Heiter, kalt. Im Burgtheater „Rothmantel“ [im Kärntnertor-Theater] „Faniska“, [im Theater an der Wien] „Schutzgeist“. Ich habe heftiges Halsweh und Schnupfen. Nach 9 h mit Therese auf den Gartengrund, trank Selters. Therese schickte ich wegen Hansel in die Spiegelniederlage, erwartete ihn dann. Radl, Werlen besuchten mich. Mit Therese machte ich der Moser einen Besuch, welche immer liegt. Die Gute nimmt sehr an Kräften ab. Mittags speiste Elsler da; ich aß wenig und bin sehr matt. Nach Tische schrieb ich dem Grafen, nach Mittag zu Haus, lag auf dem Sopha; langsam auf den Gartengrund, erwartete Jungmanns Gesellschaft. Dann langsam nach Haus. Ich lag bis 8 h schon.
Band 08 (VIII.), Seite 123v
6977
1816
9
6
Heiter, warm, nach Mittag etwas Regen, der Abend war kalt. Im Burgtheater „Schmuckkästchen“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Toilette des Alcibiades“, im Theater an der Wien „Repressalien“. Bis 10 h im Bett, dann auf meinen Gartengrund, in die Alleegasse, holte die Kling[mann] ab. Die Kralischen betragen sich sehr unartig. Um 12 h nach Hause, schrieb, auch an den Grafen, Schickte dem Rosenzweig 1 Eimer weißen Wein. Nach Mittag zu Haus, suchte Gesellschaft, zur Rosen, dann ins Kärntnertor-Theater. Die Oper wurde sehr con amore gegeben. Therese hatte Probe von Hummels Messe.
Band 08 (VIII.), Seite 123v
6978
1816
9
7
Heiter. Im Burgtheater „Taubstummer“, „Edukationsrat“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, „Wäschermädchen“. Früh fuhr ich mit Therese zum Rosenzweig, auf den Gartengrund, Alleegasse und zur Moser. Mittags allein, sehr matt. Schmidt, Neefe, Roller kamen, Streit mit Jeanettl wegen Marinellis Theater. Abends ins Burgtheater, fand Troll (?) von Velm (?), plauderte lang mit ihm, blieb in Gesellschaft und sah eine vollendete Darstellung.
Band 08 (VIII.), Seite 123v
6979
1816
9
8
M[aria] Geburt. Heiter, kalt. Therese singt am Platzl bei den Mechitaristen, Italienern, in einer großen Messe von Hummel eine Motette. Akademie an der Wien und im Leopoldstädter Theater für Anton Schuster. Ich fuhr mit Hoffmann und Richart in die Kirche, Bürgerwache, eine Menge Kinder empfingen den Kardinal-Nuntius, welcher das Amt hielt. Nach dem Amte, wobei Therese vortrefflich sang, wünschten der Kardinal und der griechische Erzbischof ihre Bekanntschaft und wurde in die Zimmer geführt. Richart, Joseph und ich schlichen im Garten und Gebäu herum und fuhren zusammen nach um 12 h nach Haus. Eine geistliche Braut der Elisabethinen machte uns viel Lachen. Therese brachte ich eine Torte und Bäckerei nach Haus. Der junge Neumann speiste bei uns. Nach Mittag zu Haus, Therese fuhr mit der Sepherl und Babi auf den Gartengrund und kochten sich Kaffee. Neumann, Richart und ich auf die Glacis, zur Rosen. Richart ließ mich sitzen, ich traf ihn zu Hause spielen. Um 8 h zu Haus, Schnupfen und Husten quälen mich.
Band 08 (VIII.), Seite 123v
6980
1816
9
9
Kalt, Nebelreissen; der Nebel löste sich in starken Regen auf, nach 12 h heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Rothmantel“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Fest in Kisbér“, im Theater an der Wien „Clara von Montalban“. Wegen Regen führte ich Therese nicht zu Mühlhofer, ich fuhr zu Bertoli, auf meinen Gartengrund. Mittags aß ich allein mit Therese, nach Mittag in No 373, Schneiderhaus, Biedermann; Reimann begleitete mich. Dann zur Moser, war mit ihr meistens allein. Richart holte mich ab, wir schlichen eine Weile auf dem Augustinerplatz herum, sahen die Umstaltung des Klosters. Blieben in Gesellschaft, soupierten im Pfundtnerischen (?) Bierhaus. Kurs 325 fl..
Band 08 (VIII.), Seite 124r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).