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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
8116 1819 10 19 In der Nacht Regen, trüb; den ganzen Nachmittag und abends Regen. Im Burgtheater „Ring“, im Kärntnertor-Theater „Richard und Zoraide“, mit dem Sonnenaufgang. Im Theater an der Wien, zum 1. Mal „Noah“ biblisches Drama in 3 Akten, Musik von Seyfried, Dekor von Neefe, Maschinerie von Roller. Den Vormittag beim Grafen, beim Ferdinand Pálffy aufschreiben, bei Wohlfarth. Mittags mit Seitz bei Dietrich, brachte ihm den zweiten schwarzen Spiegel, zusammen 50 fl., um selben hier zu behalten. Heute früh erhielt ich die Trauernachricht, dass mein Freund Franz Gewey, k.k. Hofkanzlist, der teure Jugendgenosse, gestern abends um 9 h im 55. Jahre verschieden sei. Ich eilte hinaus, fand die Frau und Therese in Tränen. Die Rodler und Steiger waren da. Er sah sich gar nicht mehr ähnlich. Nach Mittag wurde sein Leichnam geöffnet; Steiger und Therese erzählten mir das Ergebnis. Auf der Brust fanden sie 4 Pfund Wasser, im Bauche etwas, die Leber war hart und knotig, im Herzen ein hartes Gewächs, die Goldene Ader hatte Knoten; so war sein Tod unvermeidlich. Steiger setzte ihm das Wildensteiner Kappel auf und hing ihm die Medaille mit Johanns Brustbild am blauen Bande an. Der Gestank ließ sich nicht länger aushalten. Ich lasse ihm einen Stein setzen; Dräxler bewirkte mir die Bewilligung für das eigene Grab, welche 51 fl. WW und 45 Kreuzer Münze kostet. In Wohlfarths und Nuellens Gesellschaft ins Theater an der Wien, Der 2. Akt mit dem Paradiese und den Feuerwolken überraschten, der 3. Akt und die Sintflut machte weniger. Schön sind die Chöre, das Buch aber langweilte. Horschelt führte Neefe und Roller heraus. Band 09 (IX.), Seite 89r
8117 1819 10 20 Regen bis Mittag. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, Schulz als Sekretär Dallner. Im Kärntnertor-Theater „Alexis“ und „Achilles“, im Theater an der Wien „Noah“, gefällt. Den Vormittag beim Grafen, gab dem Högler einen Plan vom Leichenstein für Gewey, fuhr mit ihm auf den Matzleinsdorfer Kirchhof wegen einem Platz. Mittags speisten Reimann, Kridl, Dräxler da. Nach Mittag in No. 452, zur kranken Moser, zu Wohlfarth, zu Rosenberg wegen Sohn des Kolblinger (?) und empfahl die Bitte des Vandermark (?). Dann ins Burgtheater, wo mir die Kramer (?) ihren Mann aufführte, welcher gestern von Brünn kam. Sein verstörter Blick könnte mich fürchten machen ! Therese war im Kloster um der Oberin zu gratulieren. Kurs 249 fl.. Band 09 (IX.), Seite 89r
8118 1819 10 21 Ein schöner Tag. Im Burgtheater zum 1. Mal „Die Fürsten Chowansky“, Trauerspiel in 5 Akten von Ernst Raupach, Hofrat in Petersburg. Im Theater an der Wien [sic, recte Kärntnertor-Theater] „Mädchentreue, im Theater an der Wien zum 3. Mal „Noah“, gefällt sehr. Um 7 h zum Grafen, welcher nach Preßburg fuhr. Mit Tschernohlawek ins Haus No. 1031 um bei Pugel (?) das Zimmer anzusehen und zu mieten. Nach Hause, nach Mittag zu Ball, dann zum Begräbnis meines teuren Freundes Franz Xaver Karl Gewey, nach Mittag um 5 h bei St. Karl. Der Kommandeur segnete ihn ein, Ehz. Johann schickte seinen Sekretär. Kridl kam mit Riedler (?), Bittner, Streitfort, Richart. Mit diesen fuhr ich auf den Matzleinsdorfer Friedhof, Steiger kam mit Klotz nach. In unserer Gegenwart ließ ich ihn in die Grube senken. Wohl ihm, er ruht. Geboren war er am 14. April 1764. Ich sprach mit den Hoffmann, Rüger (?), Wille, Oeppinger. Therese fuhr mit der Reich in den Garten, dann durch Inzersdorf und blieb den Abend bei ihnen. Es war ein schöner Abend. Band 09 (IX.), Seite 89v
8119 1819 10 22 Trüb, Nebel, es war kalt. Im Burgtheater „Die Fürsten Chowansky“, gefällt nicht sehr. Im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Zauberschlaf“, im Theater an der Wien „Noah“, gefällt sehr. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 452, mit Therese in den Garten, wo Reinl mit 6 Mann arbeitet. Sprach Denickel, zu Kaan wegen Geld. Mittags speisten Wille und Högler da, Konferenz wegen Geweys Grabstein. Nach Mittag kam des Gewey Neffe Hoffmann, wir deliberierten wegen Geweys Grabstein und dem Worte Volksdichter. Therese fuhr in die Porzellanfabrik und dann in Gesellschaft nach Schönbrunn. Dann ins Burgtheater, voll, mir gefiel das Stück sehr. Die Schröder und Korn allein glänzen Band 09 (IX.), Seite 89v
8120 1819 10 23 Heiter, aber rauer Wind. Im Burgtheater „Heirat durch Delikatesse“, Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, im Theater an der Wien „Noah“. Früh zur Donau wegen Wein, dann mit Kramer von Brünn und Frau in unseren Garten, er gefällt ihnen sehr gut, nur war es auf der Galerie etwas kalt. Reinl arbeitet mit 3 Mann. War in der Johannesgasse No. 1031 nachsehen, fand Ball, dann zu Hause die Gewey mit der Therese, welche lange schon bei der Frau waren. Bäuerle besuchte mich und empfahl sich mir, weil er mit dem König die Fortsetzung des Eipeldauer ausmachte. Mittags speiste Dräxler mit uns, nach Mittag sprach ich Ball. Dann in Gesellschaft, mit Krieghammer und Kramer ins Kärntnertor-Theater. Therese fuhr noch mit der Fux in den Garten. Band 09 (IX.), Seite 89v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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