Trüb, kalt. Im Burgtheater „Marie“, „Spiegel“, „Zerstreute“, im Kärntnertor-Theater „ 2 Worte“, „Grazien“, im Theater an der Wien zu Seyfrieds Einnahme „Abraham“, Drama in 4 Akten, Dekor von Gail, Neefe, Maschinen von Roller. Die Sandstürme von Roller waren im Vordergrunde gut gemacht, mit dem Hintergrunde war ich gar nicht zufrieden. Das Ganze, so wie das Stück selbst, war ohne Wirkung und zum Schluss das Publikum ruhig. Mir gefiel es, nur mangelt die Handlung. Es kostete viel. Kurs 303 fl..
Band 09 (IX.), Seite 3v
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Stürmisch; der Tag wurde [nach Mittag] schön. Im Burgtheater „Stille Wässer“, im Kärntnertor-Theater „Titus“, im Theater an der Wien „Abraham“; ich bin auf die heutige Aufnahme begierig. Abreise des Andres, wir gaben ihm für Jean eine Schale für 10 fl. und Kleidstickerei per 16 fl mit. Den Vormittag beim Grafen, Dav[ria?], mittags bei Wohlfarth. Von Brandmayer bekam ich 6 Ellen dunkelblaues und 6 Ellen grünes Tuch. Nach Mittag zu Voigtländer, wegen Lorgnette, 110 fl., in den Garten. Das Spargelbeet ist fertig, die meisten Bäume sind gesetzt. Ins Kärntnertor-Theater in den 3. Stock, wegen der Lembert statt „Titus“ „Beide Füchse“. Bei Wohlfarth soupieren; Sturm wegen Tony und Baber.
Band 09 (IX.), Seite 3v
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Stürmisch. Andreas; Namensfest von Stifft und Neuberg. Im Burgtheater „Clementine von Aubigny“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Theater an der Wien „Abraham“. Den Vormittag beim Grafen. Im Großen Redoutensaal vom Musikverein „Vater unser“ von Naumann; sehr leer, ist veraltet. Mittags bei Wohlfarth, Billard spielen; Therese machte Besuche bei Steiner, Nigris. Nach Mittag fuhr ich mit Nesinger, Hoffmann und Gottlieb in den Garten; trotz meinem Befehl arbeitete der Hausmeister nicht, war weder zu Hause. Dies erbitterte mich und ich kündigte ihm Entlassung an. Abends in die Loge im Burgtheater, zum Souper mit Weikersheim, Streitfort, Glaser, Hoffmann, es wurde punschiert. Um 12 h nach Hause.
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Trüb, stürmisch. Im Burgtheater „Lästerschule“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, dann nach 5 Monaten die Rozier in „Nina“. Im Theater an der Wien „Abraham“. Den Vormittag beim Grafen, in No. 373 wegen Vinzenz. Zu Dav[ria?], mittags allein. Nach Mittag in den Garten mit Therese und Wohlfarth; sie setzten Weinstöcke. Therese gab der Hugelmann und der Reich Lektion. Abends ins Burgtheater, dann in Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater. Die Treitschke brachte man in Ohnmacht in die Credenz. Heute wurde Aloys Franul v. Weissenthurn begraben. Er starb sehr besonnen am Samstag nach Mittag im 58. Jahr an Nervenfieber. Das Rindfleisch kostet 26 x; Kurs 303 fl..
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Windig; der Tag wurde angenehm, still und warm. Im Burgtheater „Beide Klingsberg“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Abraham“. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein. Nach Mittag mit Therese in den Garten, mit Wohlfarth zu Eberl. Dann ins Gesellschaftstheater bei Benkó „Zufall und List“, „Oheim als Neffe“; die Hitze war ganz unerträglich. Dann in die Loge im Burgtheater und soupieren bei Wohlfarth. August schrieb am 18. November aus Paris, was mich sehr freute. Kurs 300 fl..
Band 09 (IX.), Seite 4r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).