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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5411 1812 5 26 Um ½ 6 h mit Vinzenz nach Ács. Über Ragendorf nach Wieselburg, stiegen beim Rössel (?) ab, nahmen ein Déjeuner á la fourchette, sahen bei der Krone ein Marionetten-Theater im Zusammenräumen, den Directeur auf dem Stroh liegen. Von da mit der Post, welche dem Csekonics ist, über Hochstrass nach Raab, Jahrmarkt. Wir aßen etwas beim Lamm vor der Stadt, sahen das elende Theater unterm Wiener Tor, mit 2 Galerien und einer Bretter-Decke. Unter Kunz’ (?) Direktion wird gegeben „Adolf der Turner“, Trauerspiel in 5 Akten. [Sahen] die Stadt, die gesprengten Festungswerke, kaufte 21 Badacsonyer Tabakspfeifen á 12 x, Mericzay kaufte mir auch 12 Stück für meine Freunde. Sahen recht hübsche Juckerpferde, fuhren um 2 h mit dem Bazida (?) weg. In Vas erwarteten uns Louis mit Arnold und Lebel, sahen die Schafherden, nach 1 Stunde nach Ács. Die Gräfin empfing uns, logierte mich zum Lebel, sehr geniert. Sahen mit Csiba die Gebäude, den wüsten Garten, die Pferdegestüte, Lämmer, Leibschäferei. Nach 7 h kam der Graf mit Mericzay, welcher ihn mit Gittig in Ács erwartete, separierten (?) das Gestüt, gingen bis 9 h herum, dann ins Bett, gleich nach dem kleinen Souper. Kalte, heitere Mondnacht. Band 07 (VII.), Seite 100v
5412 1812 5 27 In Àcs, schöner Tag. Vor 6 h mit Vinzenz und Arnold zum Gestüt, es wurde von Monarch die englische Stute belegt, dann die Fohlen nach Simontornya abgetrieben. Ich war mit dem Grafen, gingen herum, schrieb, auch meinem lieben Weibe. Mericzay und Csiba fuhren früh nach Simontornya. Mittags Stille. Bei Tisch wurde ausgewirkt, dass Vinzenz und ich nach Komorn – eine Post gegen Pest – fahren sollten. Es regnete, dies hielt uns nicht ab, auf offenem Würstel zu fahren. Um 4 h standen wir an der fliehenden Brücke, sahen am Ufer den Prater mit Badhaus – Hütte, mit Schaukel und vielleicht 50 Bäumen – fuhren über die geschlagene Donau- und Waag-Brücke, welche sehr lang, solid gebaut und mit Stöckeln gepflastert ist. Durch die Stadt, sahen die schöne St. Andreas-Kirche, Platz, Rathaus, frugen in der Mappierungskanzlei und Wohnung um den Ingenieurhauptmann Kampfmüller, gingen in die Festung, sahen die neuen und alten Werke – von den neuen sind die meisten von Erde aufgeworfen, der Plan ist von FMLtnt. Dedovich – welche samt der Redoute über die Waag die Festung zur Halbinsel und nach meinem Begriffe zur ersten Festung von Europa machen, einen Umfang von einer Stunde hat, alles bauen und pflanzen kann, was die Garnison zum Leben braucht. Merkwürdig ist die neue bombensichere Kaserne, welche einen Halbmond um die Festung macht. Bei schönem Abend fuhren wir zurück, gingen in den Garten, zur Festungspartie und schossen mit Pistolen auf den französischen Grenadier und die Scheibe. Der heftige Abendtau und die Kälte machten dem ein Ende. Mit dem Pic[tet ?] gingen wir in die Schäferei, um 9 h soupieren, dann ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 100v
