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Anzeige von 6736 - 6740 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6736 1816 1 9 Kalt, es schneit, mittags Regen, Tauwetter. Im Burgtheater „Vertraute“, „Geteiltes Herz“. Im Kärntnertor-Theater neu einstudiert „Soliman“, Lotti Müller von Dufaquin (?) als Marianne. Im Theater an der Wien Einnahme der Campi „ Rich[ard] Löwenherz“, mit Wild, ein Versuch von diesem. Früh zum Grafen, mit Gittig beschäftigt, zum Mukerl Esterházy, Dermer. Gittig und Hitzinger speisten da. Nach Mittag zu Hause, arbeitete in der Institutskassa. Zur Mirus, brachte die Rezepte von Kridl. Nahm zum 1. Mal meine Tour, ins Kärntnertor-Theater ging ich wegen Schnupfen nicht. Bei uns war Jeanettl und so passierte der Abend mit Arbeit und Plaudern. Ich schickte zu Biedermann, hörte, dass seine 2 Söhne ankamen und dass er morgen um 10 h begraben würde, mit 44 Jahren. Stifft erzählte, er soll ein Vermögen von 5 Millionen in Zwanzigern unterlassen haben und abgeschlossene Kontrakte von wenigstens 1 Million. Band 08 (VIII.), Seite 86r
6737 1816 1 10 Trüb, Tauwetter, es schwimmt. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Witwer“, „Ländl[iche] Hochzeit“, im Theater an der Wien „Hans in Wien“. Früh zum Grafen, mit Gittig beschäftigt. Mit ihm um 10 h zu H[erschel] Biedermanns Begräbnis. Wir kamen gerade im Zuge vom Kirchhof und fuhren den meisten Wägen vor. Der Leichnam lag nackt in einer ungehobelten Truhe, nur in ein Leichentuch gewickelt. Als die Juden, es waren mehr als 130 (?) Wägen, in der Totenkammer versammelt waren, drängten und zankten sich alle, wer ihm am nächsten wäre und waschen dürfte. Dies dauerte unter Gebeten eine lange halbe Stunde. Dann wurde er in die Sterbekleider gehüllt und wieder in die Truhe gelegt. Dann hielt der Rabbiner eine Lobrede und beide Söhne erschienen. Sie mussten den Vater um Vergebung bitten und geloben, brav zu werden. Die Kleider wurden ihnen und den Verwandten aufgeschnitten, ein Fleck herausgerissen; so müssen sie 8 Tage auf der der Erde sitzen, alle Besuche empfangen. Dann hielt der Vetter (?), ein alter Jude mit einem langen Bart ein schreckliches Lamento und wollte gar nicht aufhören. Endlich wurde ein schwarzes Tuch über den Sarg gebreitet, von den Verwandten unter Gebeten zur Grube gebracht, von selben hinabgelassen und von jedem, auch von mir, 3 Schaufeln Erde hinabgeworfen, dann beide Söhne gesegnet. Die ganze Funktion dauerte 2 Stunden. Zu Hause fand ich Nina, gab der Frau 20 fl. für das Gilet mit dem Zettel, dass ich ein undankbares Weib verachte. Nach Tisch kamen Stifft, Richart, Joseph Hoffmann. Effenrath brachte mein Porträt von Hummel, ein sehr gelungenes, vollendetes Werk, welches alle vortrefflich fanden. Nach Mittag zu Haus, arbeitete, beantwortete Stessels Brief, zum Dermer. Kridl Carl macht seine Examen. Dann ins Burgtheater; nachher fand ich einen Augenblick Compagnie. Band 08 (VIII.), Seite 86r
6738 1816 1 11 Heiter, warm; schneller Wechsel des Wetters. Im Burgtheater „Rendezvous“ von Sanenz, dann zum 1. Mal „Edukationsrat“, Lustspiel in 1 Akt von Kotzebue. Im Kärntnertor-Theater „Die 3 Sultaninnen“, die Müller gefiel gar nicht. Im Theater an der Wien „Rich[ard] Löwenherz“, gefiel nicht. Früh zum Grafen, Gyurkovits, Mukerl Esterházy, zur Maut. Mittags bei Richart, Therese bei der Moser. Nach Mittag zu Hause, mit Theater beschäftigt, mit Kornhäusel in die Porzellanfabrik, deliberierten wegen Erbauung einer Kuppel mit Niedermayer. Heute erhielt ich für Carl Kridl das Déjeuner auf 6 Personen, weiß mit Gold, ungemein schön, mit den Namenschiffren. Mit Ernst sprach ich wegen unserem Gesellschaftsball und bestimmte ihn für Mittwoch, den 24., weswegen ich Hirsch ausführlich schrieb. Abends zu Kridl, ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Ritter, Kernhofer. Die Müller fiel dem Gesange ganz durch. Band 08 (VIII.), Seite 86v
6739 1816 1 12 Trüb, Regen. Im Burgtheater „Ideal“, „Edukationsrat“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Abends bei Maurer Fischer. Früh zum Grafen, Rechnungsschluss. Brachte Kridl das Déjeuner. Die Jeanettl, welche mit ihrer Schwägerin im Zwist, speiste mit uns Fisch. Kronenfels kam auch dazu, zeigte ihnen, Dermer und Ortner mein Bild. Nach Mittag zu Hause, Liebmann und Offenheimer schickten, ich möchte zu Offenheimer kommen. Wenn ich Zeit habe, werde ich kommen, war meine Antwort; da können sie lange warten, elendes Judenvolk, schmutzig wie die Pinkeljuden. Abends wegen der Eintrittskarten zu unserem Ball zum Uiberreiter, fand bei ihnen den Juden Oeppinger, entriss sie seiner Gesellschaft und führte sie ins Kärntnertor-Theater. Baumann wurde vom Publikum gar nicht bemerkt. Nach der Oper zum Maurer, fand Kárner und die gewöhnliche Societät, Hofstätter radotierte (?) über die Juden. Band 08 (VIII.), Seite 86v
6740 1816 1 13 Heiter, außerordentlicher Kot. Im Burgtheater „Der 9. Thermidor“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Die Elster“, Drama in 4 Akten von Caignez, übers[etzt] von Castelli. Früh zum Grafen, zu Lazar Biedermann wegen 500 #, sprach mit ihm wegen Geschäften des seligen Bruders. Zu Kornhäusel, seine Pläne zu sehen .Mittags allein, nach Mittag mit Reimann zu Niedermayer wegen einem Kegelspiel, zu Uiberreiter und Bertoli. Nach Tisch kam Schenk und bat, ob er nicht morgen den Wildauer (?), Frau und Entenfellner mitbringen darf. Nach Mittag großes, elegantes Arrangement für morgen, Welker retuschierte die Figuren von Feistritz. Richart ging mit Therese spazieren zu Peter. Gewey schickte ich Simontornaer und Ehrenhöfer 8 Bouteillen Slivovitza. Abends ins Leopoldstädter Theater, „Kaiserrose“ von Menner, Musik von Kienlen, Dekor von Neefe, Maschinen von Holzer. Die Oper langweilte mich sehr, ich unterhielt mich mit den beiden Lampi. Neefes Dekors sind ungemein schön, er wurde enthusiastisch vorgerufen. Er wartete meiner, wir soupierten im Kathol[ischen ?] Bierhaus und ich gab ihm verdientes Lob. Heute schrieb ich mich in Kronenfels‘ (?) Stammbuch, unaufgefordert und zuletzt. Band 08 (VIII.), Seite 86v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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