Die Kälte hält an, der Wind ist grimmig. Im Burgtheater „Scheinverdienst“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Ossian“, im Theater an der Wien Einnahme des Jäger, „Die Pagen des Vendome des Vendome“, Oper in 2 Akten, Mus[ik] von Carl Blum. Missfiel ganz; die 12 Pagen des Vendome waren prächtig gekleidet. Den Vormittag beim Grafen, mit Mericzay. Mittags speisten Kárner, Kridl, Axt, Ruthner, Gottdank und Dräxler da. Nach Mittag in Gesellschaft, blieb in Compagnie bis 11 h, dann in den Redoutensaal, 1. Gesellschafts-Redoute, mit Säulencredenz im Kleinen Saal, 3 fl.. Es waren nur 342 Personen vorgemerkt. Alles drängte sich in den kleinen Saal, selbst die Musik verschwand vom großen in den kleinen Saal. Ich soupierte mit Wohlfarth und fand alles sehr gut, ließ ich mich um 11 h nach Hause tragen. Sprengung des Burgtors.
Band 09 (IX.), Seite 101v
8202
1820
1
13
Sehr kalt. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien die gestern gefallene Oper. Den Vormittag beim Grafen, mit Mericzay, mittags bei Wohlfarth. Nach Mittag in Compagnie, dann in Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater „Joconde“; sehr kalt und sehr leer.
Band 09 (IX.), Seite 101v
8203
1820
1
14
Heiter, 11 Grad Kälte. Im Burgtheater „Freemann, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Ländli[che] Hochzeit“, im Theater an der Wien der Drahttänzer Bevilacqua mit Familie, dann „Wildschützen“. Den Vormittag beim Grafen, Biedermann. Mittags speisten Kárner, Schießl, Elsler, Stegmayer mit Frau, Mericzay und Ingenieur Bezedes, Wohlfarth bei uns. Nach Mittag in Compagnie, wegen der Kälte nicht ins Theater an der Wien, sondern blieb in Compagnie, sah aber die Ruinen des gesprengten Burgtors.
Band 09 (IX.), Seite 102r
8204
1820
1
15
Im Burgtheater zum ersten Mal „Turnier zu Kronstein“, die Löwe spielt wieder; großes Ritter-Lustspiel in 5 Akten von Holbein. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay und Bezedes, zum Biedermann. Der Wohlfarth Tony Geburtstag, gab ihr Kölnerwasser. Bezedes führte ich in das Polytechnische Institut, sahen die Produkte, Modelle, Naturalien und die physikalischen Säle. Ich speiste in der Schenken(?)straße und trank am Michaelsplatz Kaffee. Dann in Compagnie ins Burgtheater, schickte dem Wohlfarth Sitze. War im Parterre, sehr voll, doch in den Füßen sehr kalt. Die Löwe wurde mit Klatschen und Bravo empfangen; sie altert, am Ende des Stükckes wurde etwas gezischt, wie ungerecht ! Therese war bei der Moser.
Band 09 (IX.), Seite 102r
8205
1820
1
16
Strenge Kälte. im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien die Drahttänzer Bevilacqua mit 3 Kindern, dann „Die Papgeien“. Den Vormittag beim Grafen, beim kranken Kridl. Mittags bei Wohlfarth mit Glaser, Axt, Streitfort. Nach Mittag bei der Hruschka, in No. 945, in No 1031. Dann an die Wien, erstaunend, aber grässlich zu sehen. Fand das Theater leer, ließ mir die Heizung des Parterre, den Ofen, Röhren zeigen. Nach den Künstlern ins Kärntnertor-Theater .2. Redoute, Billett dem Tschernohlawek.
Band 09 (IX.), Seite 102r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).