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Anzeige von 9076 - 9080 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9076 1822 6 4 Vom Garten fuhren Seitz, Wohlfarth, Reimann und ich um 6 h nach Baden, mit Janschky, zahlten 14 fl. Stiegen nach 8 h im Doblhof ab, sahen den hinteren Trakt, Engelsbad, Kapelle, fanden Kornhäusel mit Baron Charles Doblhoff, welche uns nach der Weilburg folgten. Kornhäusel führte uns in alle Abteilungen und Gemächer, angenehm, bequeme Einteilung, viel Wohnung. Bschaidner malt eben den großen Saal. Um 11 h auf Vogts (?) und Doblhoffs Vorschlag nach den Brunnstuben; in der Mittagshitze keine sehr angenehme Promenade von 2 Stunden. Das Wasser hat einen Fall von mehr als 40 Klaftern. Nach 1 h kamen wir ermüdet und erhitzt zum Hirschen, speisten da. Nach Mittag führte uns Welzers Inspektor ober der Schießstatt in sein Presshaus, Salettl und Weingarten; schöne Aussicht nach Hornstein, Pottendorf, Neustadt etc. Zum Scheiner, Doblhoffgarten, sahen das Dach für die Kaffeetrinker, die neuen Arreste, tranken Kaffee, fanden die Zwettling und gingen durch die Mühl- und Berggasse zum Hirschen. Fuhren um 7 h nach Wien, der unerträglichste Staub quälte uns. Therese erleuchtete den Turm, welchen wir schon von Crispin Pollitzers Kreuz – 1547 erbaut – sahen. Die Reimann, Leni mit Anhang, warteten unser, plauderte, hörten, dass die Antoine mit der Etzelt da war, sich gut unterhielt. Pepi war und schlief bei uns. Im Burgtheater „Wunderkasten“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Joconde“, im Theater an der Wien „Thorwaldo und Dorliska“; in Baden „Neugierige Ehefrau“, „Witwer“. Band 10 (X.), Seite 46r
9077 1822 6 5 Schöner Morgen. Im Garten. Im Burgtheater „Wildfang“, im Kärntnertor-Theater „Elisabeth“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Freyschütze“, mit dem äußeren Chor, Dekor von Neefe, Maschinen von Roller, Sitze den Kettel. Um 6 h schrieb ich schon in der Hütte an den Grafen. Reinl frühstückte mit uns, und band dann für die Fischer – welche mir durch Beyfuss einen Abdruck von Wien von der Spinnerin schickte – einen Blumenstrauß. Um 8 h in die Stadt, besorgte für Therese einen Florentinerhut 100 fl, schrieb an den Grafen. Mittags speisten Kridl und Pepi mit uns, welcher für den Garten einen Thermometer brachte. Stessel führte uns die neue Gattin auf, Samstag war die Vermählung in des Vaters Anwesenheit früh in seiner Wohnung, Kárner und Guldener waren Zeugen. Ich lud sie morgen in den Garten zum Speisen. Nach Mittag arbeitete ich, sprach Kike, dann mit Therese in den Garten und abends mit Andres ins Theater an der Wien. Ziemlich voll, fanden Seitz, sie, Kettel, Michel, Schenk, welcher mich fragte, ob wir in Baden waren. Die Aufführung war sehr mittelmäßig. Die Introduktion erregte Enthusiasmus, dann wurde es immer matter, der 2. Akt machte wenig Effekt, der Jägerchor ging nicht in der Präzision und wurde nur aus Gewohnheit repetiert. Das Ganze wurde kalt aufgenommen. Band 10 (X.), Seite 46r
