Heiter. Im Burgtheater „Essex“, im Kärntnertor-Theater Wohltätigkeits-Einnahme, „Ostade“ mit Tanz, dann „Übelgehütetes Mädchen“ von den Geschwistern Kobler. Im Theater an der Wien „Zauberprobe“, Theater bei Brandesky (?). Den Vormittag beim Grafen, vorher mit Mericzay beschäftigt. Mittags allein, nach Mittag im Neudegg, beim Grafen, im Leopoldstädter Theater, zum 1. Mal „Der Kurier in Wien“ von Bäuerle, fand Compagnie und unterhielt mich so ziemlich. Bäuerle wurde nach dem 2. Akt und zuletzt vorgerufen und dankte mit Beziehung auf die vor 6 Wochen erlittene Strenge. Bei Therese war die Goldmann, welche sich sehr über die Therese beklagte.
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Heiter; gegen Mittag fing es heftig zu schneien, später zu regnen an und es wurde sehr glatt. Im Burgtheater „Füchse fangen“, im Kärntnertor-Theater „Lodoiska“, Bei Seldern „Hahnenschlag“, „Heirat durch ein Wochenblatt“. Ich fuhr zu Rumpel[mayer], welcher nicht ausging, speiste bei Strahl (?) gut, war nach Mittag zu Hause, abends mit Richart zu Seldern (?); das 2. Stück war schlecht memoriert, wurde elend gespielt. Salberger als Sperber übertrieb unausstehlich. Nachher zum Stern und Rebhandl. Bei Therese war die Krieg[hammer].
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Heiter, sehr glatt. Im Burgtheater zum 1. Mal „Gerechte Strafe“, Lustspiel in 3 Akten von Vogel, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, Ehlers als Karl VII., im Theater an der Wien zum 2. Mal „Xaverls Wanderschaft“; die elende Posse vom Leopoldstädter Theater gefiel schon gestern nicht. Ich habe große Qual von Husten und Schnupfen. Den Vormittag beim Grafen, mittags mit ihm allein, nach Mittag bei ihm. Abends im Burgtheater, 1. Parterre, kam ganz vorn vor Peck und neben Loge des Hartl; ich rührte mich nicht. Das Stück hat viel Interessantes, die Grünthal und Hruschka spielten sehr brav. Am Ende wurde gezischt, wirklich unverdient.
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Dichter Nebel, sehr glatt. Im Burgtheater „Gerechte Strafe“, im Kärntnertor-Theater Einnahme der Geschwister Kobler und des Bernadelli „Raub der Zemire“, und „Dorfbarbier. Im Theater an der Wien neu einstudiert „Das unterbrochene Konzert“. Die Henriette Teimer ist schwanger vom Forti, der Vater verweigert die Heirat. Früh zum Grafen, welcher immer noch liegt; ich konnte von ihm gar nicht weg. Mittags war Nitschner da, ich ließ Sartory wegen Garderobe rufen. Nach Tische kamen Mühlhofer und Therese. ich suchte Both (?) auf im Krebsen, Fuhrmannsgasse (?), Neudegg, Wieden. Dann ins Kärntnertor-Theater, fand Compagnie und unterhielt mich recht gut. Die Geschwister tanzten recht hübsch. Das Militär – Landwehr – machten einen angenehmen Contra-Marsch.
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Heiter, aber glatt. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Grenadier“ und „Raub der Zemire (?)“, im Theater an der Wien „Xaverl in der Fremde“. Letztes Spektakel bei Brandesky (?). Den Vormittag beim Grafen. Diner bei Quarin mit Stifft, Brenner – dem heute ein Sohn geboren wurde – Bittner, Baron Haus (?), Kridl, Kreibich. Es wurde von der Ankunft der Königin von Neapel gesprochen, welche gegen Mittag erfolgte. Die Kaiserin mit dem Kronprinzen fuhr ihr entgegen, am Stephansplatz kamen sie zusammen, stiegen aus, umarmten sich, die Kinder küssten der Königin die Hände. Das Publikum versammelte sich häufig, dann fuhren sie zusammen in die Burg. dann fuhren sie in die Burg. Bei Richart fand ich die Hruschka, der ihre Mutter in der Nacht starb. Nach 4 h ins Neudegg, Pötzleinsdorf, meistens Eis, sehr glatt. Abends zu Brandesky, „Temperamente“, „Missverständnis“ von Steigentesch, „Amors Pfeile“ von Brandesky. Ich unterhielt mich gut, es war sehr voll, ich musste stehen. Epilog von Freytag gesagt „Gute Nacht.“ Therese war mit Neefe in der Jägerzeile im Mühlhoferschen Theater „Flügelmann“ (?), „Schauspieler wider Willen“, welches der nicht auszustehende Müller misshandelte
Band 08 (VIII.), Seite 4v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).