Es droht aufzutauen. Im Burgtheater „Erinnerung“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Das übelgehütete Mädchen“ von Bernardelli mit den Koblerischen Kindern, im Theater an der Wien „Die Schwestern von Prag“. Den Vormittag beim Grafen, welcher unpässlich ist, bis 2 h. Dem Huber gab ich gegen Hypothek 300 fl. bis 24. Februar. Elsler war unser Gast, Schießl trank mit mir Kaffee, Stifft hatte mit Goldmann ein Rendezvous. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, zum Grafen, ins Neudegg, abends ins Theater an der Wien und Kärntnertor-Theater. Gegen 4 h brach ein teuflisches Wetter [aus]. In Strömen schoss der Regen, es wurde so glatt, dass man mit Lebensgefahr ging. Das Wasser war an manchen Orten schuhhoch, und dazu ägyptische Finsternis. Im Kärntnertor-Theater blieb ich auf der Bühne und plauderte mit Treitschke, dann den jungen Kobler.
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Tauwetter, sehr schlecht. Im Burgtheater „Sonnenjungfrau“, Huber von Pest als Cora. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ zum 29. Mal, Bondra als Pamina. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Zauberprobe oder Cosí fan tutti [sic !]“, Oper in 2 Akten von Mozart, Einnahme der Wild. Früh zum Grafen, Grassalkovich, General Geldner (?) 1000 fl. für einen Fuchs zu zahlen, zur Keglevich, um 12 h nach Hause. Schießl, LaRoche und Neefe meiner (?), wir aßen Knödel und Gulyasfleisch und fuhren um 1 h mit Kochs Schimmeln auf dem Steirerwagerl nach Nussdorf. Albert freute sich, mich zu sehen, er gab uns einen Zettel an den Stadtpfarrer von Klosterneuburg, der uns auf zweimal Kommen nicht einmal ins Zimmer ließ; des Prälaten Bedienter zeigte uns seine Zimmer, die Zimmerwärterin die Kaiserzimmer, den Saal, Sala terrena; Schultheiss, der uns im Hof entgegen kann, führte uns in die Kirche, Schatzkammer, zur Hollerstaude. Dann über die alte Stiege in die untere Stadt, Platz, zurück in die Kellnerei, wo uns Schultheiss erwartete, dem wir die Bitterkeit des Pfarrers schilderten. LaRoche kam etwas stark und ich besorgte mit Schultheiss Verdruss. Um ½ 7 h kamen wir zurück, ins Kärntnertor-Theater, leer, Therese wurde dennoch sehr applaudiert; ins Burgtheater, die Huber missfiel, ich langweilte mich sehr.
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Tauwetter. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Das übelgehütete Mädchen“ von den Geschwistern Kobler, im Theater an der Wien „Cosi fan tutti“ von Mozart. Den Vormittag beim Grafen, Joël. Die Kunz brachte mir 140 fl. ohne Interessen. Ich gab ihr den Schuldschein vom 20. Hornung 1812 zurück. Mittags war Kathi Krieghammer da, nach Tische kamen Stifft, die Goldmann Therese, der Deklamationsprofessor Wötz (?), auf dessen Werk ich und Stifft mit 5 fl. pränumerierten. Er saß uns lange Zeit auf dem Hals. Therese fuhr mit Kathi und Mühlhofer Therese spazieren, und machte einen Besuch bei der Moser. Ich war nach Mittag wieder beim Grafen. Abends um 6 h ins Bett, Husten und Schnupfen quälen mich sehr. Therese kam im Regen nach Haus.
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Trüb, schlecht zu gehen. Im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, die Renner vom Großher[zog] Baden. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“, auf allerhöchsten Befehl. Den ganzen Vormittag beim Grafen, Stessel und der Fürst waren bei uns. Mittags allein, nach Mittag Arbeit in der Institutskasse. Später zum Grafen, Stessel, auf die Wieden, machte bei den Hoffmannischen einen Besuch. Nachher ins Theater an der Wien, die Kaiserin mit 4 Prinzessinnen war da. Ich sah den Unsinn an. Dann ins Burgtheater; die Renner gefiel und wurde vorgerufen.
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Düster, Nebelreissen, etwas Regen. Im Burgtheater „Rollas Tod“, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“, „Das übelgehütete Mädchen“ von Kobler, im Theater an der Wien „Zauberprobe – Cosi fan tutti“. Bei Seldern „ Alte Liebschaften“, „Abgebranntes Haus“, Nitschner Schuster. 3. Redoute, wir gaben unsere Billetts in die Apotheke. Den ganzen Vormittag beim Grafen, fuhr zu Schießl. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Schießl und LaRoche kamen zum Kaffee, dann gingen wir hinaus, fanden Neefe und Jeanette. Der Platz ist klein, die „Alten Liebschaften“ wurden gut gegeben, im zweiten Stück war nur der Nitschner; alles übrige, besonders Mlle. Schrabek (?) schlecht. Dann ging ich mit J[ungmann] zum Igel, N[itscner ?] und L[aRoche] warteten schon unser.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).