Wie gestern. Im im Kärntnertor-Theater „Ruhm und Liebe“, im Theater an der Wien Mlle. Hartmayr von Zürich, Schülerin der Mad. Lange; dann „Berggeist“. Im Burgtheater „Westindier“. Den Vormittag beim Grafen, mit Kárner (?), Rauhensteingasse. Dem Dietrich brachte ich einen schwarzen Spiegel mit der Inschrift „Zur dankbaren Erinnerung des 14. September 1819“, und einen zweiten, gab ihn selben hier zu behalten. Von der Hruschka bekam Therese ein Etui, welches sie von Fuljod bekam; von der Reimann eine rote Tasche von Stahl und etwas Einrichtung, von der Assen eine Nadel mit Kreuz, von der Tschepp einen chinesischen Fußpolster. Dräxler speiste mit uns. Nach Mittag fuhr Therese zur Reimann und brachte ihr 2 Salzfasseln, 75 fl., 9 Ellen grauen Popeline, 54 fl., eine porzellanene Kaffeemaschine 21 fl., zusammen 150 fl.. Dann in den Garten, ich sprach Ball, zum Seitz, in Gesellschaft ins Burgtheater, brachte Therese Gefrorenes, die Wohlfarth schickte eine elegante Torte.
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Kalt, heiter; nach Mittag war es trüb und kalter Wind. Im Burgtheater „Ideal“, „Taschenbuch“, die Loge der Krieghammer. Im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Nina“, im Theater an der Wien „Rosenhütchen“. Pepi frühstückte mit uns. Zum Grafen, wegen Treitschkes Pupillen zum Kárner. Der Tschepp gaben wir eine Kaffeeschale und 6 Paar Handschuhe. Zur Illésházy, Ruthner. Mittags gab ich Therese eine Torte von Sahneeis, dann zum Dessert 2 Perkal auf Überrock, 70 fl.,12 Paar braune Handschuhe, 30 fl.,12 Schnupftücher von Batist, 32 fl.; früher erhielt sie schon ein Kreuz von Mosaik; alles freute sie. Von der Etzelt bekam sie ein Körbchen mit erhabener Stickerei, von der Krieghammer einen grauen Arbeitsbeutel, die Rodler gab ihr ein Krausel. Fiala, Pepi und Richart speisten mit uns, nach Mittag holten wir die Reimann ab und fuhren in den Garten, von dort nach Grinzing zum Hörr, tranken Kaffee. Dann ins Leopoldstädter Theater, zum ersten Mal „Das Gespenst auf der Bastei“ mit Raimund, Posse mit Musik in 2 Akten von Meisl. Ganz überrascht waren sie, als wir im Leopoldstädter Theater abstiegen; wir unterhielten uns gut. Dann führte ich die Reimann nach Hause. Die Loge im Burgtheater gaben wir Reinl und dem Tapezierer. Kurs 249 fl..
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Trüb, nach Mittag heiter. Im Burgtheater „Sappho“, Betty Schröder als Melitta; die Loge der Krieghammer und Kramer (?). Im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien „Vetter Benjamin“, „Marktrichter“. Früh zur Stullmüller, den Stukkatoren nachzusehen, zum Grafen, mit Mericzay beschäftigt. Mittags speisten Koch, Kridl und Elsler da. Nach Mittag sprach ich Ball, dann zu Hoffmann, ins Burgtheater mit Krieghammer, Kramer und Dermer. Therese war bei der kranken Moser.
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Trüb.Im Burgtheater „Schachmaschine“, Schulz von dem sächsischen Hoftheater als Karl Ruff, missfiel. Im Kärntnertor-Theater, „Armand“, im Theater an der Wien „Spinnerin am Kreuz“. Im Kleinen Redoutensaal der Indianer Thomas Beauleau mit seinen Equilibern. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Reimann, Steinl (?), Dessauer, Fieglmüller mit dem Kommandeur speisten da. Nach Mittag alle in den Garten. Therese blieb bei Reimann. Reinl musste allen Damen Rosenbouquets binden. Dann mit den Aachener Freund Nuellens (?) Lauran (?) ins Kärntnertor-Theater. Die Moser war heute sehr schlecht.
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Jahrestag der Schlacht bei Leipzig. Im Burgtheater für die Invaliden „Lorbeerkranz“, im Kärntnertor-Theater „Zwei Worte“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Braut von Messina“ mit der Münstermann. Früh in No. 452, zum Grafen, mit Mericzay, zum Reimann. später zur Peter. Mittags speiste der Dräxler da. Nach Mittag zum Grafen, in No. 452. Zur Vladár, dann in Wohlfarths Gesellschaft ins Burgtheater. Therese war bei der kranken Moser.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).