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Anzeige von 9071 - 9075 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9071 1822 5 30 Endlich einmal Regen ! Es scheint sich auszuheitern, ein schöner Mondabend. Im Burgtheater „Botaniker“, „Sekretär und Koch“, im Kärntnertor-Theater „Elisabeth“, Einnahme der Isabella Rossini, geborene Colbran. Im Theater an der Wien „Bezähmte Widerspenstige“. Früh arbeitete ich zu Hause und mit Tschernohlawek. Zu Aigen mit Jacks (?) Brief aus Bamberg. Kupfer mit Lina und Ball speisten mit uns; Therese fuhr mit Knoblich zur Firmung der Caroline Kupfer, gab ihr ein Perkalkleid und ein seidenes Tüchl, 20 fl., dann in den Prater und in den Garten. Ich ging mit Knoblich und Kupfer und Anhang. Der Tag machte sich recht hübsch, ein kleiner Sturm mit etwas Regen erschreckte uns. Alles war sehr lustig und blieb bis 9 h. Im Kärntnertor-Theater war es nicht sehr voll; die Rossini sang sehr schön. Wir schliefen zum 1. Mal im Garten. Band 10 (X.), Seite 44v
9072 1822 5 31 Ein schöner Morgen, nur Wien lag im dichten Nebel, aus welchem sich gegen Mittag von allen Seiten Gewitter auftürmten. Im Burgtheater „Merope“, im Theater an der Wien „Musikalische Akademie“, „Margaretha von Catanea“, im Theater an der Wien „Barbier von Sevilla“, mit Forti und Rosner, Billett dem Reinl. Im Garten, um 5 h war ich schon in der Hütte, Reinl und Andres frühstückten in der Hütte, dann ging ich in den Garten, las. Die Saly kochte Knödel und Schmarrn. Andres, die Kupfer Luise aßen mit uns in der Hütte. Nach Mittag kam Vio mit Mayer, später die kranke Römer mit Düno (?), Ball. Die Reimann wollten mich mit der Austapezierung des Lusthauses überraschen, ich sah sie aber früher schon im Tubus. Evarist zog Horner Bier ab. Die Reimannischen aßen mit uns beim Mondschein Gansel. Band 10 (X.), Seite 45r
9073 1822 6 1 Den ganzen Tag windig. Im Burgtheater „Besuch“, im Kärntnertor-Theater „Elisabeth“, mit Ouvertüre von „Barbier von Sevilla“, Quartett und Duett von Nozzari und David. Im Theater an der Wien „Abenteuer aus Liebe“ Im Garten, Andres schlief im Salettl. In der Hütte frühstückten wir, dann las ich, schrieb an den Grafen. Um 12 h in die Stadt mit Therese, Kridl wartete meiner. Lazar (?) brachte Ohrgehänge und Brief. Kridl und Andres speisten mit uns. Um 3 h wieder in den Garten, las, schrieb; ich fühle mich so zufrieden. Wohlfarth und Janele (?) kamen, Therese führte letzteren herum, Abends kamen die Reimannischen unf führten uns in ihr elegant gebautes und eingerichtetes Lusthaus, welches leider nur 2 Klafter im Quadrat und sehr heiß ist. Nach 9 h legten wir uns, Andres schlief im Salettl. Band 10 (X.), Seite 45v
9074 1822 6 2 Dreifaltigkeitssonntag. Ein lieblicher, stiller Morgen. Die Stadt ist ganz in Nebel eingehült, der untere Wind erhebt sich. Während dem Essen türmten sich von allen Seiten Gewitter auf, ein gewaltiger Sturm mit dicken Staubwolken bedeckte die ganze Stadt und trieb ihn bis zu uns; nach wenigen Minuten war keine Spur mehr hiervon. Im Burgtheater zum 3. Mal „Wunderschrank“, hat schöne Situationen und wird gut gespielt. Im Kärntnertor-Theater „Dorfsängerinnen“, im Theater an der Wien „Reisende Komödianten“ von Fioravanti. Im Garten, vor 7 h frühstückten wir mit Reinl in der Hütte, wo ich nach einer Gartenpromenade blieb, schrieb, las und mich recht angenehm unterhielt. Nach 8 h machte das Läuten aller Glocken den feierlichen Einzug zu Fuß des Erzbischofs Leopold Maximilian aus dem Hause der Grafen von Firmian kund, unter Paradierung der Bürgergarden, von den Augustinern nach St. Stephan. Enthüllung der reparierten Dreifaltigkeitssäule. Vor Tische kam Kridl, er zahlte heute der Schwitzer und kündigte auf. Die Kühnel – sie sehnte sich so sehr darum –, Reimann, sie und Andres speisten mit uns in der Hütte. Es schmeckte uns allen so gut, wir tranken mit Champagner auf unser Wohl. Nach Mittag Einweihung des niedlichen Lusthauses unseres Nachbarn Reimann. Es kam die gewöhnliche Gesellschaft, Lissl mit Anhang, Salieri, die Bandinischen. Durch Beer schickte ich der Kornhäusel ein schönes Bouquet. Um 5 h rief die Reimann alle ins Lusthaus, bediente mit Kaffee, Wein, Bier, Salami. Dann kam wieder alles zum Jausnen zu uns und blieben bis 9 h. Ich habe schon 2 Tage vom Käsewasser Abführen, welches mich sehr ermattet. Band 10 (X.), Seite 45v
9075 1822 6 3 Kalt, rauer Wind, doch heiter. Im Burgtheater „Reise nach der Stadt“, im Kärntnertor-Theater „Elisabeth“, Sitz dem Kridl; im Theater an der Wien „Rächendes Gewissen“. Das Abführen lässt nicht nach. Im Garten; wir frühstückten mit Andres und Reinl in der Hütte. Andres brachte mir Toberische (?) Pulver und Eibischtee. Vom Oberstleutnant und Direktor der Stückgiesserei von Lethenyey erhielten wir einen ersten und zu unserer Freude sehr langen Morgenbesuch. Wir mussten ihm versprechen, ihn abends in seinem schönen Garten zu besuchen, wo Rosen der seltensten Arten sind. Mit Andres und Reinl aßen wir in der Hütte. Ich schrieb an den Grafen, vom Corps de Ballet, dass 17 fehlen, dass eine gewisse Michaeler (?) von der Wien für 50 fl. Münze engagiert ist, dass Taglioni für seine Tochter ein mythologisches Divertissement in Szene setzt. Seitz schickte mir Theriak, welchen ich mit Likör nahm. Kridl sagte mir, dass er schrieb, Schwitzer nehme die vierteljährige Aufkündigung nicht an. Nach Mittag in der Hütte, dann mit Reinl, Andres in den Garten des Oberstleutnant Lethenyey, eines verehrungswürdigen Ungarn, von 72 Jahren. Er empfing uns sehr freundschaftlich schon im Garten, führte uns 2 Stunden herum. Er besitzt eine schöne, große Sammlung von Rosen, Nelken, Tulpen, Mohn und vielen anderen Blumen, gab Therese ein Bouquet von ausgesuchten Rosen und mir einen Rosenkranz für die Hütte. In unserem Garten fanden wir Wohlfarth mit den Reimannischen und Fieglmüller, saßen noch eine Stunde im Mondenschein. Band 10 (X.), Seite 45v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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