Heiter. Im Burgtheater „Menschenhass“, im Kärntnertor-Theater „Zum Gold[enen] Löwen“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien zum 1. Male „Das Haus des Corregidors“, Posse aus dem Französischen. Den Vormittag beim Grafen, brachte und half dem Kridl mit 2000 fl.. Mittags speiste Wolfmayer da; wir sprachen von seinem mechanischen Tische, dem Platz in unserem großen Zimmer und dem Diner am 31. Oktober. Nach Mittag zu Vladár, abends mit Pepi Andres in Wohlfarths Gesellschaft ins Burgtheater. Therese ging spazieren, besuchte die Wohlfarth und nahm da Gefrorenes. Heute wurde die neue Gemahlin des Palatin vorgestellt, eine Prinzessin von …[ ?, Wert fehlt].
Band 09 (IX.), Seite 87v
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Heiter, kalt, der erste Reif. Im Burgtheater „Pagenstreiche“, im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Kärntnertor-Theater [ ?, wohl Theater an der Wien] „Haus des Corregidors“, „Marktrichter“. Den Vormittag beim Grafen, besuchte den Arilleriehauptmann Seitz, Kramer (?) aus Brünn, Ball. Mittags bei Wohlfarth mit Axt, Koch und Kridl. Therese fuhr in den Garten und speiste mit Pepi. Nach Mittag alle Männer in den Garten; Hoffmann fiel von der Hutsche und musste sich übergeben. Die Wohlfarth fuhr in den Prater. Eben wurde der Flötist Ludwig Gehring begraben, starb mit 66 Jahren an Schleimschlag. Kreutzer sprach mich am Hause an, er wartete die Leichenrede ab. Abends ins Burgtheater, wohin Dermer und die Hruschka kamen. Kurs 249 fl..
Band 09 (IX.), Seite 87v
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Heiter. Im Burgtheater „Klingsberg“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Ossian“, im Theater an der Wien „Barbier von Sevilla“. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Mittags mit Jungmann bei Vladár, nach Mittag nach Pötzleinsdorf. Dann ich ins Theater an der Wien, plauderte viel mit Kleinschmid, Steiger. Gewey ist etwas besser. Therese war bei der Ruthner und bei der Mühlhofer.
Band 09 (IX.), Seite 88r
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Heiter, aber kalt. Im Burgtheater „Jude“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Theater an der Wien „Haus des Corregidors“, „Marktrichter“. Den Vormittag beim Grafen, dem Bau der Brücke, dem Haus des Wagner, sprach Kornhäusel. Bim Radl wegen seiner Wohnung im 2. Stock. Mittags speisten Wolfmayer, Schießl und Moreau da, Unterredung wegen mechan[ischem] Tisch Nach Mittag zu Ball, zu Vladár, dann ins Burgtheater, fand Reimanns Söhne. Therese war bei der Moser, welche heute einzog. Kurs 248 ½ fl..
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Kalt, trüb. Im Burgtheater „Phädra“, die Wilhelmine Schröder als Aricia; die Loge den Reimannischen. Im Kärntnertor-Theater „Die 2 Geizigen“, „Hochzeit der Thetis“, im Theater an der Wien „Barbier von Sevilla“. Den Vormittag beim Grafen; Mericzay ist hier. Mit ihm in das Haus, 1. Stock, zur Stullmüller, wo das Kaffeehaus war. Später zu Kramer (?), Hauptmann Seitz. Zum Gewey, welchen ich besser fand. Mittags speisten Kridl, Kornhäusel, Wohlfarth, Neefe mit Pepi da, welcher bei Pados (?) eintritt. Wohlfarth fuhr mit ihr nach Grinzing zur Weinlese. Nach Mittag mit Therese in die Porzellanfabrik, kaufte John Bull, 6 fl.. Zu Vladár, Valete der Toni. Dann ins Burgtheater in die Loge zu den Reimannischen. Die Wilhelmine Schröder hat eine schöne Figur, ist blond und ihr Organ sehr angenehm. Die Mutter führte sie vor und sprach „Nur durch Fleiß und Streben kann sie diese Huld verdienen. Erlauben Sie mir einen Wunsch: Seien Sie freundlich, nachsichtig, aber auch streng“. Welch ein Widerspruch !
Band 09 (IX.), Seite 88r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).