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Anzeige von 8081 - 8085 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
8081 1819 9 14 In Feistritz den Gang auf die Alpen mit ganzem Zuge. Die beiden Wirtschafterinnen Reserl und Lisette auf dem Würstel, Zobel war ihr Condukteur, Reserl ritt hinauf, fuhr zurück. Um 4 h frühstückten wir, der Jäger Schuller führte Seitz, Kornhäusel, Gottlieb und mich bis an den Feistritzer Halter (?). Mit großer Anstrengung bestiegen wir den Berg in der Nähe des Stadlbauer. Bei der Aussicht der alten St. Corona-Kapelle nach Kirchberg kam die Wurst, die ich gleich benutzte. Fuhren bis zur Bärenlacke (?); stückweise, und waren um 9 h bei der Feistritzer Alpe. Die sehr kraftvollen Hengste zogen mit der größten Anstrengung. Nach einer kurzen Ruhe erstiegen wir das Steinerne Kreuz und Steiermarks Grenze, da blieben Kornhäusel und Seitz zurück. Der ganze, äußerst mühsame, 4 Stunden lange Weg, wo stets bergauf und meist sehr steil gestiegen wurde, war wegen seiner Abwechslungen, der Temperatur, der Vegetation, der großen Aussichten sehr interessant. Vom Steinernen Kreuz sahen wir Neunkirchen, Neustadt, Sachsenbrunn. Oft wechselten die Wolken und wir standen ganz in selben, oft ober denselben. Um 11 h wurde in der Alpenhütte gespeist, um 1 h ging es zurück, um 4 h waren wir in Feistritz. Jausneten, ich spielte mit Kornhäusel Billard, die anderen Tarock. Wohlfarth erhielt im Zechen den Preis. Band 09 (IX.), Seite 83v
8082 1819 9 15 Rückfahrt nach Wien, Pause in Seebenstein. Um 5 h beschenkten wir die Reserl mit einem Dukaten, den Kaspar, Joseph und Küchenmädel ebenfalls und fuhren an einem herrlichen Morgen, dem der schönste Tag folgte, nach Wildenstein, Veste auf der blauen Erde, Burgherr und Oberritter Steiger, Heinz vom Stein, der Wilde. Uns empfing sein Sohn und Burgvogt Kuno, welche er dahin schickte. Sahen die Waffen-, Prunk- und Naturalienkammer, den Speise- und Gerichtssaal, die Kapelle, Wohnzimmer, nahmen Imbiss und Labetrunk, tranken auf des Burgherrn Wohl und blieben über 2 Stunden. Sehr freute uns alles. Vom Speisesaal aus sieht man den Stephansturm, die ganze Gegend. Besonders schön zeigt sich Pitten, der Murat nach Frohsdorf gehörig. Mit herzlichem Lebewohl schieden wir von dem ehrwürdigen Platze, vom jungen Steiger. Waren um 12 h beim Wirt Seisser in Neustadt, aßen etwas, um 2 h beim in Schönau, wo Wohlfarth beim Jerome etwas zu tun hatte. Um 4 h waren wir in Wien, sahen bei der Spinnerin am Kreuz den Galgen für den Studenten aufrichten, welcher den Weinbauern mordete, bestahl und morgen gehangen wird. Zu Hause schrieb ich bis 7 h an den Grafen, die Keglevich. Zu Reimann, in Gesellschaft ins Theater an der Wien, hörte die Feron von Paris. Sie ist eine vorzügliche Sängerin, ihre Höhe bedeutend, angenehm ist ihr Staccato; ihre halben Töne gefielen nicht. Es war ziemlich voll. Im Burgtheater „Nathan“, im Kärntnertor-Theater „Zum Gold[enen] Löwen“, „Zauberschlaf“. Band 09 (IX.), Seite 84r
8083 1819 9 16 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Organe des Gehirns“, Man kann sich irren“; im Kärntnertor-Theater „Othello“, im Theater an der Wien zum 3. Mal „Bagage“, Posse aus dem Französischen in einem Akt, dann „Berggeist“. Früh arbeitete ich zu Hause, zum kranken Gewey, ins neue Quartier Freihaus, erzählte ihm unseren Ausflug. Zu Ball (?), Denickel (?), Wohlfarth. Mittags zu Hause, nach Mittag führte ich Therese und die Reimann zu Neumayer nach Inzersdorf. Abends in der Vladár Gesellschaft, mit der Toni in das Theater an der Wien, L[oge ?] 26; hatten mit ihr viel Spaß. Band 09 (IX.), Seite 84r
8084 1819 9 17 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Maria Stuart“ mit der Klingemann von Braunschweig; im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Ossian“, im Theater an der Wien Mad. Feron und Mons. Pucilla, inzwischen „Die Bestohlenen“. Früh schrieb ich dem Pfersmann wegen freiem Eintritt für Seitz und Jonak, dann mit Reinl wegen dem Bauplatz zum Starhemberg; handelten nach langen Debatten, dass Reinl ihm 48 x für den Klafter, und extra 300 fl. gebe. Später zu Ball, Hoffmann, dem Schießl Loge ins Kärntnertor-Theater. Hoffmann und Andres speisten da. Mit ihm fuhr Therese in den Garten und nahm die Zwiebeln aus. Wir erhielten 360 Stück und gaben der Fux 100, Wohlfarth 300, Reimann 150, Hoffmann 160, der Moser 50, Peter 50, Seppel und dem Hausmeister 80 Stück . Ich arbeitete, schrieb dem Grafen und der Keglevich; war in No: 391. Zur Vladár, war im Alster-Garten jausnen. Der Kutscher Seppel vergaß, Therese abzuholen; sie musste im Garten schlafen. Pepi kam mit der Post. Der Kaufmann Knosek (?) kündigte seine Wohnung im 1. Stock auf. [Im Burgtheater] spielte diese Dichtersfrau [Klingemann] die Maria manieriert, schwülstig, sprach mit vollem Munde und etwas unverständlich. Mühsam wurde sie vorgerufen und brachte diese Auszeichnung dem unsterblichen Dichter. Band 09 (IX.), Seite 84v
8085 1819 9 18 Heiter. Im Burgtheater „Nachtlager in Granada“, „Wie man sich täuscht“, die Loge der Eberle; im Kärntnertor-Theater, „Othello“, Loge den Krieghammer. Im Theater an der Wien zum ersten Mal „Die Spinnerin am Kreuz“, Schauspiel in 4 Akten, vom Jahre 1180, samt einem Vorspiele „Das Lösegeld“, von F[riedrich] A[ugust] Kann; Loge dem Tschepp. Um 7 h früh überraschte ich Therese im Garten, frühstückte mit ihr und Pepi, dann ich zu Ball, später zur Denickel (?). Dem Reinl lieh ich zur Ratifikation seines Grundkaufs 300 fl.. und machte ihm ein Douceur von 100 fl. Mittags speiste Schießl mit Dräxler da. Pfersmann schickte mir für Seitz das Eintrittsbillett, welches mich sehr freute. [Im Kärntnertor-Theater] wurde wegen Babnigg „Joseph und seine Brüder“ gegeben. Ich kam im 3. Akt und begleitete die Kramer (?) über die Bastei. Band 09 (IX.), Seite 84v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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