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Anzeige von 6996 - 7000 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6996 1816 9 25 Regen. Im Burgtheater „Clementine“, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, ritterl[iches] Divertissement, im Theater an der Wien „Moses“. Früh mit Seitz zu tun, dann fuhr ich zu Bertoli, vergebens, denn mit dem Menschen kommt man nie zu Ende. Zu Dermer, Rezension über die gestrige Aufführung, Zank zwischen Schreyvogel und Koberwein wegen Vortreten der Schröder, dann über ihren kleinlichen Ausfall auf Hebenstreit bei ihrer Abdankung: „Wenn Ihre Meinung für mich ist, mögen gerne giftige Pfeile zischen; ich opfere Ihnen gerne meine Tage,“ etc. Weidmann kam zum Speisen, nach Mittag zum Adler, fand niemand. Abends ins Burgtheater, nicht sehr voll; kam mit Rohrweck zusammen. Nach dem 3. Akt wurde Schröder gerufen, zuletzt nicht mehr. Das Publikum war lau. Weidmann bekam von Pálffy ein Belobigungsdekret und wieder 500 fl., also 1000 fl.. Bertoli schickte mir 23 ¾ Ellen schwarzen Taffet, und ich bestellte 30. Sehr fatal, Bert[oli] ist sehr unrichtig ! Kurs 328 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 126v
6997 1816 9 26 Kalt trüb. Im Burgtheater „Schuld“, Korn als Hugo, Graf von Ovindur (?). Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Der Gemahl von ungefähr“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Französischen von Hofmann, Musik von Gyrowetz; vorher „Kunst- und Liebesproben“; im Theater an der Wien „Landhaus an der Heerstraße“, „Wäschermädchen“. Früh schrieben wir der Nany, schickten ihr den Brief von Jean und stimmten bei, dass sie nach Wildenschwert ziehen soll, schickten ihr zugleich 10 Ellen schwarzen Taffet. Dann zur Keglevich, zum Bertoli, mit welchem ich wegen seiner Maulmacherei viel Verdruss hatte. Zur Rosen, Sitzung bei Dermer über die gestrige „Clementine“. Gewey speiste da. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, dann auf meinen Gartengrund; Neefe und der Commandeur fanden auch die Anlage sehr angenehm. Im Burgtheater fand ich Joël, unterhielt mich mit Wohlfarth, und wartete Korns Empfang und 2. Akt ab. Korn wurde brillant empfangen, mir ist Heurteur lieber. Nach dem 3. Akt wurde er vorgerufen, gefiel im 4. Akt weniger; sprach manches. Dann ins Kärntnertor-Theater, fand Gesellschaft; die Operette wurde ausgezischt. Bei Therese war die Heuteur; sie fuhr mit Gittig Liesi zum Vehring, in die Porzellanfabrik, Liechtensteingarten, Döbling, Heiligenstadt, Nussdorf. Band 08 (VIII.), Seite 127r
6998 1816 9 27 Kalt, rau, trüb. Todestag meiner Mutter, 1814. Im Burgtheater „Clementine“, im Kärntnertor-Theater „Gemahl von ungefähr“, „Toilette des Alcibiades“, Im Theater an der Wien „Putzsucht“. Früh kam der Verwalter Pirtner von Ebergassing wegen der Jagd, ich ging zum Baron Diller, zur Keglevich, zu Biedermann; 20er zu verkaufen. Jungmann speiste mit uns Karpfen. Nach Mittag wieder zu Biedermann; er verkaufte mir 6140 fl 58 x Zwanziger zum Kurs von 314, betrug 19.252 fl 38 x; nun will ich abwarten, ob ich wieder so unglücklich bin. Carl Kridl, der elende Bursche, kam und bat mich wieder um 300 fl. Therese fuhr mit ihm hinaus, holte seine Marie ab und führte sie auf den Gartengrund. Die Arme ist unglücklich; wir lasen dem Geizhals eine derbe Lektion. Ich ging zum Adler, ins Kärntnertor-Theater, sprach Wohlfarth; am Schluss ins Burgtheater, voll. Band 08 (VIII.), Seite 127r
6999 1816 9 28 Wie gestern, abwechselnd Regen, es regnete den ganzen Mittag. Im Burgtheater „Falsche Scham“, Mad. Pauli Hofrätin Flachsland. Im Kärntnertor-Theater „Joseph“, mit Zimmermann aus Graz; im Theater an der Wien zum 1. Mal „Pygmalion“, Parodie in 2 Akten, Mus[ik] von Volkert, Dekor von Gail und DePian, Masch[inerie] von Roller. Früh zum Rohrweck, war bei der Stadthauptmannschaft, Kommission wegen Breyers Amboss; er soll abgeschafft werden. Sprach Kridl wegen Leidner (?) und erzählte ihm des Neffen Bubenstreiche. Mittags allein, nach Mittag in das Schneiderhaus, zu Reimann, brachte ihnen Sitze an die Wien. Auf den Gartengrund, brachte dem Sträubl 600 fl., schickte ihm 1 ½ Ellen graues Tuch für 30 fl. und Wein. Carl Kridl kam, welchem ich wieder 300 fl. lieh und ihm sein schändliches, geiziges, bübisches Betragen schilderte, wie auch Therese und Jeanettl. In Reimanns Gesellschaft ins Theater an der Wien. Als am Schlusse des 1. Akts Korntheuer auf dem Pegasus davonflog, verlor er in der Mitte das Gleichgewicht und drohte herabzustürzen, erhielt sich aber. Wurde nach dem 1. Akt gerufen, dankte in Knittelversen und so auch am Schlusse. Das Ganze wurde gut gegeben, aber nicht mit jenem verdienten Beifall aufgenommen. Am wenigsten gefiel die Gottdank als Venus. Kurs 315 fl., der # 14 fl. 30 x. Band 08 (VIII.), Seite 127r
7000 1816 9 29 Trüb, kalt, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Er mengt sich in alles“, „Witwer“, im Kärntnertor-Theater „Faniska“, Im Theater an der Wien zum 2. Mal „Pygmalion“. Früh zum Jungmann gratulieren, welcher unser Gast. Zum Kridl, zu Kornhäusel, mit ihm deliberierte ich wegen Hausplan und gab ihm mein englisches Federmesser. Nach Tische kamen Dermer, Gewey, Hoffmann, um 4 h der Graf, mit welchem ich bis ½ 6 h beschäftigt war. Jungmann ging zum Adler, Gewey, Hoffmann und ich nach Döbling, den „Höflichen Grobian“ zu sehen. Mühlhofer Reserl und Müller machten mir Platz. Ich unterhielt mich gut, dann zusammen mit Mühlhofer Joseph in die Stadt. Der Abend war schön, der Mond schien in einem Kreise. Um 11 h war ich zu Hause. Band 08 (VIII.), Seite 127v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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