Ein finsterer, nebliger Tag. Im Burgtheater neu studiert „Iphigenie“, mit der Schröder. Im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Feier der Grazien“; in beiden singt Therese „Gott erhalte“. Im Theater an der Wien das 15. Mal „Noah“. Ich bin nicht ganz wohl und musste um 10 h zum Grafen und angestrengt arbeiten. Mittags waren zu kalter Pastete, dann Fasan und Kraut Kridl, Wohlfarth, Nuellens; Axt, Ortner, Hoffmann und Dräxler kam zum Kaffee. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause, Therese machte Toilette. Abends suchte ich Gesellschaft, sprach Pugel, um 10 h nach Hause, mir war gut. Kurs 249 ¼ fl..
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Karl. Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Die Zeiträume 1819“. Im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien bei äußerer Verzierung und Beleuchtung zum ersten Mal „Die Pflegesöhne“, Trauerspiel in 5 Akten von Kratter. Früh arbeitete ich zu Hause, dann zum Grafen. Zu Wohlfarth, fand Gesellschaft. Mittags speisten Baumann, Jungmann und Dräxler da. Nach Mittag fuhr ich in Wohlfarths Gesellschaft zum Kaffeehaus des Wagner. Sie führte uns durch alle Säle, die Bequemlichkeit und Eleganz streiten um den Vorzug. Sahen die Pflasterung des Fahrweges der Brücke, das neue – kleine – Tor; sie durchbrechen eben das Tor für die Fußgänger. Dann zum Tabor, tranken Kaffee, dann ich mit Wohlfarth ins Theater an der Wien. Das Theater macht sich schön, nur der Plafond von Moreau ist plump mit seinen großen Feldern. Als sich Pálffy nach seinem Ersticken im Schwefelkasten (?) nur etwas zeigte, klatschten einige und er zog sich mit Sedlnitzky und Dietrichstein sehr schnell zurück. Nach dem 1. Akt ins Burgtheater, auch voll, wo ich blieb. Im 3. [Akt ?] singt Krüger die Arie aus dem „Rotkäppchen“, gefiel wenig. Kurs 249 ¼ fl., der # 11fl.19 x.
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Abends dichter Nebel. Im Burgtheater „Fähndrich“, dann ersten Male „Die eifersüchtigen Frauen“, Lustspiel in 2 Akten aus dem Englischen von Kotzebue. Im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Hochzeit auf dem Lande“. Den Vormittag beim Grafen, zahlte endlich mehreres. Dann mittags bei Wohlfarth, nach Mittag mit Therese und Richart in den Garten und Matzleinsdorfer Kirchhof, sahen den Gedenkstein des Gewey. Dann ich in Gesellschaft, sprach später Pugel.
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Heiter. Im Burgtheater „Korb“, „Eifersüchtige Frauen“, Violinkonzert von [ ... ¸Name fehlt] von Stuttgart, gefiel sehr. Im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien „Noah“. Den Vormittag beim Grafen, bei Biedermann. Mittags speisten wir beim Guten Hirten, mit Wohlfarth, Streitfort, Kárner, Axt, Seitz, Koch, Kerner, Jungmann. Wir unterhielten uns sehr gut. Nach Mittag kam die Wohlfarth in Gesellschaft von Nuellens und Tony und holte uns ab. Wir sahen die Riesin, 19 Jahre alt, die zwei starken Mädchen welche 3 und 5 Zentner heben, den Sentinger (?), dann die Familie Buschmenschen aus Neu-Holland, Botany Bay, dem 5. Weltteil; Mann 43, Frau 21, das Kind 1½ Jahre alt, dann die Afrikanerin, 21 Jahre alt. Sehr interessant, ich unterhielt mich lange mit ihnen. Er ist wild, sie hat Züge einer Medea. Schön gebaut ist die Äthiopierin. Das gerade aufsteigende Haar der Buschfrau ist doch fein (?). Wir sahen ihre Waffen, ihre Gebräuche.
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Trüb, der Tag wurde heiter. Im Burgtheater “Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Mädchentreue“, im Theater an der Wien „Noah“. Redoute für die Mediziner, 4 fl., Waffentanz von Horschelt aus dem „Blöden Ritter“. Den Vormittag beim Grafen, mit Ball zum Fabrikanten Resch beim Goldenen Anker. Mittags bei Wohlfarth, die Bäsle Luise Bohnberg von Tübingen kam aus Ulm auf der Donau an; ein hübsches stilles Mädchen von 18 Jahren, Wohlfarth und ich plauderten lange mit ihr. Nach Mittag in Gesellschaft zur Vladár, in den Prater, außerordentlich viele Menschen. Dann in beide Theater; da waren nur die Reimannischen Söhne und ich führte die Wohlfarth und Bäsle hinein, dann ich ins Bett. Der Hruschka Sohn ist sehr krank.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).