Lichtmess. Stürmisch, sehr kotig. Im Burgtheater „Liebhaber und Nebenbuhler“, im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Ahnfrau“ von Grillparzer. 5. Redoute. Früh zum Grafen, ins Gesellschaftskonzert im großen Redoutensaal. Zum Wohlfarth speisen mit Koch, nach Mittag Billardspiel, Kridl ging auch mit. Abends bei Dav[ria ?], ins Burgtheater mit Wohlfarth, dann in die Redoute, blieb bis 12 h. Hoffmann Joseph sagte, dass er sich heute bei seinem ersten Besuch bei Wohlfarth gut unterhielt. Er war mit Bettl, Julie, Schenk, Hoffinger in der Redoute, welche leer und kaum 1500 Menschen waren.
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Stürmisch, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Deutsche Familie“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Nina“, im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Am Vormittag saß im Kreise (?) um 10 h die Urteilsverlesung des Schneiders, Ferd[inand] Wurzinger, Raubmörders; ohne Gesichtsveränderung. Er ist Vater, 26 Jahre alt, seine Gattin schwanger. Mittags zu Peter, die beiden Prinster speisten da. Nach Mittag zu Haus, zu Wohlfarth. Spielte in Gesellschaft, dann ins Kärntnertor-Theater.
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Kalt, heiter gegen Mittag wurde es wunderschön. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, im Kärntnertor-Theater „Dichter und Tonsetzer“, im Theater an der Wien „Schatzgräber“, „Chevalier Dupé“. Den Vormittag beim Grafen, er schickte dem Reimann einen Fasan. Mit Therese ins Heugassel, mittags allein. Wir machten die Tour über die Glacis. Nach Mittag schrieb ich dem Sträubl, welcher keinen Dung nehmen will, wo doch 100 Fuhren im Überschlag sind. Abends zu Dav[ria ?]. Wohlfarth, schickte mir französisches farbiges Papier und ein Glas mit Gurken. Bei Keithner (?) kaufte ich einen neuen Hut zu 15 fl.. In Richarts Gesellschaft spielte ich, war im Burgtheater, speiste bei Wohlfarth. Therese besuchte die Assen und schickte die Sepherl mit Pepi ins Theater an der Wien. Etzelt fallierte. Kurs 362 fl..
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Trüb, starker Nebel. Im Burgtheater „Don Carlos“, die Hruschka seit der Krankheit zum 1. Mal als Königin. Im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, ritterl[iches] Divertissement, im Theater an der Wien „Räuber“. Den Vormittag beim Grafen, dann zu Liebisch, Kleider zahlen, die Elle 5 fl. 30 x, 19 Ellen 105 fl.. Liebisch verführte mich, 2 weiße englische Tücheln für 20 fl. zu kaufen. Mittags bei Wohlfarth und Richart Besuch. Das Falliment des Etzelt macht viele unglückliche Menschen. Abends suchte ich Ortner wegen liederlichem Bau, spielte in Richart Gesellschaft, war im Burgtheater und soupierte bei Wohlfarth. Therese war wegen Assen bei Wohlfarth, nach Mittag zu Haus und besuchte die Peter.
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Windig, veränderlich. Im Burgtheater „Armut und Edelsinn“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Ahnfrau“, das vortreffliche Trauerspiel vom jungen Grillparzer. Beim Karst und im Garten, dann Sturm mit Ortner wegen schlechten Ziegeln. Früh Hinrichtung des Raubmörders Ferd[inand] Wurzinger. Um 12 h mit Wohlfarth das Ballarrangement bei Lord Stewart zu sehen; der Graf sah mit mir die Teller und Kompotte, fand selbe sehr schön und bestellte gleich Champagner-Gefrornes. Wohlfarth schickte Therese ein Kartandl mit Bäckerei und 3 Pomeranzen. Mittags allein, Unterredung mit Illéssy wegen den Reimannischen Kindern. Nach Mittag zu Liebschütz, dann um 7 h mit Therese und der Assen zum Wohlfarth, die Anordnung und Tafeln des englischen Balles zu sehen. Soupierten bei Wohlfarth, sie bediente Therese mit Bäckerei und Gefrornem.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).