5413 1812 5 28 Fronleichnamstag. In Àcs. Früh mit dem Papa und Vinzenz in die Schaf- und Pferrdeställe. Um 8 h zum Amt und Umgang. Alles ging mit, ich mit Gittig, Arnold, Lebel. Die 3 Evangelien waren im Orte, das 3. beim Pfarrer, das 4. im Schlosse in der Johanneskapelle. Um ½ 12 h kamen wir zurück, fand einen Brief von Therese, worin sie von der guten Aufnahme des Pálffy, von Dursts Krankheit, von einer Schrift an die Direktion, Kaiser schrieb. Ich beantwortete gleich alles. Ich bin wegen Therese so unruhig, um die Gute so besorgt, dass sie allein handeln muss. O, wäre ich schon zurück ! Nach Tische fuhren wir auf die Puszta Vas, um da den Lichnowsky zu erwarten. Bei der Csárda kamen wir mit Lichnowsky zusammen, kehrten uns gleich zu den Herden, von deren Güte und Schönheit er ganz begeistert war. Nachher sahen wir das Vieh von Koczhász (?), Dobsa, endlich die Leibschäferei, im Hause. Abends besuchten Vinzenz und ich Persanter (?) und Szombath, dann zum Souper, welches sehr brillant war. Band 07 (VII.), Seite 101r
5414 1812 5 29 In Àcs. Früh belegten der Monarch und Consul jeder eine Stute, dann bis ½ 12 h Schafmusterung. Lichnowsky kaufte einen Horn (?) und zwei junge kolbische (?) Carls-Deszendenten – sehr gut – für 3500 fl. Mittags großes Diner. Ich erhielt Briefe von Peck, Therese und Ehrimfeld, und freute mich, von der Compagnie zu lesen. Ich schrieb an Czernin wegen Ehrimfeld, da Durst nicht mehr sein wird. Nach Tische schossen Louis, Vinzenz, Arnold und ich auf Scheiben mit Pistolen. Gleich nach dem Diner fuhren Lichnowsky, der Graf, Gittig, dann Vinzenz und ich nach Komorn, stiegen in der Festung ab. Ingenieur-Obrist Bétsy und Hauptmann Kampfmüller führten uns und zeigten uns die ganze Anlage der alten und neuen Festung, die Eckredouten über Waag und Donau, die Kasematten, Pulvermagazine, die neue Kaserne, welche zugleich als Schanze dient und abgedeckt wird. 3 Stunden gingen wir herum, ganz ermattet und voll Durst führte uns Gittig zum Stadtphysikus Bertalan, der uns mit vortrefflichem Nessmüllner (?), Rohitscher Sauerbrunn, Brot und Butter bediente. Um 8 h kamen wir zurück. Vinzenz und ich gingen in die erleuchtete Synagoge – 18 Familien sind im Markt – zum Sabbat, einen Augenblick zum Persanter (?), wo wir den Rentmeister Öller (?) und Kaphan (?) fanden, dann zum Souper. Heute schor mir Effenrath den Backenbart ab. Band 07 (VII.), Seite 101r
5415 1812 5 30 In Àcs. Ein schöner Tag. Abreise des Lichnowsky, der Graf begleitete ihn bis Vas. Vor 7 h fuhren Vinzenz, ich und der Jäger in den Wald, sahen 2 Stunden gar nichts, dann fuhren wir schon ganz ermattet auf den Teich zur Mühle, der ganz mit Rohr bewachsen ist, strichen da bis nach 10 h auf und ab. Vinzenz schoss eine Ente und einen Kiebitz. Wir sahen die Schanzen an, welche die ganze Anhöhe dominieren und fuhren dann nach Hause. Ich arbeitete mit dem Grafen, schrieb an Therese und beantwortete im selben Becks und Ehrimfelds Briefe. Ganz ermattet hatte ich bei Tische wenig Appetit. Nach Mittag im Garten bei türkischer Festung (?) großes Pistolenschießen, in die Ställe. Gittig besuchte mich, da spielten mir Neni (?) und Liesi Pianoforte, es war die Rede von Doktor Bertalan, der Liebschaft des Ingenieurhauptmanns Hensi (?) mit der jüngeren Tochter Lori, welche schon 4 Jahre seufzend und klagend dauert, vom Komorner Theater und Bällen in der Zichy’schen Curia. Ich schrieb an Peter und Redlich. Gegen 6 h fuhren wir mit Graf, Gräfiin, Louis, Arnold und Lebel in Gittigs Weingarten auf gebackene Hähnel und Pistolenschießen. Wir machten die Promenade auf die Anhöhe und hatten die schöne Aussicht auf die große Donau. Gittigs Keller mit Presshaus, oben mit Zimmer, Küche und Speis, ist gut gebaut. Mir gefiel das Ganze. Band 07 (VII.), Seite 101r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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