Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 6441 - 6445 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6441 1815 3 20 Es heitert sich aus, die Barometer steigen, aber es ist ganz gefroren. Es gewährt eine schlimme Aussicht für den Weinstock, Wiesen und Felder. Die Karwoche beginnt schlecht. Im Burgtheater „Worte Jesu“ von Haydn und Chöre von Salieri. Den Vormittag beim Grafen, ihn malt der Lindner (?). Rechnung mit Therese (?). Ich fuhr zu Reimann und erklärte meinen Verdruss wegen der gestrigen Absage, fuhr ins Korrektionshaus und zum Fabrikanten Herrmann; blieb in Gesellschaft. Mittags allein, nach Tisch in die Müller’sche Galerie, Triest von Capelletti und Schlittenfahrt nach Schönbrunn zu sehen. Nach Mittag zu Haus, zu Kridl, las den Beobachter und Bonapartes Proklamation. Abends sah ich Capellettis Optik und nahm Richart mit. Die zwei Bilder, besonders Triest, sind schlecht, die Bewegung äußerst mittelmäßig und außer der Größe nichts Bedeutendes. Außer uns, Guilmar (?), seinem Freund, dem Graveur Lang, waren noch 4 Personen, vermutlich vom Hause. Der kleine Napoleon ist in der Burg im Amalienhofe. Band 08 (VIII.), Seite 51r
6442 1815 3 21 Dienstag in der Karwoche. Trüb, kalt, nach Mittag heiter. Im Kärntnertor-Theater Akademie für den Theatral-Armenfonds. Den Vormittag beim Grafen. Therese ging zur Bouche (?), dann zur Moser speisen. Seppel führte sie überall, auch in den Prater, nahm die Dräxlerischen mit. Ich suchte Compagnie, nach Mittag in Compagnie zu Radl und ins Zuchthaus. Neefe war in voller Arbeit mit Aufstellung des Heiligen Grabes. Zu Haus, abends suchte ich Gesellschaft, dann in Compagnie, Préférence. Prinz Rohan kam in der Nacht über Brüssel, die Festungen Hüningen, Strassburg und Belfort sollen sich für Napoleon erklärt haben. Die Straßen sind unsicher, Kuriere kommen nicht durch. Heute abends um 8 h rückte Napoleon in Paris ein, der König reiste früh ab. Band 08 (VIII.), Seite 51v
6443 1815 3 22 Strenge Kälte, heiter. Den Vormittag beim Grafen. Kurs 326 fl., der Dukaten 15 fl 10 x. Man hört nichts Neues. Therese war bei Salieri wegen Quartier vom seligen Reich (?), aber vergebens. Rapf gab mir 2 Gilets, welche ich gar nicht tragen kann. Mittags allein, nach Mittag Zurichtung zur 9. Optik, Roller brachte mir die Schiffe von Preßburg mit Figuren, meine Adjutanten waren Guilmar (?), Dräxler (?), Joseph Hoffmann und Richart. Gäste waren Baron Braun mit Familie: Vater, Sohn mit Gemahlinnen und Schwester, noch 5 Mädchen, Bruder und Sohn, Huber mit 2 Mädeln, Rakovin (?) mit Tochter. Großer (?), Mayenberg, Knoffstein (?), Sohn, Kárner, Nina. Alles ging gut, Braun war vortrefflich unterhalten. Nachher Jux unter uns, Therese machte Punsch. Wir saßen bei Fastenspeisen bis nach 11 h recht angenehm beisammen. Band 08 (VIII.), Seite 51v
6444 1815 3 23 Gründonnerstag. Kalt, Nebel, abwechselnd Regen; es goss ein paar Stunden ganz außerordentlich.. Den Vormittag beim Grafen, speiste mit ihm recht gut, alles war heute beim Diner der Festetics. Nach Mittag mit Jungmann zu Peter, das heilige Grab anzusehen, dann zu Richart, welcher seiner Hausfrau Testament machte und wegen bösem Fuß nicht ausgehen kann. Therese blieb zu Hause. Biedermanns Buchhalter Oeppinger übergab ich Mohrenthals Wechsel von 1000 fl. in Zwanzigern. Später mit Jungmann zur Weintraube. Der arme Wellfuss (?) sitzt nun seit Faschingdienstag und Schweidler (?) endet seinen Prozess nicht. Napoleon besetzte am 11. Lyon. Band 08 (VIII.), Seite 52r
6445 1815 3 24 Karfreitag. In der Nacht Sturmwind, welcher noch immer fortdauert. Den Vormittag beim Grafen, Fabrikant Herrmann. Ins Korrektionshaus; Neefe gab dieser Tage dem Motesiczky schon Lektion und auch Werlen beginnt. Richart bessert zu Hause manches aus, repariert Figuren. Mittags speiste Joseph Hoffmann da. Vom Grafen hörte ich, dass die beiden Kammern 12 Millionen und Massena 3 Millonen, Ney aber 400.000 Francs auf Napoleons Kopf setzten; dass er 3 Tage in Lyon war, schlecht aufgenommen wurde und sich nun in die Dauphiné wendet. Karner brachte die Nachricht, Ney habe ihn zurückgedrückt. Ich lud ihn morgen zum Grafen zum Speisen. Nach Mittag kamen Neefe, Jeanettl, die 2 Dräxler (?). Therese ging zu Fuljod, sie für Sonntag zu laden. Stifft ist wegen Halsschmerzen schon ein paar Tage zu Haus. Nach Mittag wieder zum Grafen, zu Rumpelmayer, lud ihn morgen zum Speisen, suchte Gesellschaft. Heute kam die Nachricht, dass Graf Carl in Gonobitz an der steirischen Grenze sehr schwer an Lungen- und Gedärmentzündung liege; allgemeine Bestürzung. Der Brief ist von Oberleutnant Ottinger vom 22. dieses. Band 08 (VIII.), Seite 52r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b