Nebel, sehr glatt. Im Burgtheater „Die Neugierigen“, neu einstudiert, im Kärntnertor-Theater „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Moses“. Früh zum Oberst Weber, dann immer beim Grafen. Ich aß unter den Tuchlauben bei der Viganò sehr schlecht. Nach Mittag in Gestags (?) Kaffeehaus, dem Weinmüller den verlorenen Kaffee zu zahlen. In der Kaffeegesellschaft waren auch Huber, Tonerl, Bondra, Bretonne (?), welcher mit mir speiste. Therese war bei der Moser, brachte Zieglers Maximen, zahlte die 5 fl. Bei mir war Pölt. Nach 5 h holte ich Therese ab, fand die Muth und Bauer (?), ging zur Assen, welche morgen reist. Der Philipp (?) und Frau, Rothe Nanerl machten mir einen Besuch, ich schrieb wegen ihnen an Zinnicq. Im Kärntnertor-Theater war ich auf der Bühne, beim Schlusse im Parterre.
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Nebel, glatt. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Raub der Zemire“ und Kobler. Im Theater an der Wien Quodlibet aus altem Zeug, Burlkesken, Renner spielte auch. Früh lud Buchwieser den Grafen zur Einnahme, ich war den ganzen Vormittag bei ihm. Mittags waren Krieghammer Kathi zum Abschied, Philipp und Frau unsere Gäste. Nach Tische kamen LeHomme (!), Neefe, Goldmann Therese und Stifft; ich ging ins Neudegg, allein, zu Schenk, dorthin kamen Fanny, Bettl, Aspelmayer mit Marie und Hoffmann, zusammen ins Burgtheater; heute wurde vortrefflich gespielt. Bei Therese war Nina.
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Strenge Kälte, Wind. Im Burgtheater „Essighändler“, dann zum 1. Mal „Einquartierung“, Lustspiel in 1 Akt in Versen, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand Cortez]“, im Theater an der Wien das Quodlibet mit Markus Plotz (?). Ball bei Moser, mir sehr ungelegen. Den Vormittag beim Grafen, zum Radl, der mich wieder wegen Birkmayer quälte. Der Moser ließ ich für ihren Ball Hirschfleisch zurichten und schickte ihr roten Wein. Elsler war unser Gast, Nach Mittag ins Neudegg, abends zu Hause. Um 6 h kam LeHomme und fuhr mit Therese und Agnes, ich dann zum Schenk und mit Fanny und Bettl zur Moser. Um 8 h war schon ein großer Teil versammelt. Ich unterhielt mich mit Gaisruck, der Kölbel, Oberst Paulik, Bauer, Tochter der Goldhann (?). Um 12 h wurde soupiert, ich aß viel Hirschfleisch. Therese saß mit Gall, Kölbel, Paulik etc. in der Moser Zimmer, ich mit Berner (?), Wetzlar, Fanny, Graf Waffenberg (?) etc. in der Wetzlar Zimmer. Nach dem Souper wurde gleich aufgebrochen, vorher tranken wir Kaffee. Fanny wurde übel, die führten wir früher nach Haus, dann Therese und ich, Bettl blieb. Die Unterhaltung war aufgeweckt, aber für mich aber von keinem Interesse. Es mochten über 60 Personen gewesen sein. Um ½ 4 h waren wir zu Hause.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Einquartierung“, „Es spukt.“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ zum 30. Mal, Einnahme [Zahl fehlt], im Theater an der Wien das Quodlibet, welches nicht gefiel. Bei Kaan „Unser Fritz“, „Die Unglücklichen“. Am Vormittag beim Grafen sehr beschäftigt, war bis gegen 2 h bei ihm. Wir expedierten den Husaren. Ich fuhr zu Schießl, Hoffmann, Fanny ist besser. Diner bei Peter, mit den beiden Goldmann, Jungmann, Ullmann; ich blieb bis 6 h, unterhielten uns an Peters Dummheiten. Dann zu Kaan, ein artiges Theater, sie spielten brav. Ich fand Compagnie, Simon (?), unterhielt mich gut. Als ich zu Haus kam, hörte ich, dass Therese mit Turnau auf die Redoute ging und bei ihr schlief.
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Trüb. Im Burgtheater „Ring“, im Kärntnertor-Theater „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Xaverls Wanderschaft“. Therese kam erst spät nach Haus. Den Vormittag beim Grafen. Nina war unser Gast, Nach Tisch kamen Neefe, Stifft, Goldmann Therese. Radl schickte Valentini, um uns, Jungmann, Ullmann und Schießl morgen zum Speisen zu laden, will aber die Goldmannischen nicht, fatal ! Nach Mittag zu Radossevich, Rumpelmayer mit Fasanen; Neudegg, abends ins Burgtheater, schlief eine Weile. Bei Therese waren Donner (?) und Joseph Hoffmann um Ohrgehänge für Julie. Fanny kleidet sie zu einem Ball auf der Mehlgrube an
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).