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Anzeige von 6446 - 6450 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6446 1815 3 25 Karsamstag. In der Nacht starker Regen. Meine linke Wange ist geschwollen, meine Augen sind entzündet. Früh zum Grafen, welcher sehr traurig. Bald kam Cavriani mit einem neuen Brief von Ottinger aus Gonobitz, dass Carl am 22. früh um 6 h starb, dass er sehr litt, gegurtet werden musste, dass 3 Ärzte um ihn waren, dass Ottinger ihn einbalsamieren und in der Kirche beisetzen ließ. Ich expedierte den Kutscher Seppel nach Ödenburg, um den Grafen Vinzenz zu erwarten, welcher retour, Lebel aber allein nach Gonobitz geht, um den Leichnam zu übernehmen und zu den Franziskanern nach Frauenkirchen zu begleiten. Pferde und Equipage, von Ottinger spezifiziert, kommen zurück. Ich fuhr zu Szécheny, Casimir, Mukerl, Illésházy, verfasste einen Partezettel, teilte selben der Familie zur Kritik mit. Therese suchte ich bei Richart. Sie prellte sich den rechten Fuß, ich begleitete sie, sie kann schwer auftreten. Hensler schickte mir die „Generalprobe“ von Liverati, Buch von Meisl, welche ich dem Hassaureck zur Aufführung sandte. Mittags beim Grafen mit Seitz, Radossevich, Rumpelmayer, Kárner, Ulm, Baptist. Nach Mittag in die Burg, das Grab in der Kapelle auf der Bellaria zu sehen. Ging herum, Richart kaufte Schinken, das Pfund 1 fl.; sehr teuer. Mit Jungmann zu St. Anna, da holten sie die Reliquien des Castrums für Ludwig XVI. von St. Stephan, in die Burg, suchte dann Compagnie, spielten, nach 9 h zu Haus. Richart war da und arrangierte manches zur Optik. Therese lag, Kölbinger verordnete ihr Umschläge, der Fuß schmerzt sie. Kurs 230 ½ fl., Dukaten 15 fl. 28 x. Band 08 (VIII.), Seite 52r
6447 1815 3 26 Ostersonntag. Ein trüber Tag, mittags regnete es und es wurde kalt. Im Kärntnertor-Theater Akademie für die Wohltätigkeit. Früh zum Grafen. Therese muss weiter teils im Bette, teils auf dem Sopha liegen, Kölbinger verordnete Umschläge. Mittags speisten Richart und sie mit Neefe bei uns, arrangierten schon manches und halfen Therese aus. Nach Mittag zu Haus und in voller Arbeit für die 10. optische Vorstellung, weil Therese nichts tun kann und auf dem Sopha bleiben muss. Es kamen Gabrieli, Blumenfeld, Neveu, 3 Kinder, die Kleinschmidt mit Orns (?), Tochter, Winterhalt[er ?] und jung Poller (?), Guilmar (?) mit Meissner, Lang Graveur, Familie Ullmann, Knoff (?), mit Agnes, Nina mit Hunglinger (?) und Tochter, Mäuler (?), mit Petraschek Tochter, Marie Dufraine, Krieghammer, Kathi, Moreau mit Frau, Hassaureck, Götz, Gimnich, Kronenfels, Hohenadel, Jean und Joseph Hoffmann, Richart, Neefe, Dräxler (?) und die übrigen Adjutanten; erst spät um ½ 8 h kamen die Reimannischen – der Vater wurde krank, Kolik – und Hofrat Fuljod. Es begann gleich. Der Gang mit dem Rad machte uns Fatalitäten, Therese musste während der Optik die Schnüre nähen. Beim Sonnenaufgang probierte Richart das rote Glas nicht, es war zu klein, hielt nicht, sprang, dann wurde die Lampe ausgegossen, lauter Fatalia. Wir suchten die Fehler so viel möglich zu decken und es war dennoch eine brillante Vorstellung. Nina machte die Frau vom Haus, Therese schonte sich. Mit Knall-Kugeln gab es einen kleinen Jux. Wir hatten Würsteln, Kalbsschlögel, Salat, Gugelhupf. Um 11 h geschah der Aufbruch, alles war froh. Band 08 (VIII.), Seite 52v
