Wie gestern. Im Burgtheater „Sühnung“, „Puls“, im Kärntnertor-Theater statt „Zelmira“ „Corradino“, im Theater an der Wien „Waise aus Genf“. Die Neumann spielt die Therese. Früh zu Hause. Fieglmüller kam von Schwarzer, dass der Lump mittags entlassen werde. Zu Sina um 500 fl., fand dort Csiba, welcher morgen abreist. In No. 361, auf die Glacis, fand Aigen. Bei Richart hörte ich, dass Vinzenz dem Sonnleithner vorwarf, die Kapitalien seien mein und er könne nicht zahlen; er lege der Richart ein Jurament auf und dergleichen Odiosa. Mittags allein, nach Mittag in den Garten. Dem Ortner lieh ich 200 fl. auf ein Monat. Der Pfarrer von Schottenfeld, Reinl und Chrost (?), jeder kam mit Compagnie, welche sich bis nach 8 h unterhielten. Die Lembert, Fuchs, der Wohlfarth fuhren in die Stadt, mit uns Reimann und sie, fanden die Vitz (?), welche morgen abreist, im Seitzer Hof. Wegen Nozzari ins Kärntnertor-Theater leer, plauderte eine Weile mit Kupelwieser; dann auch zu Reimann in den Seitzer Hof.
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Heiter, warm, öfter trübte es sich. Im Burgtheater „Leben - ein Traum“, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Nina“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Früh zu Sonnleithner; Vinzenz versprach zu zahlen bis Herbst. Wohlfarth brachte mir Briefe von Bissing, worin ein interessantes Tagebuch von 1790. Jungmann, Dräxler und die Agnes speisten mit uns. Nach Tische mit der Wohlfarth in den Garten. Die Pepi Csekonics / Lichtscheindl von Kittsee besuchten uns. Sie und Tony fuhren mit uns; große Unterredung mit ihr, Augusts künftige Haushaltung betreffend. Er hofft, Mollner gibt dem Mädchen 10.000 fl. Münze, woran ich zweifle. Später kam der Fabrikant Böhm, mit dem Kupferstecher Schönberger, und die Reimannischen.
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Wie gestern, windig, der Abend trüb und still. Im Burgtheater „Wendungen“, „Lügner und sein Sohn“, im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Theater an der Wien „Abenteuer aus Liebe“. Heute fing ich an, die Molken zu trinken. In No. 361, zu Vladár. Dann zum Bau des Josephstädter Theaters, schon aus dem Grund. Mittags bei Wohlfarth, dann mit Therese und der Anna Konradin in den Garten. Therese gab ich ein seidenes Tüchel, 5 fl.. Von Rospini kaufte ich einen Barometer für 20 fl.. Die Jeanettl, Reimannischen und Brunngraber Schaden kamen, der Billeteur Loser (?) mit Compagnie, welche ich bewirtete. Kutscher Seppel kam von Preßburg und brachte einen Brief vom Grafen.
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Veränderlich, Regen und Wind. Im Burgtheater „Taschenbuch“, „Wie man sich täuscht“; in beiden Becker von Frankfurt. Im Kärntnertor-Theater der Violinvirtuose Boucher und Frau, nachher „Schweizermädchen“, erhöhte Preise. Im Theater an der Wien „Armida“. Früh schrieb ich dem Grafen, dann in No. 361. Sprach nach langer Zeit Aigen wieder. Dann ins Diana-Bad. Schießl, Dräxler, Stessel speisten mit uns. Therese ging nicht in den Garten, weil es mittags stark regnete und ein kleiner Donner sich hören ließ. Wie wohltätig ist der Regen ! Nach Mittag mit Schießl in seine neue Wohnung, die Versuche seiner Landschaftsmalerei in Öl zu sehen, welches mich sehr freute. Sprach Kike, allein in den Garten. Evarist zog Wein und Bier ab. Abends ins Kärntnertor-Theater, führte die Rosmann (?) auf den Sitz, brachte der Seng Rosen. Hörte den Boucher, welche heute nicht viel machte, war auch nicht voll. Therese war bei der Moser.
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Veränderlich, nach Mittag wurde es kühl. Im Burgtheater „Don Carlos“; Becker von Frankfurt zum letzten Mal. Im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Theater an der Wien „Liebe zum Abenteuer“. Durch Balassa schrieb mir der Graf, dass ich ihm schreiben möchte; meine Briefe sind sein einziger Trost. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 361, schrieb dem Grafen. Kridl und die zwei Mozeltischen speisten mit uns. Nach Mittag in den Garten. Jeanettl, welcher Therese ein seidenes Tüchl, 5 fl., gab, fuhr mit Therese, der Nettl und Liesi Motzelt hinaus. Seitz und Wohlfarth kamen. Ich ging ins Theater an der Wien, hörte, das Buch des „Freyschützen“ sei nicht zensuriert. Dann ins Burgtheater, Becker von Frankfurt missfiel, wurde aber dennoch vorgerufen; Koberwein als Posa, sehr manieriert, Löwe als Elisabeth, Hruschka als Eboli, sah sehr gut aus. Der Kettel brachte ich Rosen, welche sie wieder verschenkte.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).