Es wird gar nicht Tag; Nebelreissen, Regen, glatt. Im Burgtheater „Emilia Galotti“, Lange als Odoardo; im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Fleischhauer von Ödenburg“ mit Schlittenfahrt. Im Leopoldstädter Theater Einnahme des Ign[az] Schuster „Prellerei in der Narrengasse“, Posse in 3 Akten mit Mu[sik], von Schikaneder. Den Vormittag beim Grafen. Beim Kornhäusel, mit ihm Konferenz wegen Hausplänen. Mittags mit dem jungen Petray, nach Mittag zu Haus, sprach Wittwer. Abends ins Leopoldstädter Theater, sprach lange mit Hensler, trank mit ihm Kaffee. Nahm von Schmirer einen Sitz im Parterre, kam neben Schenk, welche sehr unartig war. Die Posse langweilte mich sehr. Kurs 345 fl..
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Heiter, sehr kotig. Im Burgtheater „Bayard“, mit Lange, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Fleischhauer von Ödenburg“. Den Vormittag beim Grafen, Gittig ist hier. Ging zu Hoffmann, Jean war bei mir. Mittags allein mit Carlo. Wohlfarth ließ mich vom Essen wegrufen, ich musste zum Speisen kommen. Schlegel vom Ferdinand Pálffy und Stunz (?), Kapellmeister der italienischen Gesellschaft, speisten da; der arme August lag an einem Ass. Nach Mittag volle Arbeit für die 2. optische Vorstellung, Probe zum Prater, der erstmals gezeigt wird. Es kamen Wohlfarth, Frau, Tony, Gottlieb, Zwettling, Frau, 3 Mädchen, Koch, Pelikan, Guilmar (?), Stein, Reimann, Gewey, Stifft, Johann und Joseph Hoffmann, Mayer mit 3 Knaben, Roller mit 2 Knaben, Dermer, 2 Stubenrauch, 2 Frauen, Dräxler mit Choiseil (?), Tochter und Lacasnis (?), Tochter, Kapellmeister Stunz, Neefe mit Freund, Schön, Welker, Schmidt, Krabathy, Hönig, Frau, Stegmayer, 3 Buben, Baber. 25 Personen blieben, wir gaben Hasen, Kalbschlegel, Salat, Würstel. Alles war zufrieden, blieben bis ½ 12 h. Wir hatten Jux wegen chinesischem Gesandten.
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Kalt. Im Burgtheater „Donna Diana“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Die Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Fleischhauer von Ödenburg“. Den Vormittag beim Grafen, mit Gittig zu tun. Um 11 ham ich mit Wohlfarth zusammen, dann zum Guilmar (?), wo ich mich sehr freute. Gittig und der kleine Carl speisten da. Nach Mittag zu Haus, zum Adler. Dann ins Theater an der Wien, leer; fand Hensler, Gewey, mit welchen ich plauderte. Therese lag mit Kopfschmerzen.
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Heiter. Im Burgtheater „Blitzstrahl“, „Deutsche Hausfrau“, im Theater an der Wien [sic; recte Kärntnertor-Theater] zum 1. Mal „Tancred“, Oper in 2 Akten, Musik von Rossini. Mad. Borgondio, dann Tacchinardi treten auf, im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, „Waldmädchen“ Den Vormittag beim Grafen, da kam Liebmann, mit ihm Unterredung wegen seiner Möblierung, zu Kárner, Guilmar (?). Verkaufte 1300 fl. zu 343 ½ fl. Bekam die Pläne von Kornhäusel, besuchte Frigo. Abends ins Kärntnertor-Theater, sehr voll, großer Lärm. Die Borgondio errang den Preis, Tacchinardi gefiel weniger als die Spada. Alles wurde nach dem 1. und 2. Akt gerufen. Therese unterhielt sich in der Loge mit dem (?) Sessi und Italienern. Wegen Volksaufstand in London war der Kurs nach Mittag 352 fl..
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Heiter, Regen. abends Regen und Schnee. Im Burgtheater „Alte und neue Welt“, im Kärntnertor-Theater „Junggesellenwirtschaft“, „Hochzeit der Thetis“, im Theater an der Wien „Fleischhauer von Ödenburg“. Den Vormittag beim Grafen, Mericzay und Gittig sind hier. Machte Zahlungen an meine Handwerker, kaufte für Therese schwarzen Marzellin, 22 Ellen auf Mantel und Kleid, und 18 Ellen grauen Futtertaffet à 5 fl. 30 x und 4 fl, zusammen 185 fl. Gottdank und Schießl speisten mit uns Rebhühner. Nach Mittag zum Kridl, dann zu Hause, erwartete Ortner. Konferenz mit ihm wegen der Gärtnerwohnung nach Kornhäusels Plan, gab ihm 3000 fl. und akkordierte mit ihm für den ganzen Bau 8400 fl.; der Bau muss am 1. Mai vollendet sein. In Gesellschaft, dann in beide Theater.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).