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Anzeige von 6036 - 6040 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6036 1814 2 8 Schnee. Im Burgtheater „Vertraute (?)“, „Vetter aus Bremen“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, mit Matrosen-Terzett, „Übergehütetes Mädchen“ von Kobler. Im Theater an der Wien Einnahme der Buchwieser „Semiramis“, Oper von Catel. Den Vormittag beim Grafen sehr beschäftigt, er liegt noch immer. Um 1 h zum Diner bei Radl, Therese, Schießl, Ullmann, Jungmann, beide Goldmann, Kárner und Angerbauer. Da entstand im Allgemeinen Krankenhaus ein Zimmerfeuer, Ullmann musste hin, kam aber bald wieder. Das Diner war sehr aufgeweckt, alles blieb bis gegen 8 h. Ich musste früher weg, war im Neudegg, dann im Kärntnertor-Theater auf der Bühne. Band 08 (VIII.), Seite 5r
6037 1814 2 9 Sehr düster, Schnee, nach Mittag Regen, fing an, Glatteis zu machen. Der Schnee fiel tief, und eine Decke von Eis. Im Burgtheater „Gerechte Strafe“ von Vogel, im Kärntnertor-Theater „Camilla“, renoviert, schlecht besetzt, Ther[ese] Sessi, Bossi Gemahl, Siboni Graf. Im Theater an der Wien „Semiramis“, Buchwieser gefiel nicht. Den Vormittag beim Grafen, mit Graf Carl beschäftigt, welcher gestern kam; er ist Oberleutnant bei Carl Ulanen. Mittags bei Quarin, mit Phillebois, Babette und Peck. Als ich um 2 h wegging, ließ mich der Graf gleich wieder rufen, frug wo ich hinlaufe, war grob wie ein Kutscher. Ich schlang alles in mich, konnte aber vor Ärger nichts essen. Ich begegnete Kosaken, deren 64 in der Leopoldstadt einquartiert sind, von der Armee nach Hause gehen; ein starker Schlag Menschen. Ins Neudegg, dann ins Kärntnertor-Theater, traf die Schlossermeisterin mit 4 Kosaken, worunter ein Kapitän. Sie sahen sehr aufmerksam zu. Ich blieb bei ihnen, schwätzte mit der Schlossermeisterin, welche sie von der Stadthauptmannschaft ins Quartier erlangte. Dann fand ich Compagnie, plauderte, um 10 h voll Verdruss ins Bett. Csermak, ganz ohne Sprache, heiser, dass man ihn kaum hört, brachte die Institutsrechnung; vielleicht seine letzte, welche er macht. Band 08 (VIII.), Seite 5r
6038 1814 2 10 Unten Schnee, oben Wasser, sehr glatt, trüb. Das Tauwetter macht, dass die Straßen ganz im Wasser sind. Im Burgtheater „Ring“, 2. Teil, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, dann zum 1. Mal „Die Müllerin“, eine Harlekinade von den Koblerischen Geschwistern, im Theater an der Wien „Xaverl in der Fremde“, Posse mit Pantomime. Den Vormittag bei dem so Pöbelhaften, zum Teil mit Carl beschäftigt. Dann bei Rohrweck, mittags speiste Kridl, sein Neffe von Neutra bei uns, und Schießl; Richart backte Krapfen. Kárner schickte mir einen Fogosch, bei 10 Pfund, und lud sich für Samstag zum Speisen. Morgen engagierte ich ihn zum Grafen, weswegen ich ihn am Nachmittag besuchte. Elsler und Therese Mühlhofer kamen. Abends ins Kärntnertor-Theater; das Divertissement hat gar keinen Wert. Im Parterre lud ich Peck und Eitelberger (?) für den Samstag, Therese die Kunesch und Bruder Kreutzer, dann Neefe und Nina. Ich war auf dem Theater, im Parterre fand ich Compagnie. Band 08 (VIII.), Seite 5r
