Trüb, abends Schnee und Wind. Den Vormittag zum Grafen, mit ihm zum Wohlfarth, den schönen Christbaum anzusehen. Mittags bei W[ohlfarth], nach Mittag zu Hause mit Richart wegen der Optik. Dann mit Therese und W[ohlfarth] zum Müller. Beim Müller „Buben“ (?) Deklamation und Musik, das Billett 3 fl., Jeanettl, Moreau, Reil, Kettel, die Weber deklamieren. Nicht voll, unausstehliche Hitze. Nach der Deklamation ins Bett. Bschaidner endete die Küche.
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Christabend. Tiefer Schnee, die Witterung lässt nach, der Morast stellt sich ein. Zurichtung zur Optik, Fasan-Austeilung an Pfersmann, Ortner, Richart. Gewey, Richart und Schießl speisten Fische bei uns. Nach Mittag mit Richart in die Porzellanfabrik; dem Joris brachte ich 2 Hasen, 2 Fasanen, und so jedem. Scheiger brachte Ohrgehänge für die Reimann, 380 fl.. Abends mit Richart in Gesellschaft, dann zu W[ohlfarth] und zeitlich ins Bett.
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Christtag. Neuer tiefer Schnee. Den Vormittag beim Grafen. Brachte Reimann die Ohrgehänge. In den Redoutensaal, Akademie für die Bürger „Die Israeliten in der Wüste“, mittelmäßig voll. Mittags bei W[ohlfarth] mit Jobst, Streitfort; zum Kaffee Lembert, Kästner und Hoffmann. Dann Optik, die vierte für das Institut, die Karte 3 fl., 54 Personen, 175 fl.. Schießl überraschte mich mit einer Schlussdekoration mit Bäumen, im Hintergrund ein Tempel, mit einer strahlenden Sonne, welche aber die Wirkung verfehlte. Die Gesellschaft war sehr gemischt, viel Gefallen fand Jobst. Wir gaben 160 Würsteln, Trüffelpastete mit Lungenbraten, 3 Fasanen, Salat, Erdäpfel und Fisolen, dann Wespennest. Die folgenden 24 blieben: Koch, Moreau, Deinhardstein, Gall, Wohlfahrt 5 Personen, Jobst, Nesinger, Kridl, Gießer 2, Glaser, Schießl, Dermer, Richart, Roller, Hoffmann, Theodor, Streitfort mit Sohn, Neefe. Wir waren froh und lachten viel. Moreau und Deinhardstein machten die Szene der Juden und Richter, Moreau die „Kroatische Predigt“, dann mit Gall die Coriolan-Szene. Endlich erhob sich Koch, der große Künstler, und sagte den Monolog aus „Hamlet“ „Sein und nicht sein“; stimmte alle um, rührte und erschütterte. So haben wir ihn nicht gehört; er zeigte, was darin liegt. Dann sprach er ein witziges Gedicht von seinem Bruder; endlich, auf unser aller Bitten, wiederholte er den Monolog. Wir waren bis 1 h zusammen und punschierten.
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St. Stephan. Strenge Kälte, tiefer Schnee, es weht. Im Burgtheater „Wiedervergeltung“, Schröder als Medea, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“ und „Nina“ .im Theater an der Wien „Pilger“. Den Vormittag beim Grafen. Konzert im Universitätssaal für die Witwen der juridischen Fakultät. Mittags bei W[ohlfarth] mit Streitfort und Glaser. Nach Tische kamen Richart, Hoffmann; es wurde gespielt. Wir lachten über das 11. Eipeldauer-Heft, worin Gewey W[ohlfarths] Haus und meinen Garten schildert. Kridl schickte uns 3 Fasanen und sprach lange mit Jobst wegen einem neuen Arzneimittel. Abends mit W[ohlfarth] ins Burgtheater, 3. Stock.
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Des Kárner und Bruders Namenstag. Strenge Kälte, tiefer Schnee. Im Burgtheater „Folgen des Maskenballs“, „Vetter in Lissabon“, im Kärntnertor-Theater „Titus“. Im Theater an der Wien zum 1.Mal „Die Vorposten“, Schauspiel in 5 Akten von Clauren; missfiel. Den Vormittag beim Grafen, im Neubad, zu Kárner; Mittags speiste ich bei Nitschner, um meine Meinung über Abteilung und Verkauf seiner Häuser zu hören. Bei ihm speisten auch sein Bruder, Mayner (?) vom Kontrollamt. Zu Reimann, in Gesellschaft, dann mit Jobst ins Kärntnertor-Theater, in den 3. Stock, danach zum Souper, Hoffmann im Burgtheater, Verdruss.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).