6448 1815 3 27 Ostermontag, ein schöner, heiterer Tag, mittags trüb, windig. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, Lippert tritt als Rudolph von Habsburg auf. Im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, Mad. Seidler als engagiert. Im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Bei Hassaureck „Domestikenstreiche“, „Adolph und Klara“. Früh zum Grafen, viel Arbeit, war bis 1 h bei ihm, schrieb nach Simontornya. Therese blieb zu Haus und räumte zusammen. Kölbinger kam, ich gab ihm 6 fl. und lud ihn zur nächsten Optik ein. Dann einen Augenblick auf den Kohlmarkt und Graben. Mittags allein, nach Tisch kam Richart zum Kaffee. Arbeit an der Optik Später in Compagnie, Richart ging mit mir und Jungmann zu Kerner (?), später kam Joseph Hoffmann und ging auch mit. Mit Stifft Jux, er fand seine 2. Brillantnadel nicht. Kridl besuchte uns, blieb bei Therese, auch die kränkliche Goldmann. Band 08 (VIII.), Seite 52v
6449 1815 3 28 Trüb, kalt, nach Mittag stürmisch und Regen. Im Burgtheater „Armut und Edelsinn“, Lippert als Van der Husen; im Kärntnertor-Theater „Octavia“ mit Mad. Löwe, im Theater an der Wien „Befreites Jerusalem“. Schon um 7 h zum Grafen, Expedition nach Simontornya, 2 Estaffetten nach Preßburg wegen Tausch in Ács mit Hegyessy und Begräbnis des Grafen Carl in Gattendorf und Beisetzung bei den Franziskanern in Frauenkirchen. Mir ist nicht ganz wohl, Theresens Fuß bessert sich. Später zum Ech, um mit ihm wegen dem Schlosser Breyer zu reden. Mittags kam die Gräfin aus Preßburg, Trauerszenen, Krämpfungen. Ich wurde nach der Suppe weggerufen, konnte nichts mehr essen. Bei Wallishauser ließ ich 1000 Partezettel für Graf Carl drucken; nahm Werners Schriften und Cleynmanns Predigten. Nach Mittag kamen Stifft, Jungmann, alles klagt. Ging zu Motesiczky, heute begann Werlen seine Lektion. Suchte Gesellschaft, bei Rapf suchte ich mir 2 Gilets aus und erkannte seine Filzigkeit. Später ins Kärntnertor-Theater, nach dem 2. Akt wurde die Löwe vorgerufen, sprach von Glücklichsein, wenn sie die Erinnerung an die große Roose erweckt. Dann machte ich Lärm und Lange wurde vorgerufen. Nachher ins Burgtheater, fand Compagnie und wartete ab. Auch Lippert wurde vorgerufen und dankte für Nachsicht und Gnade. Ganz ermattet kam ich nach Hause und las eine Weile den Feldzug von 1813. Alle Marschälle sollen Ludwig XVIII. verlassen haben, Napoleon soll am 21. in Paris eingezogen sein. Kurs 390 fl., schreckliche Perspektive ! Band 08 (VIII.), Seite 52v
6450 1815 3 29 Trüb Im Burgtheater „Bruderzwist“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Niclas am Scheideweg“. Früh machte ich die Korrekturen zu den Partezetteln, zum Comte, um zu hören, wem allen Partezetteln ins Haus geschickt werden. Zu Ech, um zu erfahren, was er mit Breyer bewirkte; er bestellte ihn um 4 h zu mir. Mit dem Grafen zu Sensel, Quartier für die Keglevich ansehen. Therese hat Kopfschmerzen, mittags speiste die Baronin Wetzlar bei uns. Nach Mittag zu Haus, Stifft, Ech und Schlosser Breyer kamen, und es wurde die Erklärung von beiden ausgefertigt, dass sie, im Falle sie das Haus kauften, ich ihnen 3000 fl. gebe und dafür 10 Jahre im Zins verbleibe. Nachher zur Rosen, ins Kärntnertor-Theater, suchte Compagnie und Préférence. Kurs 390 fl., der Dukaten 18 fl. 20 x. Band 08 (VIII.), Seite 53r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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