Kalt, gefroren. Im Burgtheater „Einquartierung“, „Hausdoktor“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Müllerin“, schlechtes Divertissement der Kobler. Im Theater an der Wien „Friedrich von Österreich“, gefiel nicht. Bei Samuel Kaan „Die Deutschen Kleinstädter“, gut, bis auf Pichl und Seidl, welche nicht memorierten. Therese ging zu Mühlhofer speisen. Da war große Tafel, sie sah „Die beschämte Eifersucht“ nicht. Ich beim Grafen, sehr beschäftigt mit einem Brief von Simontorya, bis auf ½ 3 h. Hansel, welcher Vladár mitnimmt, nahm von mir Abschied, er reist morgen abends. Um 11 h war bei St. Stephan Te Deum, aus 56 Kanonen wurde gefeuert, die Bürger, welche alle Wachen haben, paradierten, bei der strengen Kälte und Wind leiden sie viel. Mittags speiste ich bei Rothmann gut, trank dann in Compagnie Kaffee. Ging zu Schenk, fand die Muth, die Bettl; sie quält sich mit neuen Sorgen. Dann zu Kaan, fand Compagnie, plauderte mit Bergenstamm und unterhielt mich.
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Strenge Kälte. Im Burgtheater „Tony“, „Edelknabe“; im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Xaverl in der Fremde“. Den Vormittag beim Grafen, Keglevich, Rumpelmayer. Therese ging zur Moser, dann spazieren. Ich suchte Compagnie zum Speisen, trank mit Piringer Kaffee bei Schmirer. Dann wieder zum Grafen, weil ich an Bellegarde schreiben und wegen Carls morgiger Abreise nach Verona ihn zahlen und alles arrangieren musste. Wie fatal ist es, mit dem unsinnigen Menschen zu tun zu haben. Ins Burgtheater erst nach 8 h, fand Compagnie, plauderte mit Rohrweck und Kornhäusel, soupierte dann im Lothringer Bierhaus.
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Kalt, heiter. Im Burgtheater „Freemann“ im Kärntnertor-Theater „Beide Savoyarden“, „Raub der Zemire“ von den Koblerischen, im Theater an der Wien „Zauberprobe - Così fan tutti“. Abreise des Grafen Carl nach Italien. Früh zum Grafen, Keglevich, Rumpelmayer, zu Rohrweck wegen Gläsern. Mittags allein, nach Tisch kam Stifft mit Goldmann Therese. Die Babette erzählte mir, dass Jean gestern mit Vladár zur Armee nach Frankreich abgereist sei. Therese war bei Schießl, um die Walzen zu Moskaus Brand mit Percal zu überziehen, aber; die Maschinerie macht uns viel Arbeit. Reimann war mit Wein da. Ich im Neudegg, dann ins Kärntnertor-Theater. Leithner sah ich nicht, sprach Bettl beim Theater, war meistens auf der Bühne, langweilte mich, plauderte dann in Compagnie. Bei Therese waren Kunesch, Muth mit Fanny, welche nachher zur kranken Schenk gingen
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Strenge Kälte, trüb. Im Burgtheater „Mittel und Wege“, im Kärntnertor-Theater „Joh[ann] von Paris“, im Theater an der Wien „Semiramis“. Den Vormittag zur Keglevich, welche abreist, dann beim Grafen. Mein Barbier Weber kommt schon 2 Tage nicht, vielleicht wurde er im Spital krank. Mittags allein, nach Mittag zu Reimann. Ins Neudegg, trank Kaffee, dann ins Theater an der Wien. Die Bettl erzählte mir, dass die Heirat zwischen Teiner und Forti sei zerschlagen, und Michel, dass sie morgen um 10 h bei den Karmelitern vermählt werden. Was ist wahr ? Das Brautpaar sah ich im Theater, leer, mit Fischer in die Stadt. Neefe war bei Therese mit der Hiobspost, dass der Gesellschaft zu spielen verboten wurde.
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Feister Donnerstag. Kalt. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Kärntnertor-Theater „Grenadier“, „Übelgehütetes Mädchen“ von Kobler, im Theater an der Wien „Schusterfeierabend.“ Redoute, wir gaben dem Martini, Zanini, Lavotta und Mühlhofer Therese Billetts. Den Vormittag beim Grafen. Von Bettl hörte ich, dass die Hochzeit dennoch nicht sei. Diner bei Quarin mit Glaubinger (?), Nina, Babette und Peck, etwas lang. Nach Mittag zur Moser, Muth, fand Fanny. Therese hatte Elsler zum Speisen, nach Mittag zur Mühlhofer, kleidete Therese an, kam mit Richart zusammen, fuhr dann mit ihnen in die Stadt. Mit Forti und Teiner hat es sich ausgeglichen, um 10 h war die Vermählung, Schenk war Beistand, im Negligé, weil er es zu spät erfuhr. Ich war im Theater an der Wien, leer, mit Jungmann in die Stadt, plauderte in Compagnie.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).