Heiter. Im Burgtheater „Jenny“, „Sekretär und Koch“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Rozier, zuerst Akademie, Clara Siebert singt, dann „Alfred“, die Windisch als Page, Rozier tanzt ein Terzett mit Millière und Heberle. Im Theater an der Wien „Kassius und Phantasus“ von Robert. Den Vormittag beim Grafen, Mericzay und Galba sind hier. Sitzung beim Fürsten mit Vinzenz. Es wurde eine Stunde debattiert, wegen Mangel an Schriften, welche Galba haben muss, die Sitzung verschoben. Schrieb an Kárner wegen meiner Gelder. Neumann und Jungmann speisten mit uns. Dem Pfersmann und Wessely gab ich Eintrittsbilletts; der Wrbna und Dietrichstein verteilen selbe. Nach Tische mit Neumann in des Titschner (?) neu eingerichtetes Kaffeehaus, begleitete dann ihn zum Duport, und kam unterm Tor erst mit ihr, dann mit ihm zusammen; beide waren sehr artig, plauderten eine Weile. Zu Kike, mit Seitz zu Hoffmann, dann ins Kärntnertor-Theater. Die beiden Botokuden Ivao (?) und Franziska kamen mit Antoine in die Loge No. 5. Besonders sie nahm an allem Anteil, war sehr lebhaft, grüßte die Ehz. Carl, welche ihr freundlich dankte; freute sich über den Tanz, weinte bei den Exekutierungs-Szenen des „Alfred“; stiess das Gefrorene unwillig von sich, sprang auf, äußerte oft Freude und Gefallen. Rozier und Horschelt besuchten sie in der Loge, sie erkannte ersteren auf der Bühne. Gegen Ende sprach ich nach 8 Tagen wieder Kettel, Aigen. Therese war zu Hause.
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Nebel. Im Burgtheater „Welcher ist der Bräutigam ?“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“; im Theater an der Wien Einnahme des Horschelt, zum letzten Mal „Zaubernelke“ und Tänze aus „Oberon“ und dem „Blöden Ritter“, dazwischen „Die seltsame Lotterie“. Den Vormittag beim Grafen; Mericzay, Galba kamen, schwätzte und bestimmten, morgen wieder abzureisen, ersterer nach Levencz. Sprach Aigen, Agnes und Dräxler speisten mit uns. Nach Mittag mit Therese in den Garten, es wurden Bäume versetzt, der Rosenberg verändert. In die Porzellanfabrik, ich zu Kike, zu Seitz. Ins Kärntnertor-Theater, fand Diskurs im 4. Stock.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Bild“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, im Theater an der Wien „Ahnfrau“, zum letzten Mal mit Heurteur. Den Vormittag beim Grafen. Mittags speisten Kridl, Kárner, Neumann, Dirzka, Müller da. Nach Mittag mit Therese zur Fußer, plauderten lange von dem liederlichen Kundrath, Wirtssohn von Deutsch-Brod. Dann spielte ich in Kridls Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater, sehr leer. Erzählte dem Kettel, Aigen, sprach Kike. Dem Dirzka sagten Therese und ich wegen der Ball die ungerechte Zurücksetzung.
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Heiter. Im Burgtheater „Hausfriede“, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Die Unschuld“ und zum letzten Mal „Silberschlange“. Dem Reinl das Billett. Den Vormittag beim Grafen, schrieb an Froon und schickte ihm mein Eintrittsbillett an die Wien, lauter Odiosa ! Abonnement an der Wien Loge 1100 fl., Sitz im Parterre 130 fl., Eintritt 80 fl., Sitz in der 2. Galerie 100 fl., Eintritt 60 fl., 3. Galerie 40 fl. War in beiden Theatern im Parterre abonniert, 300 fl.. Strawen kam wegen der Optik und brachte Therese eine englische Schere und Nähnadeln, recht artig. Mittags allein, nach Tische war ich mit Therese spazieren, es kamen die Reimann und Dessauer und blieben den Abend. Ich ging zu Kike, mit Kridl, spielte in Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Aigen.
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Wie gestern, nicht kalt. Der Tag ist der letzte unseres freien Eintrittes in den 3 Theatern; fatale Änderung !! Im Burgtheater neu einstudiert „Heimliche Heirat“, Lustspiel in 5 Akten von Schick (?), im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien letztes Ballett, Einnahme der Kinder „Opfer kindlicher Liebe“, „Berggeist“, Schlusstableaux aus allen Balletts. Den Vormittag beim Grafen, mit ihm an die Wien, er wählte sich den Parterre-Sitz No. 127, sprach dann mit Pálffy, wegen Despotismus, dass man vom Parterre in keine Galerie gehen kann, dass man seinen Sitz nicht vergeben kann, etc.; versprach Abstellung. Von Härtl 12 Paar Handschuhe und Potpourri. Mittags mit Therese, welche heute den „Freischützen“ in der Theaterloge ansieht, allein, Neumann kam nicht, brachte auch das versprochene Freibillett nicht. Therese brachte ich von Percal Bandeln für 4 fl. Nach Mittag in die Theaterkasse, zu Kike. Plauderte mit Hoffmann, spielte. Dann zum Valete ins Kärntnertor-Theater, fand Kettel, Seng und Freytag; unangenehme Empfindung. Therese unterhielt sich mit der Schröder, Waldmüller und Unger; alle nahmen von der Loge Abschied; die Sängerloge wird nun Direktionsloge. Nach der Oper fingen die Handwerker zu arbeiten an; 7 neue Logen werden im 3 Stock gemacht, dort sind dann 10 Logen zu 1100 fl. Münze.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).