Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 6966 - 6970 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6966 1816 8 26 Trüb. Im Burgtheater „Don Carlos“ mit Kettel, Im Theater an der Wien „Vielwisser“. zum Tierarzt Steiner wegen dem aufgerissenen Fuß des Braunen, ins Belvedere, die Seltenheiten aus Ambras zu sehen, auf meinen Gartengrund, dort Konferenz mit Ortner. Mittags allein, nach Tische erwartete ich Jacoby, Seitz, schrieb dem Grafen einen langen Brief. Seitz und Kridl kam, letzterem machte ich einen Aufsatz wegen Kräuterboden. Die Goldmann Therese nahm Abschied, sieht sehr nachlässig aus. Der Gesellschaft wegen ins Theater an der Wien, mit Wille zum Wilden Mann, fand Scholz, Hassaureck, Entenfellner. Scholz lud uns auf morgen zum Frühstück, ich versprach Slivovitza. Band 08 (VIII.), Seite 121v
6967 1816 8 27 Veränderlich. Im Burgtheater „Rettung für Rettung“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Bruderliebe“, Schauspiel in 1 Akt von Kronner (?), dann „Waldmädchen“. Früh holte ich Hassaureck ab, nahm 2 Bouteillen Slivovitza mit und gingen zu Scholz zum Frühstück, auf Rostbraten und Kaffee. Dort waren Entenfellner, Rautenstrauch, Redeschini, Matauschek, Wille, Grohmann, Mayer; für morgen habe ich sie geladen. Dann zum Ferdinand Pálffy, der mich rufen ließ, er will, dass der Graf eine Aktie nehme. Ich bat ihn gleich um ein Freibillett. Zum Müller Bargher et Bolz (?) wegen Wolle für L.[?] Auspitz. Die Kleiner ließ ich nach Hakking führen, er ist unser Gast. Nach Tisch schrieb ich an Mericzay, auch um 2 Metzen Mundmehl, 2 Metzen Semmelmehl und ½ Metzen Auszug. Stifft erzählte, die Bank lässt seit 2 Tagen auf der Börse verkaufen, jedes Mal 400.000 fl., der Kurs ist demnach heute 293 fl.. Sie hörte auf zu verkaufen und der Kurs stieg. Elende, unsichere Operationen, welche den Kredit immer wieder schmälern ! Nach Mittag fuhr Therese mit Jeanettl auf den Gartengrund, dann blieb sie für den Abend bei ihr. Joseph brachte mir eine Kopie des Plans vom Theater an der Wien. Ich war nach Mittag zu Haus, ging dann ins Belvedere, Burgtheater. Um 9 h nach Haus und fand Therese im Bette mit Kopfschmerzen liegen. Band 08 (VIII.), Seite 121v
6968 1816 8 28 Heiter, kalt. Im Burgtheater „Jugend Heinrichs“, im Kärntnertor-Theater nichts, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Die Repressalien“, Schauspiel in 4 Akten von Ziegler. Hassaureck, Stubenrauch, Matauschek, Scholz, Wille, Redeschini, Schenk, Schmidt waren zum großen Frühstück geladen, Entenfellner, Scholz und Redeschini blieben aus. Die anderen unterhielten sich und spielten Kegel. Um 9 ½ h fuhr ich auf meinen Gartengrund, Wille und Schmidt begleiteten mich, sehr gefällt ihnen die Anlage. Die Brunngräber werden heute fertig, heute noch setzt Reich (?) die Röhren ein, abends ist der Brunn ganz fertig. Ortner lässt nichts arbeiten, ich schrieb ihm einen derben Zettel. Mittags allein mit Nina. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen nach Simontornya, dann ins Schneiderhaus. Ging spazieren, dann kam Joseph Hoffmann. Ich ging der Gesellschaft wegen zur Schönbrunner Linie, auf den Kirchhof wegen Stein der Roose und zur Favoritner Linie herein, nahm Limonade beim Bürgerspital und war um ½ 9 h zu Haus. Therese war mit der Fritzin in Hietzing, bestieg den Pálffyberg und fand zu Haus die Goldmann Josephine, welche den ganzen Abend über ihr Schicksal klagte, dass Ullmann sich nicht erkläre. Kurs 296 1/3 fl., stieg auf 304 fl.; holländische # 14 fl. 13 x, kaiserliche 13 fl. 57 x. Die Operationen der Bank sind schlecht, halten nicht aus. Band 08 (VIII.), Seite 122r
6969 1816 8 29 Trüb, dann heiter. Im Burgtheater zum 1. Mal „Der Rothmantel“, Lustspiel in 4 Akten nach Musäus von Kotzebue, De[korationen] von Janitz; im Theater an der Wien „Repressalien“. Früh erhob ich für Keglevich die Wollgelder, fuhr in die Alleegasse zur Kral, legte ihr die Zinsquittung vor. Fuhr auf den Gartengrund, ließ die Erdäpfel ausgraben. Die Männer machen die Kalkgrube und graben die Grundfeste zur Grotte. Dem Jean schrieb ich, dass ich kein Geld auffinden kann, höchstens CM. Mittags allein, wir aßen von unseren Erdäpfeln, die Hälfte gab ich dem Schmidt. Nach Mittag Kaffeegesellschaft, dann schrieb ich dem Grafen. Url (?) kam mit seiner Frau, das Quartier anzusehen. Therese fuhr zum Vehring (?) wegen Gittig, in die Porzellanfabrik, dann mit der Url nach Döbling zum Swoboda, wegen Quartier zu reden. Beim Bürgerspital nahm ich Gefrorenes, dann in Gesellschaft von Jungmann und Neefe ins Burgtheater. Der Kaiser erschien und man klatschte. Das Stück langweilte sehr und wurde am Schlusse bezischt; nur am Schlusse des 1. Akts, sagte der Börsenmakler von Antwerpen zur Töpfer als Frau Melcherson, da man ihr Recht verweigerte: „Vor unseren Gerichtsstühlen hat noch nie ein Reicher sein Recht vergebens gesucht.“ Da unterbrach wütendes, anhaltendes Klatschen und Bravo-Schreien in Gegenwart des Kaisers lange die Szene. Der Kurs ist 317 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 122r
6970 1816 8 30 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Rothmantel“, im Theater an der Wien „Bruderliebe“, „Wäschermädchen“. Früh große Expedition an Mericzay. Meinem Bruder schickte ich 1 Eimer 1811er Simontornaer, auch dem Rohrweck. Dann fuhr ich zum Reimann, zur Kral und auf meinen Gartengrund. Mittags allein, Neefe kam, Richart, Jeanettl. Die Marinellischen Erben wollen vom 4. September den Franz (?) zum Verwalter des Theaters. Stifft kam und sagte, der Kurs sei 330 fl. und der Papier-Eskompte sei 3%. Welch ein Schlag für mich, der ich beim Grafen 16.000 fl. WW liegen habe ! Ich schrieb der Keglevich und dem Grafen. Dann zum Adler; Therese fuhr mit Richart auf meinen Gartengrund. Ich ließ zum Eingerben 2 Ölfässer hinausführen,sah beim Franzenstor den Arbeiten zu, zum Adler, ins Burgtheater, kam um 9 h nach Haus, fand Nina mit dem fatalen Mädel des Fuchs, Richart und Ritzin (?). Band 08 (VIII.), Seite 121v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b