6039 1814 2 11 Tauwetter.Im Burgtheater Einnahme für die Wohltätigkeit, Prolog von Koch, „Gott erhalte !“, dann „Der kleine Deklamator“, Gelegenheitsgedicht, Konzert auf der Flöte von Derfler (?), „Germanias Gruß“, Gedicht von Treitschke. Im Kärntnertor-Theater „Camilla“, im Theater an der Wien „Don Juan“ mit Weinmüller und Buchwieser. Diner beim Grafen, mit Radossevich, Rumpelmayer, Seitz, Kárner, Starhemberg, Carl, Lebel. Radossevich ließ sagen, dass um ½ 4 h der Graf Felix Wojna, Oberstleutnant vom Generalstabe, als Kurier wegen der über Napoleon erfochtenen Schlacht bei Brienne einreiten wird. Eine Eskadron von Hessen-Homburg Husaren, Postmeister Ritter, mit 6 Postoffizieren, und 39 Postillions ritten ein, bürger[liche] Kavall[erie] begleitete den Zug. Viele 1000 gefangen, 73 Kanonen erobert. Brienne ging in Feuer auf. Bei Radossevich sprach ich Wojna, der auch berichtete, dass vermög Armee-Befehl die ganze österr[eichische] Armee weiße Tücheln um den Arm und grüne Feldzeichen haben musste, dass Napoleon an allen Punkten zu sehen war und die äußerste Anstrengung herrschte. Rumpelmayer führte mich in den Ratssaal, da fand ich mehrere Bekannte, sah den Kurier in den Saal eintreten und dem alten Feldmarschall Colloredo die Relation machen; niemand hörte ein Wort. Dann zu Therese, der ich das Extrablatt brachte. Dann ins Burgtheater, fand Compagnie. Hatte einen guten Platz, Neefe hinter uns, da kam Mühlhofer mit der Horny (?) Tony, ein mokantes Gesicht und vertrieb mich. Der Schauspiel-Saal war erleuchtet, die Kaiserin erschien rückwärts. Alles wurde mit Enthusiasmus aufgenommen. Band 08 (VIII.), Seite 5v
6040 1814 2 12 Sehr kotig. Im Burgtheater „Welche ist Braut ?“, mit Gelegenheitsgedicht, im Kärntnertor-Theater „Gott erhalte“, dann „Iphigenie in Tauris“. Im Theater an der Wien „Gott erhalte“, dann zum ersten Mal „Friedrich von Österreich“, Schauspiel in 5 Akten von Iffland. Die Kaiserin fuhr um ½ 11 h in Gala nach St, Stephan. Den Vormittag beim Grafen. Ich schickte meiner Mutter 25 fl. und schrieb ihr alle Neuigkeiten. Die Kunz (?) quälte mich um 60 fl., die ich ihr schickte. Um ½ 11 h sah ich die Kaiserin mit den Prinzen und den deutschen und ungarischen Garden in Gala nach St. Stephan fahren. Mittags waren Kárner, welcher den Fogosch schickte, Kunesch, Kreutzer, Peck, Ettlinger, Schießl, Marie, Neefe, Nina, die Josephine, welche gestern bei Therese war, unsere Gäste. Letztere überraschte Therese mit einer Chemisette und war nach 2 Jahren wieder das erste Mal da. Mittags wurde des Kaisers Gesundheit getrunken, alles war froh und saß bis 5 h. Ich musste zum Joël, Grafen, ins Neudegg, abends zur Schenk, welche ums Kind kam, fand Fanny, begleitete sie. Dann ins Kärntnertor-Theater, sehr mittelmäßige Aufführung, sah die Illumination, welche nichts Auszeichnendes hatte. Es war auf den Straßen nicht lebhaft. Um ½ 11 h kam ich nach Haus, es war auf den Straßen schon leer. Band 08 (VIII.), Seite 5v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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