und Verödung im ganzen Garten, bedauerten sie und ließen uns bis zum Bräuhaus begleiten. In Purkersdorf nahm ich von den 3 Widdern des Grafen, welche mit II-11, E II-11, II-1 gezeichnet sind, Muster von der Spattia (?) - Schulter, hinterem Schenkel und Kopf und fuhren um 7 h nach Hause, bei Hütteldorf durch die Wien, Hacking, St. Veit, Hietzing, Meidling und waren um ½ 9 h im Garten. Die Fahrt war sehr angenehm. Die Fux, Kridl, Reimann, Dessauer, Liesi Bruckner (?), Treitschke fanden wir, gingen um 10 h ins Bett. Der Mond machte ein Kipfel. Band 10 (X.), Seite 48v
9095 1822 6 23 Ein schöner Morgen. Im Burgtheater „Hussiten“, im Kärntnertor-Theater „Blaubart“, im Theater an der Wien „Eiserne Jungfrau“. Im Garten, wie sonst mit Reinl Frühstück, schrieb an den Grafen, welcher heute mit Rudorfer nach Piestyan reist, schickte die Wollmuster. Schrieb von der Untersuchung der Mädchen des Kaunitz, welche Karte (?) hatte, von der Luppi, Schilling, Rothmüller, Laher (?), welche nach und nach im Polizeihause waren, von ihrem Aushalten etc. Die Sepherl brachte die Zettel. Wir speisten mit Reimann, ihr, Pölt und Kanonier Steiner in der Hütte. Nach Mittag kam große Gesellschaft; hörte, dass kein Schauspieler ohne Erlaubnis Gastrollen spielen darf, dass alle den 28. Juli hier sein müssen oder für jeden Tag 100, 50 oder 30 fl. Strafe zahlen müssen, welchen sie länger ausbleiben. Treitschke kam an Pfersmanns, Haim an Hubers und Wagner an Pixis Platz, und mehr dergleichen Veränderungen. Zuerst kam die Wohlfarth – August ist in Gablitz –, Armassi, der Spielangeber Schönfeld, Cesari, die Bandinischen, Hassaureck, Seitz etc., gewöhnliche Unterhaltung. Csiba erzählte mir, dass sie heuer um 23 Zentner weniger Wolle machten, dass Vinzenz in Liechtenstein, dass morgen die Interessen gezahlt werden, welches ich dem Jungmann sagen ließ, welcher vor Tische da war und zu dem sehr kranken Ullmann nach Hietzing ging. Diesem sind schon die Füße geschwollen. Eine Partie spielte noch in der Laube, als ich schon im Bette lag. Band 10 (X.), Seite 49r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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