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Anzeige von 6436 - 6440 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6436 1815 3 15 Kalt. Im Burgtheater „Brauttanz“, mit Abänderungen, wurde gestern ausgezischt; im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Gebesserter Lorenz“. Hasenhut wird für morgen zum Benefiz einladen. Den ganzen Vormittag beim Grafen, Diner mit Hofrat Rumpelmayer, Szentgály, Kárner, Kühnel, Seitz. Therese und ich schrieben an Nany. Richart arbeitete an einem Umschlag für Dürnstein. Der Verwalter Spindler schrieb mir, dass ich meinen Zeichenmeister zu Trümmel schicken könnte. Abends zur Rosen, ins Theater an der Wien, fand Richart, hörte Hasenhuts Einladung in Reimen von Doktor Veit (?), sehr mager. In Regen und Schnee nach Haus. Pirutschfahrt in den Augarten, Prater; „Chocon“ [sic] von Isouard. Band 08 (VIII.), Seite 50v
6437 1815 3 16 Rauer Wind. Schon am Mittag fing es zu schneien, dann zu regnen an und goss den ganzen Tag. Im Burgtheater „Strelitzen“, im Kärntnertor-Theater zum 2. [Mal] „Semiramis“, im Theater an der Wien „Niclas am Scheideweg“, Lustspiel mit Gesang in 3 Akten, von Dr. Wirth (?), Benefiz für Ant[on] Hasenhut. Früh kam Neefe, besserte manches an der Optik aus. Ich schrieb ein Billett an Trümmel und empfahl ihn als Zeichenmeister für Motesiczky. Nach Mittag zu Haus, schrieb in Institutsgeschäften. Um 5 h führte ich Neefe beim Verwalter Spindler auf. Bei Motesiczky hatte ich viel Verdruss; er stellte sich bei dem heutigen Schnee und Regen mit dem Körper zum offenen Fenster, zerriss seine Hosen und machte Strickel daraus. Dann ins Theater an der Wien, langweilte mich sehr. Die Gottdank und Krautauer waren in meiner Nähe. Nur Hasenhuts Abdankung rettete das elende Machwerk vor gänzlichem Zischen. Band 08 (VIII.), Seite 51r
6438 1815 3 17 Schlechtes Wetter, Sturmwind, Regen. Im Burgtheater „Brauttanz“, im Kärntnertor-Theater „Colomanns Rache , „Brautschatz“ von Ochsenheimer, im Theater an der Wien „Niclas am Scheidewege“. Im Leopoldstädter Theater Einnahme des Rainoldi „Andromeda und Perseus“ parodiert, Pantomime in 2 Akten, Musik von verschiedenen Meistern; vorher „Junge Weisheit, alte Torheiten“. Nach 7 h zum Grafen, Abreise der Gräfin, sehr beschäftigt. Mittags bei Radl, nachher zu Neefe, Roller, mit Richart zum Peter, Deliberation wegen Heil[igem] Grab. Nach 4 h zur Prüfung in die Realschule, sah Kallinas (?) Schrift, welche noch mittelmäßig. Zum Gontard, hörte, dass Moret (?) und ein Regiment zu Napoleon übergetreten seien, dass man aber ganz ruhig sei, Frankreich kluge Massnahmen ergreife, dass die Deklaration erst den größten Nachdruck geben wird. Zum Grafen, dann mit Richart im Regen ins Leopoldstädter Theater. Das Stück ist gut, Rosenau spielte brav. Der 1. Akt der Pantomime ist angenehm, der 2. aber ein ganz anderes Sujet; der Schluss wieder gut. Neefes Dekors sind vortrefflich. Band 08 (VIII.), Seite 51r
6439 1815 3 18 Schlechtes Wetter, alle Stunden Regen, Sturm. Im Burgtheater „Spieler“ mit Lange, im Theater an der Wien „Befreites Jerusalem“. Muhme Tischlerin frühstückte mit uns. Für Joseph[ine] besorgte ich auf Theresens Zudringen eine Kaffeetasse mit Devise, Nelken um 25 fl. Zum Grafen und mittags zum Hofrat Fritz, zur Pepermann, lud selbe wiederholt zur Optik. Ich wurde tüchtig nass. Mittags allein, Neefe brachte 2 Schiffe. Nach Tische kamen Richart, Joseph Hoffmann, Jeanette, Kreibich (?) später Stifft, Hoffinger (?), Krieghammer, Kathi, Demscher, Dermer, Guilmar (?) (?). Die Hiobsposten von Bonapartes Fortschritten in Frankreich, dem Übergang mehrerer Regimenter, seine Aufnahme in Lyon, Beleuchtung der Stadt etc. machte alles beben und den Kurs auf [Zahl fehlt] steigen. So kurz kann man nur froh sein. Abends zu Kerner (?). Band 08 (VIII.), Seite 51r
6440 1815 3 19 Palmpassion. Schnee, alle Stunden Regen, unmäßiger Kot. Im Burgtheater „Jahreszeiten“ und „7 Worte“. Therese gab mir ein gelbes englisches Gilet und 1 Paar Handschuhe, welches mich sehr freute. Hörr brachte den neuen grauen Frack und Beinkleid. Bschaidner gratulierte mir und ließ mir die Wahl zwischen 2 optischen Bildern, Pest und Ofen oder Theben. Den Vormittag beim Grafen. Jean kam zu Therese und brachte ihr 2 Paar französische Handschuhe. Um 12 h kam ich nach Haus und fand Rohrweck, Kárner, Peter. Mittags allein. Schneid schickte mir eine Pastete und kleine Torte. Nach Mittag kamen zum Kaffee Richart, sie und Roller, welcher die Schiffe in den Gang richtete. Die Rodler machte mir ein Geschenk mit einem Nadelbüchsel, ganz von Perlen, sehr mühsam und geschmackvoll gearbeitet. Richart richtete zur 8. Optik ein, heute mit Präsentation von Neefes Dürnstein. Roller, Bschaidner, Neefe und Joseph Hoffmann probierten Ofen und Pest, respektive Theben; alles stimmte für Theben. Um 7 h kamen Jeanette, Phillebois, Babette, Peck Lottl, Krauss Rosina, Lissl, Guilmar (?), Dräxler (?) mit 2 Schwestern, Babette und Julie Hoffmann, Richarts Frau, Pepermann, Frau, Dermer, Assen, Jungmann, Hitzinger und Nina, Stifft, der so unglücklich war, seine Brillantnadel zu verlieren, schickte. Sie unterhielten sich bis 12 h, alles war munter, es wurden Gesundheiten getrunken und kanoniert. Stifft erzählte, dass ein französischer Sekretär und der Sohn der Kammerfrau Montesquieu den kleinen Napoleon entführen wollten. Band 08 (VIII.), Seite 51r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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