Christabend. Den Vormittag beim Grafen, nach 11 h zu Wohlfarth, mittags allein. Heute kamen von Wildenschwert die Tischzeuge und Leinwand. Nach Mittag zu Hause, zur Frigo, mit Jungmann zu Uiberreiter. Um ½ 9 h zu Wohlfarth, fand ganz unvermutet große Gesellschaft, Steinwalter, Wildt (?), dann Engländer, Franzosen. Wir spielten Billard, nach 11 h wurde soupiert, um ½ 1 h schlich ich mich fort. Therese hat zu Hause Tischzeug und Handtücher zugeschnitten.
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Christtag. Die Kälte lässt nach. Den Vormittag beim Grafen, machte mit ihm 600 fl. Zulage und 3 Metzen Weizen aus. Dann schrieb ich meinem Bruder und erhielt von der Nany einen Brief, dass sie nicht nach Willdenschwert gehe, und schloss mir einen Brief von Jean bei. Ich bin nicht einverstanden. Dem Roller schickten wir 4 Bouteillen Wein und 2 Bouteillen Slivovitza. Auf den Kohlmarkt, mittags allein mit Therese. Mit Kárner auf die Bastei, es war heiter, schön, warm und sehr voll. Der König von Bayern erschien, und man hörte, Montgelas sei tot. Nach Mittag zu Haus, Zurichtung zur 3. Optik für die Institutsgesellschaft, 60 Personen zu 3 fl.; zum Bleiben engagierte ich Gottdank, Schenk, Julie, Bettl, Scholz, Entenfellner, Huber, Hoffmann Joseph, Richart, Pelikan, Roller, Wohlfarth mit Familie und Gothl Pepi; sie und August kamen später, weil sie mit der Redoute zu tun hatten. Fremde waren sehr wenig, höchstens 30 Personen. Wir gaben Würstel, 2 Hasen, Salat, Hasenpastete. Sie blieben bis nach 12 h.
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Stephanstag, heiter, kalt. Im Burgtheater „Stolz und Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Waltron“, Demmer, Karl Herzog. Den Vormittag beim Grafen. Schrieb meiner Schwester, welche nun nicht nach Wildenschwert gehen will, einen sehr derben Brief, schickte ihr 25 fl. und das Schmalz vom Jean. Bei Liebmann erlegte ich 50.000 fl und erhielt 100 fl. Mittag auf die Bastei, Wohlfarth nötigte mich zum Speisen, Wilmar (?) von Stockholm speiste da. Dann in den Redoutensaal, sahen Pfersmann den Glückshafen arrangieren. Zum Adler, ins Kärntnertor-Theater; hatte auf der Bühne Ungelegenheiten mit dem Kommissär, blieb im Burgtheater. Führte Tony in die Redoute für die Wohltätigkeit, Glückshafen für 200 Personen. Sehr voll, man zählte über 6000. Dann nach Haus.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Pflegesöhne“, im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“, „Ländliche Hochzeit“, mit Kobler Jeanette und Franz. Im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Den Vormittag zum Grafen, zur Peter, brachte allierte Tarockkarten und eine gelbe Schale mit Deckel; er war auch zu Hause. Verkaufte 420 fl. zu 453 fl. [?, wohl 353 fl.], betrug 1482 fl. War bei Kárner gratulieren, mittags speisten er und Jeanettl da, mit Reimann, auf Hechten und Hausen. Nach Mittag zu Hause, zum Cappi. Abends mit Frey (?) zu Rillos, plauderte bis Held (?) kam, es war 8 h. Dann ins Kärntnertor-Theater; im Herausgehen erzählte mir der junge Ziegler, die Prügelei des Joël, von ihm, jungen Pálffy und Esterházy, dass morgen im Stabs-Stockhaus Kommission sei; Joël klagte.
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Kalt, trüb, Nebel, etwas Schnee. Im Burgtheater „Verwandtschaften“, im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Rosenhügel“, Feenmärchen in 3 Akten, nach Kotzebue „Des Teufels Lustschloss“; Mus[ik] von verschied[enen] Meistern, Tänze von Horschelt, Dekor von DePian, Masch[inerie] von Roller. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein, nach Mittag auf den Gartengrund. Fanden Ortner und Tagwerker ausgraben, ein Teil der Kellermauer ist fertig. Zu Reimann, in Gesellschaft ins Theater an der Wien, alle bei Reimann begleiteten mich. Das Zauberspiel wurde – trotz Garderobe, Dekor, Ballett von den Koblerschen etc. – Akt für Akt ausgezischt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).