Teuflisches Wetter, Regen, von den Dächern strömt es. Im Burgtheater Lange in „Spieler“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, Wild tritt auf. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Das verkaufte Kind“ von Ziegler, Original-Lustspiel in 3 Akten. Früh zum Grafen, zu Liebmann, Bertoli, Scheiger. Ich fuhr zur Mirus, war lange bei ihr, sie voll Zärtlichkeiten, erzählte von Therese und Ruthner. Mittags allein, nach Mittag mit Therese zur Mühlhofer und in die Porzellanfabrik, zu Frigo. Joseph kam eben von Linz. Im Kärntnertor-Theater saß ich in der Kasse beim Haim und blieb den 1. Akt. Wild schnappte im Duett mit der Stummer um. Nach dem 1. Akt suchte ich Compagnie. Der Graf und ich schrieben uns in das große Buch des Musikvereins unter No. 370 und 371 ein, der Graf gibt vom Juli 1815 jährlich 50 fl., ich 12 fl. Der Josephine gaben wir 4 brillantierte Lichttatzerl. Kurs 370 ½ fl..
Band 08 (VIII.), Seite 85v
6727
1815
12
31
Die ganze Nacht heftiger Sturm, Regen, Schnee, es fror abends. Im Burgtheater „Theatersucht“, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Früh zum Grafen, zu Biedermann, Schenk. Sahen mit Muth Billetts; sie ist auf. Neefe ist unser Gast, nach Mittag zu Haus. Richart, Stifft, Hoffmann kamen, Richart wurde ganz bemalt. Zu Reimann, kam in Gesellschaft, spielte in Compagnie. War auf der Bühne im Kärntnertor-Theater, plauderte mit Haim, welcher mich versicherte, dass die Kassa in schlechtem Zustand und seit 4 Monaten kein Konto gezahlt sei.
Band 08 (VIII.), Seite 85v
6728
1816
1
1
Trüb, gefroren. Im Burgtheater „Loch in der Türe“, im Kärntnertor-Theater „Lott[erie]los“, „Ländl[iche] Hochzeit“, im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Früh Besuche von lästigen Gratulanten, dann zum Grafen. Heute ist alles stark gestiegen, die Semmel 3 x, Rindfleisch 36 x. Therese wollte mich küssen, ich wandte mich weg; denn ein undankbares Weib, deren Geschick ich gründete, die ich zur unabhängigen Frau machte, und mir so niederträchtig mitspielen kann, verachte ich. Mit Therese zur Moser, sie blieb, ich fuhr mit v[on] Wetzlar der Stein zu gratulieren. Wir fanden sie ganz isoliert in der Kaserne. Zur Moser zurück, da fanden wir Muth und Paur (?). Jungmann war unser Gast, nach Mittag zu Haus. Hoffmann Joseph, Richart, Jungmann engagierte ich in die Loge, sprach Stockersheim und fand so Gesellschaft. Von Stockersheim erhielt ich eine Huldigungsmedaille von Mailand und Venedig als Lombardisches Königreich. Dann zur Weintraube soupieren.
Band 08 (VIII.), Seite 0r
6729
1816
1
2
Kalt, trocken. im Burgtheater „Baron Blitz“, „Leichtsinn und gutes Herz“, Lustspiel in 1 Akt, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien „Hausgesinde“ und „Kleine Diebin“. Früh zum Grafen, besorgte für die Stein die „Aglaja (?)“. In die Theaterkasse, brachte Pfersmann Slivovitza. Dem Kindler bewirkte ich durch Scholz 3 Gastrollen. Mit Hofmüller für Liebmann Maroquin auf 24 Sessel kaufen. Nach Mittag zum Oberst Stein, in die Porzellanfabrik, zum Adler. Richart holte Therese bei der Paur (?) ab, ich war in Compagnie, im Kärntnertor-Theater auf der Bühne. Wild sang merklich zu hoch, man fing im 2. Akt zu murren an. Kurs 373 fl..
Band 08 (VIII.), Seite 0r
6730
1816
1
3
Schnee, trüb. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, Schwarz als Louise, Schröder als Lady. Im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, 2. Teil, mit Huber. Diner bei Liebmann, mit Hofmüller ewiges Deliberieren; wie fatal ist mir schon das Ganze ! Oft reute es mich, diese Bürde übernommen zu haben. Bei Liebmann waren bis 1 h nur eine Menge Weiber, dann kam die superkluge Offenheimer, die dann wie eine Alster räsonnierte. Nichts wurde entschieden, außer dass alles zu teuer sei. Ich sagte Hofmüller, nun soll alles er ausmachen. Ich fuhr zum Kupferdrucker, zu Bertoli, auf der Maut bei Janschickh und Zimmermann. Sprach Paur (?), war im Burgtheater zu Anfang und Ende, im Kärntnertor-Theater zum Ballett in der Loge, soupierte mit Richart im Lothringer Bierhaus.
Band 08 (VIII.), Seite 0r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).