Kalt, stürmisch. Im Burgtheater „Ring“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“ mit Ehlers, im Theater an der Wien „Herrmanns Enkel“. Der Kunz kündigte wieder für Sonntag eine Akademie auf 20 Pianoforte an. Den Vormittag beim Grafen, Geld zählen mit Gittig, zwei Stunden froren wir in der Garderobe, dann mit dem Gelde zur Auswechslung zu Stifft, sprach Leithner. Gittig und Jungmann sind unsere Gäste. Nach Mittag zu Hause, die strenge Kälte und das Zählen in der Garderobe mehrten meinen Husten und ich beschloss, nicht mehr auszugehen. Ich arbeitete an meiner Kassa, schloss unseren kleinen Vermögensstand ab und fand, dass wir 35.000 fl. haben, worunter bei 15.000 fl. in CM ist. Abends kamen Neefe, Burger und Hoffmann Joseph, wir plauderten, um 9 h ging ich ins Bett.
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Strenge Kälte. Der Wind droht, das Gesicht zu zerschneiden. Im Burgtheater „Die Hagestolzen“; die Huber, jetzt in Pest, voriges Jahr in Brünn, als Margarethe. im Kärntnertor-Theater „Grenadier“ und „Glückliche Wilde“, die Geschwister Kobler, im Theater an der Wien „Moyses“ von Klingmann. Burger brachte mir die Hiobspost, dass mein 20-jähriger Freund Joseph Wisenfeld, Protokollist, gestern am 14. nachts im 42. Jahre an Luftröhrenschwindsucht verschied. Wie schmerzlich mir sein Verlust ist, kann ich nur fühlen, weil ich ihn kannte. Den Vormittag beim Grafen, ich bin so verstimmt. Jungmann speiste da, Gittig bleibt aus. Nach Tische kamen Goldmann Therese, Jeanette, Krieghammer Kathi, der wir für morgen unsere Redoutebilletts gaben. Ich arbeitete, las, ging nicht mehr aus. Abends kam Turnau (?), sonst niemand. Ich saß bei Therese und las den „Wanderer“.
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Wehwetter. m Burgtheater „Lorbeerkranz“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Schusterfeierabend“, die alte Posse. 2. Redoute, Therese gab unser Billett der Kriegh[ammer] Kathi, jenes der Nanett der Lavotta. Früh zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag blieb; ich bin nicht wohl. Mittags suchte ich Compagnie zum Speisen. Huber, welcher 306 fl. Kassendefekt hat, bat mich um selbe, ich konnte sie ihm nicht geben. Er kam mit Schmidt wegen Figuren, um selben einen besseren Mechanismus zu geben. Vierte optische Vorstellung. Ich lud Fanny ein, sie kam nicht, und Bettl mit Julie; sie brachten Salzburger Würstel; dann 4 Hofrat Stöger, 4 Moravek, Leibold (?), 2 Brüder (?), Fräule Tobisch (?), Schießl mit Marie, Bonno (?), Jungmann mit Goldmann, 2 Stessel, Böhm, Storowansky (?), Stifft, Hansel. Die Kälte ließ etwas nach, es fing heftig zu schneien an. Von den geladenen Gästen kam fast niemand, Huber mit Schmidt auf einen Augenblick. Joseph war mein Gehilfe. Schießl mit Marie, Stifft, Hansel blieben auf Würstel und Zunge bis 11 h. Ich beschloss, so bald nicht wieder eine Optik zu geben, weil man sie zu sehen wünscht und sich am Ende durch Wetter und andere Sachen abhalten lässt. Wir saßen recht angenehm zusammen und die Mädel waren dankbare Zuseherinnen.
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Die Kälte lässt nach, nach Mittag etwas Schnee. Im Burgtheater „Ring“, 2. Teil, im Kärntnertor-Theater „Ostade“ und „Das übelgehütete Mädchen“ von den Geschwistern Kobler; im Theater an der Wien „Schusterfeierabend“. Den Vormittag beim Grafen, welcher unpässlich; im Neudegg. Mittags war Schießl da, nach Tische kam LaRoche, Huber mit Schmidt wegen Mechanismus der Figuren. Huber peinigt mich wegen der 300 fl., dem Schießl schenkte ich 2 Glaskrügeln. Therese fuhr mit Fanny und Bettl zum Lusthaus, dann blieben sie bei uns. Ich musste wegen 200 # für Vinzenz zum Baron Rosetti (?), ließ beim Grafen die Lampe australe richten, war beim Rumpelmayer, arbeitete zu Hause. Gegen 8 h ins Kärntnertor-Theater, fand Compagnie. Das Ballett missfiel, ihr Tanz gefiel. Dann ins Burgtheater, sprach Kölbinger wegen Korzendörfer, welche wegen dem Biss noch sehr bedenklich krank ist.
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Neblig, Im Burgtheater „Othello“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Den ganzen Vormittag beim kranken Grafen, zu FML Grünne wegen Carl, zu Richart wegen Verkaufsschrift für Huber. Neefe war unser Gast, nach Tische hatten Stifft und Goldmann Therese ihr Rendezvous. Ich ging zum Grafen, fuhr über Simmering nach Ebersdorf zum Fischerhaus, dem Platz wo 1809 die Brücke in die Lobau stand, zum Reimann, Geissler, Schenk. Um 9 h nach Haus, arbeitete noch.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).