Heiter, warm. Im Burgtheater „Octavia“, im Kärntnertor-Theater „Corradino“ im Theater an der Wien „Abenteuer aus Liebe“. Den Vormittag zum Grafen. Zur Peter gratulieren, fuhr mit Therese und der Richart, waren in Gesellschaft ein paar Stunden in seinem kleinen Gärtchen. Prüfung der Mädchen bei Knoblich (?), wo ich vor Mittag bis 12 h war. Dann in den Prater zu Benkó, speisten für 3 fl., Reimann, die Fieglmüller, Dessauer, die Wohlfarth und ich, aßen gut; Reimann und Fieglmüller zahlten alles. Nach Mittag sahen wir Wagners Kaffeehaus und sein neues Gärtchen an. Dann in den Zirkus, Tourniaires Gesellschaft, brav, aber nichts Außerordentliches. Tourninaire Sohn und 2 Töchter, dann der Gnackerl (?) sind die Besten; zum Schluss ein Feuerhund (?). Um 8 h über die Bastei in das Kärntnertor-Theater, fanden in der Credenz Wohlfarth mit der Tony, welche von Melk kamen.
Band 10 (X.), Seite 43r
9057
1822
5
16
Christi Himmelf[ahrt], Joh[ann] von Nep[omuk]. Ein schöner Tag, nach Mittag unangenehmer Sturmwind. Im Burgtheater „Lügner“, „Hans am Scheideweg“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Schweizermädchen“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Um 9 h fuhr Therese in den Garten. Ich war beim Grafen, sprach Kike, dann auch in den Garten. Speisten in der Hütte mit Stessel. Nach Mittag kamen trotz des Windes große Gesellschaft: Wohlfarth, Familie Mollner, Reimann, Kühnel, Kupfer, Ball etc. Um 8 h ins Kärntnertor-Theater, brachte Haim und Kettel Rosen, sprach Kike. Feier von Fürst Trauttmannsdorffs goldener Hochzeit bei St. Stephan.
Band 10 (X.), Seite 43r
9058
1822
5
17
Windig, kühl. Im Burgtheater „Ehrenwort“, im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, Sitz dem Knoll. Im Theater an der Wien „Abenteuer aus Liebe“. Den Vormittag beim Grafen. Sprach die Seng seit langer Zeit wieder, fand sie mit der Rosmann auf der Glacis; sieht elend aus. Mit Kridl zum Bau des Josephstädter Theaters, sprach Vladár. Seitz, welchem gestern im Garten übel wurde, ist besser. Fiala speiste mit uns.Nach Mittag sprach ich Kike. Im Garten zur ersten Kaiserkrone, bekam schlechten Schinken. Dann ins Leopoldstädter Theater, Einnahme des Johann Huber „Die neue Medea“, Parodie in 3 Akten nach Grillparzer von Meisel, Musik von Wenzel Müller. Elendes Machswerk, ich war von Langeweile und Hitze gemartert. Mit Wertheimer fuhr ich nach Hause.
Band 10 (X.), Seite 43r
9059
1822
5
18
Schöner Tag. Im Burgtheater „Sappho“, Becker von Frankfurt als Phaon. Im Kärntnertor-Theater „Musikalische Akademie“, dann zum 1. Mal „Monsieur Deschalumeaux“, Ballett in 3 Akten von Titus, Musik von Titus. Im Theater an der Wien „Don Juan“. Therese lag wegen Kopfschmerzen, ließ Fechner holen. Er verschrieb Arznei, sie blieb zu Hause. Den Vormittag beim Grafen; noch weiß man nicht, wann er reist: Die Stullmüller liegt krank im Garten bei den 3 Hufeisen. Wir speisten alleine, nach Tische kam die Richart. Nach Mittag zum Grafen, Anstalten zur morgigen Abreise. Allein im Garten. Fieglmüller schickte einen Feigenbaum, welcher gleich versetzt wurde. Nach 7 h ins Kärntnertor-Theater. [Das Ballett] missfiel ganz und wurde ausgezischt. Brachte Rosen dem Haim, der Wertheimer in die Loge und Aigen, plauderte mit Neefe, Michel, holte mir bei Wohlfarth 2 Limoni. Die undankbare Comtesse Fuchs ging von der Moser zu ihrer Schwägerin Witwe Pfundhelller (?).
Band 10 (X.), Seite 43r
9060
1822
5
19
Heiter, kühl, windig. Im Burgtheater „Intermezzo“, Becker als Junker. Im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich “, „Deschalumeaux“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Therese ist besser, darf aber nicht ausgehen. Früh zum Grafen, verschiedenes zu schlichten, zahlte nichts, gab Anweisung an Sina. Vinzenz und Csiba kamen, war lange beim Vater und sah niemanden an. Abreise des Grafen, mit Lebel, um 12 h, endlich ! Die arme Moser ist wegen der Intrigen der Comtesse Fuchs sehr übel. Mittags bei Wohlfarth mit Kridl. Sie fuhren in den Prater, ich ging in den Garten; viel Gesellschaft: Albert mit Anhang – wird lästig –, Dräxler, Lange mit Jungmann. Der Hausmeister kam sehr betrunken. Ich wies ihn in die Hütte, er blieb nicht, widersetzte sich sogar gegen mich. Ich bat Fieglmüller, zum Schwarzer zu gehen. Ein Vertrauter und Polizei kamen und führten den Lumpen fort. Ich ärgerte mich außerordentlich und schonte nur Weib und Kinder. Einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater, leer. Sprach dann Kike. Therese war nach Mittag bei der armen Moser, welche etwas besser.
Band 10 (X.), Seite 43v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).