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Anzeige von 6006 - 6010 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6006 1814 1 9 Teuflisches Wetter, Regen und Schnee in Strömen. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, im Kärntnertor-Theater „Uniform“, im Theater an der Wien „Zrinyi“. Durchmarsch der Husaren, Veliten, Chevauxlegers und Dragoner, 22 Divisionen. Versammlung im Prater, die Generäle Wartensleben, Kroyher (?), Kinsky und Spiegel führten sie an. Um 8 h zum Grafen, zur Terzaghi. Mit dem Grafen in den Prater, der Kot ist grundlos. Wir gingen eine Weile herum, sahen die Truppen aufstellen, doch Schnee und Kälte vertrieben uns. Der Graf ging ins Haus zu Leykam, ich fuhr in die Stadt, arbeitete zu Haus Um 11 h auf den Graben, mit Sigl, Fölsch und Reimund (?), Radl kam zu uns und so sahen wir den Zug, welcher wirklich herzerhebend war. Bis gegen ½ 1 h dauerte der Marsch. Dann ging ich nach Hause, arbeitete, um 2 h mit Therese zu Quarin speisen, nach 4 h kamen wir nach Haus, Hoffmann fing schon zu arbeiten an. Bei Quarin speisten Phillebois, Peck und Distler. Nach Tisch las Peck die Broschüre von Feuerbach. Dritte optische Vorstellung, die nämlichen Bilder. Joseph war mein Adjutant und arbeitete mit großem Eifer. Muth, Frau, Cappi, Frigo (?), Marie, Julie mit Tony, Aspelmayer mit Marie und Carl (?), dann die Bauer vom Werf (?); von allen Geladenen kam sonst niemand. Ich und Joseph arbeiteten allein, später kam Nina. Muth, Frau, Julie und Tony blieben bis ½ 12 h und saßen traulich zusammen. Gestern früh um 9 h starb die treffliche Gattin und Mutter Therese Liebisch an Nervenfieber und Flecken. Sie hinterlässt [Zahl fehlt] Kinder, alle klein, der Knabe ist erst einige Monate. Ihr Verlust ist unersetzlich. Sie wurde 36 Jahre alt. Band 08 (VIII.), Seite 1v
6007 1814 1 10 Häufiger Schnee, strenge Kälte, der Wind droht, das Gesicht zu zerschneiden. Im Burgtheater „Bürgermeister“, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“, dann von den Geschwistern Kobler zum 1.Mal „Das doppelte Duell“. Im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“, Lang als Albrecht. Den Vormittag beim Grafen, mit ihm zu Rumpelmayer, Phillebois, der Agnes nachzusehen, dann in die Linzer Zeugfabrik. Mit Leithner, nach Mittag zu Haus. Abends ins Theater an der Wien, Gedränge in den Stöcken, das Parterre leer. Mit Hoff[mann] in den 2. Stock, die Vorstellung langweilig. Band 08 (VIII.), Seite 2r
6008 1814 1 11 Strenge Kälte. Im Burgtheater „Bürgermeister“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Hausgesinde“, dann zum letzten Mal „Aschenbrödel“, Ballett von Duport. 1. Gesellschaftstheater von Neefe „Inkognito“ und „Landhaus an der Heerstraße“ von Kotzebue; die Mühlhofer brachte uns Billetts. Früh zum Grafen, Mukerl, Grassalkovich, dreimal zum Rumpelmayer. Zur Richart, wo ich hörte, dass das Windspiel der Korzendörfer (?) ihre Tochter und den Fidel gebissen hat, und dass man beim Schinder den armen Fidel erschlug. Sie lag im Bette, beide sind sehr betroffen. Am Mittag war Nina da, nach Mittag zu Haus. Bei Therese war die Peck Nanette, sang und trank Kaffee. Abends mit Therese zum Theater im Bognerischen Haus. Der Gang in die Jägerzeil in der Kälte war sehr fatal. Die Gesellschaft war klein, wir fanden die Marchio (?) und Frau des Horny (?), den Edel, Geliebten einer Horny. Plauderten mit Neefe, Friedensheim (?) wurde mit Lärm hinausexpediert, die Mühlhofer mit Schwester waren da. Das Ganze wurde sehr mittelmäßig memoriert, gespielt, es fehlte Rundung und das Assemble. Das Theater ist recht niedlich. Band 08 (VIII.), Seite 2r
6009 1814 1 12 Strenge Kälte, heiter, der Wind stürmte. Im Burgtheater „Braut von Messina“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, dann „Doppeltes Duell“ von Bernadelli (?), im Theater an der Wien „Fiesko“. Nach Mittag Krippenspiel zu Ma[ria] Hilf. Den ganzen Vormittag beim Grafen, Richart, welche die Korzendörfer besuchte und nicht übler fand. Mittags war Elsler unser Gast. Nach Mittag zum Grafen, im Kabinette arbeiten die Tapezierer wieder. Krippenspiel in Mariahilf, Leithner kam hin. Abends ins Theater an der Wien, fand es wegen außerordentlicher Kälte leer, sprach Assen. Das Divertissement ist ohne Wert und langweilte. Band 08 (VIII.), Seite 2r
6010 1814 1 13 Etwas Schnee, die Kälte lässt nach. Im Burgtheater „Edelknabe“, „Wiedervergeltung“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Alaman“. Den Vormittag beim Grafen, zum Hunyadi, welchem ich 1500 fl. für 4 Braune zahlte, welche sehr schön sind. Jean kam zu mir, ich freute mich, ihn wieder zu sehen. Er erzählte mir von den Schmutzereien des Stifft, dass sie im Comptoir niemandem Neujahr gaben, und dergleichen. Therese ging zu Brandstätter und lud sie Sonntag zur Optik. Gittig und Krieghammer Kathi speisten bei uns. Nach Tisch kam Jungmann auf Diskurs, wir tranken Kaffee, dann ging ich zur Moser, fand sie im Bette an Schmerzen der Leber, bei ihr saß Baron Wetzlar, die Comtesse Fuchs, eine Professorstochter, später kam die Kathi, die Fricart (?) im Putz, zuletzt ihre Mama. Ich blieb bis 9 h. Tiefer Schnee, ich holte mir Katarrh und Schnupfen. Bei Therese waren Bonno (?) und Turnau (?). Band 08 (VIII.), Seite 2v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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