Kalt. Im Burgtheater „Wallenstein“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“ mit Rosenfeld, mit Ballett, Einnahme der Tremel und Bondra. Im Theater an der Wien „Richard Wanderer“. Früh zum Grafen, zu Schießl wegen Billetts für Radl, zur Theaterkasse, zur Peter und zu Radl, bei Richart. Therese war bei Mühlhofer. Nach Mittag zu Haus, fand Gesellschaft. War zweimal bei Herberstein. Ins Kärntnertor-Theater, dann zum Wilden Mann soupieren. Kurs 357 fl..
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Kalt, Nebel. Im Burgtheater „Ring“, 2. Teil; im Kärntnertor-Theater „Cortez“, Rosenfeld gefiel gar nicht. Im Theater an der Wien „Drei Väter auf einmal“, „Kleine Diebin“. Früh zum Grafen, wegen Pariser Putzsachen wieder zu Herberstein. Der Richart Geburtstag, sie kann sich so schwer erholen, ist heute wieder sehr matt. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, zum Uiberreiter, zahlte meine Kalender, zum Bertoli wegen Merinos und Tücheln. In die Porzellanfabrik, brachte Hofrat Joris und Dietschy Kalender, Ehrenhofer und Rathmayer Slivovitza, dem letzteren eine Anweisung auf 4 Halbe Wein. Abends bei Liebmann wegen Möblierung; er verliert bei Schimper (?) 35.000 fl. 20er; Sitzung mit Hofmüller, Borckenstein etc. Dann zu Richart, spielten Mariage.
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Kalt, Nebel, abends dichter. Früh zum Grafen, Radl, wegen Sozietätsakademie ins Burgtheater, „Timotheus“ von Händel. Auf die Maut wegen der Putzsachen, welche ich endlich auf Verwendung des Kontrollors Janschickh (?) erhielt, nachdem ich in allen betreffenden Bureaus war. Zur Illésházy, Richart, Therese war bei ihr. Ich speiste in Ottos Casino, war dann bei Kohl im Kaffeehaus, nach Mittag zu Hause. Therese speiste bei Moser, ich holte sie ab und fuhr mit ihr zur Josephine, brachte ihr einen französischen Kalender. Moser bat mich, ein kleines Fräulein Titz mitzunehmen, welches im Neubad wohnt. Zum Buchbinder Weiner und soupierte etwas beim Adler. Neefe brachte mir die Anlage von Feistritz für den 24. Dezember für Dietrich. Horn schickte mir 2 Bouteillen Malaga.
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Kalt, trüb, finster, mittags Tauwetter. Früh zum Grafen, da kam die Viktualienfuhr. Ich erhielt ½ Eimer Slivovitza. Große Expedition. Therese ging zur Mirus gratulieren. Ich schickte dem Kontrollor Janschickh 6 Bouteillen Simontornaer und 1 Bouteille Ausbruch. Schießl und Kronenfels / Wille speisten da. Nach Mittag sprach ich Stockersheim, dann Arrangement zur Optik, Probe für Feistritz. Zur Moser, mit Fanny und Kathon machten wir der kranken Bauer einen Besuch. Richart holte mich ab, ich musste bei ihnen zum Souper bleiben. Nach 11 h in die Stadt. Kurs 366 fl..
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Heil[iger] Abend. Gefroren, vom gestrigen Tauwetter sehr glatt. Früh zum Grafen, zu Mirus. Mericzay schickte ½ Eimer Slivovitza. Mit Therese zum Scholz, brachte ihm 2 Bouteillen Slivovitza; zu Roller, brachte ihm Slivovitza und 2 Bouteille Wein, zur kranken Bauer. Mittags mit Kornhäusel bei Rohrweck. Nach Mittag zu Haus, Probe des Sonnenaufgangs zur großen Instituts-Optik, der sechsten. Zahlreich fand sich die Gesellschaft, es waren über 60 Personen, darunter wenig Bekannte: 2 Goldmann, Herold, Massbruck (?), Stifft, Offenheimer, Froon und Mayer mit Frauen, Roller, Welker, Nina, Richart, Joseph Hoffmann, Tony, Julia, Hegenauer, Küferle (?). 50 Billetts wurden verteilt, samt mir 200 fl. eingenommen. Wir hatten Pastete mit Lungenbraten und prächtig marinierte Schöpsenschlögel.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).