Warm. Im Burgtheater „Beide Klingsberg“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Wiedererkannter Amenophis“, im Theater an der Wien „Pumpernickels Hochzeitstag“. Früh arbeitete ich in Institutsgeschäften. Schon vor 8 h zum Grafen, nachher ins Wassemagazin, kam in Peters Gesellschaft. Die Richart ist heute besser. Nach 1 h kam ich vom Grafen und um 3 h ging ich wieder zu ihm, bin sehr angehängt. Mittags allein, von 5 bis 7 h arbeitete ich in Institutsgeschäften, weil Sonntag Sitzung ist. Dann ins Burgtheater, Becker von Hamburg als Klingsberg Vater, schwere Aufgabe, er gefiel. Ich fand meinen Bruder mit der Andres, dann auf die Bastei, voll, brillant, traf Hölbling und Apotheker Schmidt. Um 9 h nach Hause, zur Josephine, fand die Wuschikin. Therese war bei Richart, dann nach Haus.
Band 07 (VII.), Seite 59v
5037
1811
5
18
Warm. Im Burgtheater „Schreibpult“, Fux, ein Schauspielpraktikant als Fähndrich. Im Kärntnertor-Theater „Trajan in Dazien“, Vellutis Einnahme, im Theater an der Wien „Rich[ard] Löwenherz“. Früh in Institutsgeschäften, dann zum Grafen. Kridl und Schießl lud ich am Montag zum Speisen. Wegen Batthyány auf die Maut. Mittags allein, nach Mittag kam die Goldmann und erzählte, was sie dem Schuft Nitschner schrieb. Ich arbeitete, abends einen Augenblick zur Richart, auf die Bastei und beide Theater. Im Kärntnertor-Theater besorgte ich für Kölbel Sitze. Fux gefiel nicht, ist im strengsten Sinn ein steifer, unbehilflicher Anfänger. Auf der Bühne sprach ich mit Ziegler, Goldmann, auf der Bastei mit Hölbling, Mainolla und der Bauer. Eckharts Erbe Philipp brachte mit sein Bild in Miniatur, weswegen ich an Kárner um Anstellung schrieb.
Band 07 (VII.), Seite 59v
5038
1811
5
19
Warm. Im Burgtheater „Don Carlos“, im Kärntnertor-Theater „Feuerprobe“ und Divertissement „Fischer“ von Titus, im Theater an der Wien „Don Juan“. Um 10 h Institutssitzung bei mir, die erste nach länger als einem Jahr. Mittags waren mein Bruder mit der Andres, dann Josephine mit der Rosalie unsere Gäste, Brandl gesellte sich dazu. Nach Mittag mit Josephine und Salerl zum DeBach. Dort unterhielt sich alles recht gut; die Vorstellung dauerte 3 Stunden bis ½ 8 h. Therese ging nachher mit der Andres und Bruder zu Peter. Ich blieb noch in der Prater-Allee, sprach Quarin, Weber, Suchodolsky und folgte dann zu Peter. Eben ging der Süssling Corda mit Geissler weg und Brentinger (?) war mit der Wasserleitung vom Baum in den Garten fertig. Bei Peter bis 9 h, dann langsam nach Haus und ins Bett.
Band 07 (VII.), Seite 60r
5039
1811
5
20
Warm. Morgen um 3 h brach ein grässliches Gewitter aus, der Platzregen reinigte die Kanäle. Im Burgtheater „Verwandtschaften“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Fest beim französischen Gesandten, Ball, Illumination. Um 7 h in die Leopoldstadt, zum Herberstein wegen französischer Kleider und zum Grafen. War in Peters Gesellschaft, mittags Krieghammer, Kathi, ersterer Geburtstag, Kridl, Schießl mit Marie sind unsere Gäste. Nach Mittag zum Grafen, mit Schießl und Josephine zum Professor (?) Maurer, Reimann und Bildhauer Walter (?) wegen Figuren auf Baden, später in den Prater. Therese ging mit Krieghammer und Schießls Marie, in der großen Allee fanden wir uns. Dann zu Peter, wo wir den jungen Polz (?) fanden.
Band 07 (VII.), Seite 60r
5040
1811
5
21
Schwül, es scheint sich ein neues Wetter zusammenzuziehen. Im Burgtheater „Falsche Scham“, Korntheuer als Hauptmann Erlach. Im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien zum Vorteil der Jos[ephine] Demmer „Aschenbrödel“; wenn Anfängerinnen schon so belohnt werden, was soll verdienten Künstlern geschehen ! Früh zum Grafen, wegen Batthyány zum Hofrat Mayern. A[braham] Uffenheimer kam und mit ihm wurde der Wollkontrakt ohne Einwage abgeschlossen. Dieserwegen war ich sehr beschäftigt und kam erst um 2 h zum Essen. Die Andres, Josephine und Rosal[ie], Ullmann und Jungmann waren unsere Gäste. Nach Mittag ging ich zu Uffenheimer und Grafen. Therese fuhr mit der Andres, Goldmann und Rosalie in den Prater zum Lusthaus. Ich war beim Grafen bis 6 h, dann zum Komerzali (?), verkaufte Dukaten um 50 fl., gewann 200 fl. Ging zum Brandmayer wegen Tuch, musste nehmen, obwohl ich nicht recht zufrieden war. Im Rückweg auf die Bastei, nach Haus, einen Augenblick zur Josephine, dann zur Ruhe. Mit dem gestrigen Ball beim Gesandten war niemand zufrieden. Der Kaiser ging um 11 h weg und der größte Teil folgte ihm. Es herrschte kein munterer Ton, nichts war vorzüglich, alles mit der größten Sparsamkeit gemacht.
Band 07 (VII.), Seite 60r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).