9078 1822 6 6 Fronleichnamstag. Ein warmer Tag; der ganze Horizont war in Nebel, sowie die Stadt eingehüllt. Nach Mittag türmten sich Gewitter auf, Blitze leuchteten, und doch kam kein Regen. Schon nach 6 h frühstückten wir mit Pepi und Reinl in der Hütte. Dann eilte alles der Stadt zu. [Fronleichnamsprozession], um 7 h war die Versammlung (?) und Hochamt bei St. Stephan. Kaiser und Kaiserin begleiteten in Halbgala die Prozession. Ich blieb in der Hütte, arbeitete, schrieb an den Grafen und erwartete die Gäste zum Speisen. Stessel mit seiner jungen Frau, Elsler und Andres aßen mit uns in der Hütte. Nach Mittag große Gesellschaft, mit Wohlfarth die Mollnerischen, mit Seitz Schauenstein (?), mit den Bandinischen, Cesari, Koch, Axt, Kárner, Hassaureck mit Kronenfels, die Hirsch mit Schwester, Albert, die Reimannischen, Freundin von Andres, zusammen bei 70 Personen, unterhielten uns bis 9 h. Ich schrieb dem Baumeister Mathias Stummer, dass seine Söhne die schöne Linde mit Nageln von Bänken verderben, auch für sie gefahrvoll sei. Band 10 (X.), Seite 46v
9079 1822 6 7 Warm, windig. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Giovanni David „Zelmira“, zwischen dem 1.und 2 . Akt eine Szene aus der „Misteri Eleusini“ von Simone Mayr. Im Theater an der Wien „Rächendes Gewissen“. Um 5 h in den Garten, trank Käsewasser, schrieb einen Aufsatz für Kridl nach Baden wegen Knoblich. Nach 7 h mit Andres in die Stadt, besorgte mehrere Geschäfte, sprach Kike. Schrieb wieder an den Grafen und beantwortete 2 Briefe wegen der Schafe des Roquin (?), bestellte wieder 2 Eimer Bier. Im Herausgehen sahen wir den ganz vernachlässigten Garten der Kokosowa (?). Speiste wiederum im Garten, in der Hütte. Therese bekam Frost, Kopfweh und musste sich legen, mir sehr unangenehm. Jungmann, welcher von Vinzenz noch kein Geld bekam, weil der Fürst nach Venedig reiste, ohne anzuweisen, besuchte uns, ich ging mit ihm im Garten herum. Später kam Kridl, welcher bei der Schwitzer zahlte und aufkündete; dann die Resi, die Fux mit Salieri, Freytag, die Etzelt mit Parisot. Reimann schickte einen Eimer Bier, welcher gleich angezapft wurde. Ich suchte meine Gesellschaft zu unterhalten und bediente mit Rosen. Band 10 (X.), Seite 46v
9080 1822 6 8 Therese ist besser, bleibt aber am Vormittag im Bette. Im Burgtheater „Taubstumme“, „Marie“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Joconde“, im Theater an der Wien „Freyschütze“. Wir frühstückten in der Hütte, Andres, welcher heute wieder eintritt, nahm vom Garten Abschied. Gingen in die Stadt, ich wegen eines Hausknechts (?) zur Ball. Ordnete manches im Hause, war in No. 361 und hörte von der Portierstochter, dass ihr Vater meinen gestrigen Brief an den Grafen verwechselte und einem Bettelstudenten gab. Ich war über diese Dummheit wie vom Donner gerührt, machte Anstalten bei der Polizei, der Universität, nichts wurde ausfindig gemacht. Dem Stessel gab ich als Aussteuer 2 Kaffeetassen, eine lila mit Gold, eine grün, 20 fl., dann Andres noch ein ostindisches Tüchl, 10 fl. Mit Kridl zum Bau des Josephstädter Theaters, fand Kornhäusel und plauderte lange; sie haben schon die Gleiche des 2. Stocks. Dann zur Vladár und in den Garten, aß allein in der Laube beim Turm; die Köchin schickte einen Kirschenkuchen. Nach Tische arbeitete ich in der Hütte und schrieb einen langen Brief an den Grafen. Da kam die Saly mit der Hiobspost, der Brunnen gebe kein Wasser, sei ausgeschöpft; wie unangenehm ! Abends sammelte sich wieder Wasser. Von Hütteldorf kamen 2 Eimer Bier. Abends kamen Kridl, die Ball, die Reimannischen. Andres schlief zum letzten Mal im Garten. Therese empfand sich abends besser. Band 10 (X.), Seite 46v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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