Große Hitze, nach Mittag trübte es sich, Gewitterwolken stiegen auf. Früh mit Seitz auf den Gartengrund, in den Kaunitzgarten, sahen die englischen Pferde, welche Rosenzweig brachte. Ins Schneiderhaus, zu Ortner, auf welchen ich lange wartete, zu Richart. Dann nach Haus, Hechtendiner mit Ullmann, Jungmann, 2 Goldmann, Rohrweck, Fritz, Kárner, Kridl, Richart – sie lag – und Elsler, alles in guter Laune. Schrieb an den Grafen, gab dem Sträubl 600 fl., also die Hälfte. Morawa brachte von dem alten Schuft Adam 100 fl. für den Lindenbaum zurück. Er bricht seine Mauer ab, um selbe 8 Schuh tiefer wieder herein zu setzen. Der graue Wucherer hat nun 1000 fl. Unkosten, weil er mich prellen wollte. Sträubl mass aus, dass ¾ des Lindenbaums mein gehört. Um 5 h fuhr Therese nach Hietzing, den Löwen und das neue Theater des Malanotti zu sehen. Ich arbeitete, besuchte die Richart und fuhr dann in Hoffmanns Gesellschaft auf den Gartengrund. Hörte, dass Adam sich nun besser besonnen hat, die 150 fl. annimmt und die 7 Schuh Breite abtritt. Sträubl ließ schon einen großen Teil des Lindenberges abtragen, welche ich nun ändern und mit 2 Aufgängen machen lasse. Ich blieb, bis es finster wurde, trank dann Mandelmilch und ging dann unter Blitzen begleitet von Hoffmann nach Hause.
Band 08 (VIII.), Seite 120r
6957
1816
8
17
Windig, in der Nacht etwas Regen. Nach Mittag trübte es sich, ein rauer Wind wehte. Im Burgtheater „Welche ist die Braut ?“, im Theater an der Wien „Bürgerl[iche] Brüder“. Früh kam Joseph mit der Nachricht, dass die Brunngräber wegen der Menge des zuströmenden Wassers nicht mehr arbeiten können, dass der Brunn 12 Schuh (?) 3 Zoll tief sei, welches mir sehr angenehm ist. Früh ins Schneiderhaus, dann baden. Mittags allein, wir aßen wieder auf dem Balkon. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen. Dem Joseph gab ich 50 fl. für die Arbeiter. Um 5 h nach Ottakring, dann ins Burgtheater, fand Ortner, mit welchem ich wegen unserer Pläne plauderte.
Band 08 (VIII.), Seite 120r
6958
1816
8
18
Regen, stürmisch, kalt; nach Mittag Regen und Sturm; welch ein schneller Wechsel des Wetters ! Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Den Vormittag zu Haus, zum Ortner, zur Schenk, welche ein Zucken von Nervenschwäche hat und sehr melancholisch ist. Zur Richart, welche sich ebenso befindet und vollends unverträglich ist. Mittags allein, Richart und Joseph Hoffmann kamen zu Kaffee. Um 5 h ging ich aus, in Schmirers Kaffeehaus, dann ins Theater an der Wien mit dem kranken Entenfellner. Beim Wilden Mann soupierten wir.
Band 08 (VIII.), Seite 120r
6959
1816
8
19
Trüb, kalt. Im Burgtheater „Üble Laune“, im Kärntnertor-Theater [sic, recte Theater an der Wien] zum ersten Male „Vielwisser“, Lustspiel in 5 Akten vom Etatsrat Kotzebue; mit Küstner. Der junge Caché ist dem Tode nahe. Wegen Tumult und Schlägereien ist die Bank heute bis weiterer Verordnung geschlossen, Kurs schon 300 fl.. Früh mit Therese und Seitz in den fürstlichen Garten, vormals Kaunitz, sahen die von Rosenzweig gebrachten Pferde. Seitz bekam Barbiermesser, ich einen spanischen Stock, der sehr hübsch ist und mich freut. Mittags allein, mit Seitz auf den Gartengrund, wo schon gewaltig für Sträubls Rechnung gearbeitet wird. Nach Mittag allein, Stifft kam aus Frankfurt und war lange da. Wir sprachen von dem Elende, in welchem wir seufzen, von der schlechten Regierung, von welcher keine Erlösung und den schrecklichen Folgen: der Metzen Weizen 40 fl., Haber 9 fl. 30 x. Den Reimannischen brachte ich den Eipeldauer, sie waren eben im Begriffe, auf den Gartengrund zu gehen, ich ging mit ihnen, alles in Tätigkeit. Suchte Gesellschaft, ging ins Theater an der Wien. Im Theater war ich auf der 1. Gal[erie]. Das Stück ist voll Witz; Küstner sprach aber zu schnell, vieles ging verloren; er wurde nach dem 1. und letzten Akt vorgerufen. Zuletzt wurde es matt und das Feuerwerk war ohne Wirkung.
Band 08 (VIII.), Seite 120v
6960
1816
8
20
Regen. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“. Kettel vom Breslauer Theater zum 1. Mal als Ferdinand. Im Theater an der Wien „Vielwisser“. Früh kam der Verwalter Pirtner (?) von Ebergassing und sagte, die Steyrer habe die Herrschaft an Baron Hofrat Diller verkauft, welcher nicht abgeneigt wäre, die Jagd zu verpachten. Dies schrieb ich dem Grafen. Später ins Schneiderhaus, zur Kral in die Alleegasse und auf meinen Gartengrund. Mittags allein. Vom Grafen bekam ich 3 Briefe, welche mich sehr beschäftigten. Therese fuhr mit Nina und der Fuchsischen auf den Gartengrund und zur Mirus nach Penzing, zur Rohrweck nach Meidling. Ich hatte Konferenz mit Kornhäusel wegen meinem Gartengebäu. Im Parterre [des Burgtheaters] fand ich Gesellschaft. welche mir das lange Stück aushalten machte. Kettel gefiel im Ganzen nicht; wurde zwar nach der Drohungs-Szene im 2. Akt, dann am Schlusse vorgerufen, aber zuletzt nur matt. Er lässt kalt und sein Sprachfehler ist widrig. Manche Worte verschlingt er; sah auch nicht empfehlend in der blauen Uniform aus.
Band 08 (VIII.), Seite 120v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).