Heiter, aber kalt. Im Burgtheater „Lästerschule“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien für den Pensionsfonds zum 1. Mal „Baron Adelsheim“, Oper in 3 Akten von Pacini. Den Vormittag beim Grafen, bei Schenk, welcher mich gestern suchte, hörte ich die Schreckensnachricht, dass der gute Joseph Hoffmann den 14. August in Haiti am bösartigen Fieber starb. Ein harter Schlag für die arme Familie; die Hoffinger ist hoch schwanger, der Dietrich liegt am ungarischen Fieber. Er ist mit der amerikanischen Unternehmung sehr unglücklich, sein Abscheu vor dem Freitag bestätigt sich: Joseph reiste am 29. Jänner 1820, einem Samstag, von Triest ab, kam am … [Datum fehlt] in [ Ortsangabe fehlt], damals Cap Henry an, und starb an einem Freitag, abends ¼ vor 9 h. Dräxler, die Agnes und Kupfer speisten mit uns. Nach Mittag zum Hoffmann, der Vater darf nichts wissen. Kridl spielte mit Domino (?). Dann ins Kärntnertor-Theater, voll, ins Bierhaus, fand Kleiner. Bei der Moser war Therese.
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[irrtümlich 17.] Trüb, kalt. Im Burgtheater „Allzu scharf macht schartig“, im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Lise und Colin“, im Theater an der Wien die gestern gefallene Oper. Den Vormittag beim Grafen, bei Wohlfarth, erzählte ihnen Josephs Tod. Mittags speisten Koch, Lembert, Kridl, Jungmann, Schießl, Stessel mit uns Hasen; Gespräche vom Theater und der Pachtung. Ptacznik gab mir einen Zettel von Louis Trauns Tod im 17. Jahr. Nach Mittag zum Grafen, zu Hoffmann, Kridl kam auch. Dann ins Theater an der Wien, Buch der Oper, Musik und der Tenor Mellini (?) sind miserabel, übrigens langweilte ich mich sehr. Hörte von Roller, dass heute Neefes Mutter starb. Plauderte mit Seitz, Römer, Michel, alle gegen die Pachtung.
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[irrtümlich 18.] Kalt, windig, doch öfters Sonnenschein. Im Burgtheater „Parteienwut“, Ziegler als Koke; im Kärntnertor-Theater „Corsaro“, Im Theater an der Wien „Knabenraub“. Den Vormittag beim Grafen, um 11 h in Dietrichs Haus, sprach Jean und las Wilhelm Dretzers (?) Brief von Cap Haiti vom 27. August über Josephs Tod, welcher noch am 8. schrieb, am 12. zu kränkeln begann und erst am 24. tödlich krank wurde, wo ihn beide Ärzte aufgaben. Er starb um ¼ vor 9 h ruhig, wurde prachtvoll begraben, von 12 jungen Leuten in die Kirche getragen. Mittags mit Therese allein, dann mit ihr auf die Glacis, vom Neutor bis zum Burgtor. Ich spielte in des Seitz Gesellschaft, dann ins Kärntnertor-Theater, fand wieder Aigen und Kettel. Plauderte nach dem 1. Akt mit Haim von der Pachtung. Heute musste sich der Ballett-Corps im Redoutensaal unterschreiben, dass sie von ihrer Gage 1/3 verlieren wollen, sonst sind sie entlassen. DeStefani und Reigmayer (?) unterschrieben nicht. Bei Therese war die Moser mit der Comtesse Fuchs.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Hausfrieden“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Beide Tanten“, im Theater an der Wien „Molinara“. Den Vormittag beim Grafen, bei Wohlfarth, erzählte ihnen von des guten Joseph Tod. Beim Major Karst, zu Reimann, vor Tische mit ihm in den Garten. Neumann, Duports Schwiegervater, speiste mit uns und sprachen viel von der neuen Pachtung. Bei Tische brachte Anton ein Zirkular von Dietrichstein und Pfersmann unterschrieben, dass Barbaja die Pachtung des Kärntnertor-Theaters am 1. Dezember übernimmt, und dass alle jene, welche nicht Kontrakte und Dekrete haben, von diesem Tage entlassen sind, dass alle Dekrete und Kontrakte im Original einzulegen sind. Wie viele unglückliche Menschen werden ! Nach Mittag zum Grafen. Spielte in Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater, sprach Kettel, Aigen, dann Kike.
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Gefroren, kalt. Im Burgtheater „Tasso“, Im Theater an der Wien Einnahme der Kinder „Unschuld“, „Zauberglöckchen“. Den Vormittag beim Grafen. Therese brachte samt der Fux ihre Dokumente dem Weigl, bestimmte aber, selbe vorher vidimieren zu lassen; sprachen darum mit Jungmann, welcher mit uns speiste. Lauter Fatalia, wozu die infame Pachtung Anlass gibt ! Nach Mittag mit Therese spazieren, sahen den Markt. Dann ich in Kridls Gesellschaft zur Vladár, sprach Kike. Ins Burgtheater, wozu mich die Hruschka engagieren ließ, sprach Aigen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).