Heiter. Im Burgtheater „Dichter und Schauspieler“, vorher „Grüner Domino“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“, im Theater an der Wien „Tamerlan“. Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“. Früh zum Grafen, Bar[uch ?] Arnsteiner, zur Starhemberg, der ich Geld verschaffte und dem Grafen am 1. Juli 5000 fl. antrug. Mittags speiste die Sanenz mit uns. Nach Mittag zu Haus, zum Grafen, Brandmayer, Porzellanfabrik, dann ins Josephstädter Theater. Da war eben Probe mit dem ganzen Orchester von Rosers Oper. Ich plauderte mit Kornhäusel, Perinet, Philipp, Rothe und den beiden Huber. Nachher kam Ehrimfeld, in seiner Compagnie ins Schlössl. Es wurde mir verdrießlich und war um 10 h zu Hause. Therese machte Promenade auf Bastei, Glacis, kam mit Richart zusammen.
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Brigitten-Kirchtag, heiter und warm. m Burgtheater „Balboa“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Abendstunde“, dann die Seiltänzer-Familie Cögen (?) aus Paris. Um 6 h zum Grafen, der um Geld nach Preßburg reiste, nachher große Konferenz mit Vinzenz wegen seiner Heirat mit Lori Zichy, brachte Starhemberg Geld, sie gab mir 3 Bouteillen Champagner. Arbeitete zu Hause an Theresens Schrift an die Direktion. Nach Mittag arbeitete ich bis 7 h. Ich ging in den Prater, Therese zu Peter. Vor 10 h zu Haus, fand Klöff (?), Poltoni, Quarin, Phillebois, ging mit Wisenfeld in die Stadt.
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Sehr warm. Fahrt nach Baden. Auf der Wieden kam ich mit Gewey zuammen, der mit mir nach Baden fuhr. Ich zeigte ihm unser Haus, das Theater, dort war eben Probe zu „Graf Armand“. Dann zu Zinnicq, arbeitete, um 12 h in den Park, Nitschner, Ziegelhauser, Steiger von Neustadt, Musini und mehr andere sprach ich. Mittags in die Schwann, den ganzen Nachmittag mit Zinnicq in der Theaterrechnung gearbeitet. Abends im Theater „Cäsario“ von Alex[ander] Wolff, L[ustspiel] in 5 A[kten]. Nachher in die Redoute, blieben unten und plauderten mit Schuster, Theyer, Leisring (?), Pleschke (?) Metolay (?). Dann nach Haus, erhielt eine Staffette vom Grafen, welche ich noch in der Nacht beantwortete und auch Theresen schrieb. Bei Marklin wegen Zimmer von Richart.
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In Baden. Große Hitze, nach Mittag Regen, abends heiter. Im Theater „Die vier Schildwachen“, „Die Minnesänger“ und „Tempel der Terpsichore“. Früh ins Antonibad, viel Spaß mit Gewey, Nitschner, Steiger, Lavotta, Mayer; fand auch die Rehsner (?). Arbeitete, zur Probe von „Armand“. Kridl suchte mich auf, ich zeigte ihm unser Haus, das Theater. Dann in den Park. Mittags mit Gewey zu Hantl, wo wir recht gut aßen und tranken. Nach Mittag Arbeit mit Zinnicq und war bei Scheurer wegen Holz. Plauderte mit Frigo, Nagy, Clement, ging im Theater aus und ein. Nach dem Theater im Mondenschein in der Neugasse spazieren, um 10 h ins Bett, Gewey kam erst um 12 h von den Musensöhnen.
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Johann, der längste Tag. Kalt, stürmisch. Nach Mittag um 4 h Abfahrt nach Wien, Mus[ini ?] mit uns. Wir gingen in kein Bad. Gewey und Ziegelhauser waren sehr erfreut, dass ich ihnen freien Eintritt ins Theater verschaffte. Früh ordnete ich noch manches im Hause, arbeitete 3 Stunden mit Zinnicq, ging in den Park, leer. Vor 2 h zu Gontard speisen, der mich selbst geladen hat. Im Theater „ Das war ich“ und „Zwei Worte“ Bei Gontard speisten auch Graf Hardegg, Oberstleutnant der Trabanten-Leibgarde, seine Schöne, die Rittersburg, geborene Vogel – ihr Mann ist Kommissar bei der Cameral-Hofstelle –, Zinnicq mit Franzl, Schmidt, Bürgermeister und Schenk, Syndikus. Das Diner war sehr brillant. Um ½ 5 h fuhr ich weg, um 6 h war ich in Wien, fand gleich Ehrimfeld. Ich schrieb an den Grafen. Therese erzählte mir, dass sie gestern mit Nina bei Hartl war, ihm ihre Schrift überreichte und ihn um Verwendung ansprach, welche er auch zusicherte. Dann ging sie zur Moser, speiste dort mit Kölbl, Frey und mehr anderen. Abends 7 h ging sie zu Lonneux, nahm Abschied, da versammelten sich 40 Personen. Poltoni ließ ein Souper hinausbringen. Therese sang mit Piringer, Tuscher, der schwarzen Huber. Um 1 h im heftigen Sturme wurde nach Hause gegangen. Heute früh reiste Lonneux mit Frau, Mutter, Fanny Gürtler (?) und einem Bedienten nach Lemberg ab, sie reisen die 108 Meilen in 12 Tagen. Selbst beim Postwagen, auf dem Spitz und in Wilfersdorf fanden sich Wiener Freunde, welche Abschied nahmen. Dann erzählte mir Therese, dass die Kren mit ihrem Mann Sonntag auf dem Brigittenauer Kirchtag war und in der Nacht an Krämpfen und dem Schlag nach 5 Stunden starb. Wie sehr dauert mich das gute, brave Weib ! Nach 7 h abends machte ich mit Ehrimfeld die Tour über die ganze Bastei zu Peter, fanden Therese, welche um 8 h erst vom Hause wegging. Um 10 h nach Haus und ins Bett. Im Burgtheater „Fremde“, im Kärntnertor-Theater „Cortez“, im Theater an der Wien „Feodora“ und die Seiltänzer Cögen (?)
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).