Tauwetter. Im Burgtheater „M[aria] Stuart“. Im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien Einnahme des Kinderballetts „Elisene“, vorher „Seltsame Audienz“, Lustspiel in 2 Akten von Lippert. Den Vormittag beim Grafen, mittags zu Hause mit Schießl. Nach Mittag zu Pugel, dann in Gesellschaft ins Burgtheater, den Kampf der Löwe mit der Schröder zu sehen. Die Kramer (?) kam aus Brünn, ihren Vater Seitz als Major zu begrüssen. Die Donau tritt wieder aus ihren Ufern. Kurs 250 fl..
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Heiter, gefroren. Im Burgtheater „Turnier zu Kronstein“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien „Albrecht der Streitbare“. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Wohlfarth, Natzl vom Neutra, Professor List, Axt, Streitfort, Glaser; sie war wegen Wagen sehr unartig. Therese führte ich, den Eisstoß zu sehen, dann zu Peter. Der in Rohrbach und Malacka ist geendet; der Kaiser erteilte dem Pálffy einen derben Verweis. Lácsny und der Oberststuhlrichter Sztermenszky (?) werden wegen Betrügereien streng untersucht. Der Inskriptionalist Weiß handelte mit viel Klugheit, er ist arretiert. General Stutterheim marschierte mit 2 Bataillonen bis Stampfen. Sie gaben alle Waffen ab. Abends mit Kridl, der Kramer und Krieghammer ins Burgtheater, vorher ein paar Stunden in der Hruschka Gesellschaft.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater Einnahme der Regie – Koch, Koberwein, Korn, Krüger – „ Zwei Tableaux für eins“, Lustspiel in 4 Akten von Töpfer. Im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“, „Emma – heimliche Heirat“, im Theater an der Wien Bevilacqua, „Wildschützen“. Den Vormittag beim Grafen, mittags speisten Kridl, Ignaz, Dräxler mit uns. Schießl brachte den Zug des Kaisers nach St. Stephan, genau nach der Etikette, äußerst mühsam gearbeitet. Gab der Assen einen Sitz, in Gesellschaft in des Grafen Loge im Burgtheater, missfiel. Unter Klatschen und Zischen, welche diese – obwohl nicht originelle – Arbeit nicht verdient, erschien Töpfer ganz zerknirscht. Ein paar Buben zischten, und man rief im Parterre „Marsch, hinaus mit den Burschen !“ Töpfer dankte ganz bescheiden, Koberwein sprach vorher sehr mittelmäßig eine Dankrede.
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Heiter, aber 6 Grad Kälte. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien „Adelheid von Italien“, die Walser der Aron, Mad. Fries Adelheid. Den Vormittag beim Grafen, sprach Pugel, die Kramer. Mittags mit Schießl und Dräxler, den Nachmittag und Abend zu Hause, mich quälen heftiger Schnupfen und Kopfschmerzen, um 6 h ins Bett und las. Wohlfarth bekam heute vom Gestüt seine Rappen, die Braunen gingen nach Preßburg.
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Heiter, 7 Grad Kälte. im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, im Kärntnertor-Theater „Portug[iesischer] Gasthof“, „Ossian“, im Theater an der Wien „Pagen des Vendome“ in 1 Akt, dann „Verlegenheit und List“, Lustspiel in 3 Akten. Den Vormittag beim Grafen, Kridl, sein Neffe, Wohlfarth, Ruthner, Gottdank, Axt, Stegmayer, Fink speisten mit uns. Nach Mittag zu Hause, der Spengler brachte endlich die Astrallampe ins Kabinett, 60 fl.. Abends 7 h mit Therese zum Eckl, später in die 3. Gesellschaftsredoute, fand die Reimann mit Guilmar. Blieb bis 2 h; es waren 1200 Gäste, fast alle im Kleinen Saale. Da war Italien, im Großen Saale Russland.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).