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Anzeige von 7081 - 7085 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
7081 1816 12 19 Es wird gar nicht Tag; abwechselnd Regen und Schnee, sehr kotig. Im Burgtheater „Minna von Barnhelm“, im Kärntnertor-Theater zum 2. Mal „Tancred“, im Theater an der Wien „Parteienwut“, Ziegler als Koke, Mlle. Münstermann als Lady Laud (?). Den Vormittag beim Grafen, Wohlfarth. Mittags allein mit dem jungen Carl, nach Mittag zu Hause, besuchte den August beim Wohlfarth. Dann ins Kärntnertor-Theater, sehr voll, war meistens auf der Bühne, in der Credenz. Ich bin vom Schnupfen ganz abgespannt. Therese gab ich die 22 Ellen Marzellin à 5 ½ fl., 16 grauen Taffet à 4 fl. und 1 ¼ Ellen Samt à 20 fl, alles schien sie sehr zu freuen. Band 08 (VIII.), Seite 139v
7082 1816 12 20 Gefroren. Im Burgtheater zum 1. Mal nach Schlegels Übersetzung von Carl West „Romeo und Julia“, Trauerspiel in 5 Akten. Im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Nina“, im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Den Vormittag beim Grafen, zu Dermer, Wohlfarth, engagierte Kridl und Gewey am Sonntag zu Wohlfarth. Mit Karner wegen Wollkontrakt des Biedermann zu 90 fl. sehr beschäftigt. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Dann um ½ 5 h zur Instituts-Sitzung, allgemeine Instituts-Versammlung bei Apponyi. Die Sitzung war stürmisch und wurde wegen Pensionierung der 60jährigen Mitglieder auf den 1. Juli vertagt. Abends ins Burgtheater, fand Wohlfarth. Das Trauerspiel gefiel nicht, obwohl es großen theatralischen Wert hat. Therese hatte bei sich die Ritz, Richart und Assen; mit ihr hatte ich am Abend einen Sturm, weil sie sich abermals von schlechten Menschen verleiten ließ, die schon so oft bedungene Schrift wieder zu ändern und nebst 4000 fl. in Zwanzigern für die Fux und auch Sicherstellung zu verlangen. Diese neue Niederträchtigkeit empörte mich. Band 08 (VIII.), Seite 140r
7083 1816 12 21 Kalt, gefroren. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, im Kärntnertor-Theater „Tancred“ Im Theater an der Wien „Zwei Worte“ und Kinderballett „Chevalier Dupé“. Früh mit Therese Ausgleichung, obwohl sie gegen mich sehr ungerecht ist und Sachen vorbrachte, die man nur im Wahnsinn sagen kann. Den Vormittag beim Grafen, Dissertation wegen Liebmann, welcher die Wolle auf mehrere Jahre kaufen will. Brachte Wohlfarth Sitze. Mittags allein, sehr ernst. Nach Mittag zu Hause, zum Adler, abends ins Theater zu Benkó, mit Hoffmann; sie gaben „Deutsche Treue“ und „Die Feuerprobe“ recht brav, ich unterhielt mich gut. Wegen Wohlfarth ins Kärntnertor-Theater, dann zu Richart, wo ich Therese abholte, welche mit Herold, Assen soupierte. Abends gab es noch einen schrecklichen Sturm; ich wütete, weil Therese mir abermals die Ausfertigung der Schrift versagte. Band 08 (VIII.), Seite 140r
7084 1816 12 22 Kalt, heiter. Im Burgtheater „Schöpfung“, im Leopoldstädter Theater Müllers Deklamat[orium ?]. Aussöhnung mit Therese; ich machte ihr zur doppelten Beruhigung eine Gegenschrift. Den Vormittag beim Grafen, mit Mericzay, Liebmann zu tun. Auf dem Kohlmarkt und der Bastei fand ich die ganze galante Welt. Dann mit Kridl zum Koch, zu Wohlfarth, nach Mittag und abends wurde Billard gespielt. Auch abends bei Wohlfarth, große Gesellschaft und ein sehr elegantes Souper. Im 3. Stock wurde soupiert, im 4. gespielt. Müller spielte, unterhielt nach 9 h mit einigen Tafelkünsten. Ich setzte mich mit Gewey, der Familie und Mädchen ins kleine Zimmer, und waren munter. Um 12 h wurde getanzt, nach 1 h gingen wir. Es war ein schönes Fest. Band 08 (VIII.), Seite 140v
7085 1816 12 23 Kalt, trübe. Im Burgtheater „Schöpfung“, Klieber, Weinmüller, Radichi singen. Den Vormittag beim Grafen, wo ich sah, dass Mericzay, Gittig mit Liebmann kachelten und nach Mittag den Wollkontrakt abschließen wollen. Ich schwieg. Therese war bei Mirus, welche für heute die Optik absagte. Mittags allein, nach Mittag zu Hause, dem Richart schenkte ich zu seinem morgigen Geburtstag 2 englische Barbiermesser. Ging zu Frigo, Wohlfarth, dann in Gesellschaft, soupierte bei Richart. Band 08 (VIII.), Seite 140v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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