Trüb. Im Burgtheater „Neugierige“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Eigensinniges Landmädchen“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Früh zum Grafen, dann zum Nowosilzoff. Brandl war hier und wollte um 50 fl. halbjährlich steigern, ich wies ihn ab und sagte ihm, er solle nur tun, was billig ist. Den Vormittag und Nachmittag sehr beschäftigt. Für Therese und Nina erhob ich heute die doppelte Gage. Bei Josephine bestellte ich heute für die Schenk ein Kleid und Chemisette für 500 fl. Der Henriette und Rosalie gab ich Sitze zu „Aschenbrödel“. A[braham] Uffenheimer klagte den Grafen wegen Nichtzuhaltung des Kontrakts, weswegen ich mit Janin (?) und Schwaiger dem Jüngeren sprach und herumlaufen musste. Nach Mittag zum G. Uffenheimer wegen Auswechslung der Dukaten vom Nowosilzoff, der mir 500 fl. gab Therese war mit ihren Lektionen beschäftigt, abends ging sie mit Nina ins Diana-Bad. Ich fuhr mit Hassaureck und Kronenfels ins Gesellschaftstheater vor dem Stubentor neben Zimmermeister Everl (?), im Hause des Grafen Deseffwy, „Deutsche Kleinstädter“, Stutz (?), schlich im Garten herum, da kam Everl (?), Müller von der böhmischen Kanzlei, Mayer von Prov[inzial ?]-Kasse. Das Lokal ist geräumig, angenehm, die Darstellung sehr mittelmäßig und währte bis 10 h. Es war eine schöne Mondnacht, wir wandelten zusammen ins Bierhaus zur Weintraube, wo wir Ullmann, Peter und Hofstätter fanden.
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Kalt, windig, Regen. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, Korntheuer als Jude; im Kärntnertor-Theater „Ginevra“ mit Velluti, im Theater an der Wien „Dorfkomödie“, Posse in 1 Akt von Dilg (?), dann Ballett „Wilhelm Tell“. Früh beim Grafen, Konferenz wegen Klage des Uffenheimer mit Janin (?) und Schwaiger. Beide stimmten mir bei, exemptionem fori zu machen. Den ganzen Vormittag mit Geld beschäftigt, für hier und Baden, dann Zins zahlen bei Hofinger. Mittags allein, nach Mittag zu Moser auf die Landstraße, zum Sattler Simon, zum Grafen. Quarin schickte uns einen besonders schönen Spargel. Ullmann und Brandl waren nach Tische da, ersterer wird mit Peter unser Gast sein. Von Kornhäusel kam ich erst um 7 h zurück, stieg beim Burgtheater ab. Fand selbes leer, blieb 2 Akte, dann nach Haus. Zur Josephine, wo Henriette und Babette von Apponyi Abschied nahmen
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Im Burgtheater „Macht der Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Ginevra“, im Theater an der Wien „Beide Füchse“, im Josephstädter Theater „Tiroler Wastl“, die Schmid Therese als Liesel. Ich machte Anstalten auf Baden, war beim Grafen. Mittags bei uns Ullmann und Peter, mit Jungmann, Therese lud auch Ullmann Marie ein. Zu Bschaidner, fand Compagnie, sprach Berger. Nach Mittag beschäftigt, ging zum Grafen, Schießl lud ich zu unserer morgigen Badener Reise ein, ging dann hinaus ins Josephstädter Theater. Therese machte einige Gänge und ging mit den beiden Goldmann in Peters Gärtchen.
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Fahrt nach Baden mit Freund Schießl und Kornhäusel um 6 h. Von Stagl nahm ich einen Tapezier mit, der bei Schenk die Draperie aufmacht, die ihnen sehr gefiel. Ich fand wenig geschehen und hatte viel Verdruss. Mittags im Park, wenig Gäste, später zur Schwann ins Bierhaus, nach Mittag beschäftigt. Es war ein schöner Abend; Promenade mit Schießl nach St. Helena, dann links im Tale fort, bis zum Tale gegen die Graner Hütten. Es war sehr erquickend, umgeben von balsamischen Düften den Abend zuzubringen. Um 9 h kamen wir zurück, aßen noch etwas, und begaben uns zum Schenk schlafen. Wir waren sehr müd und ruhten gut.
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In Baden, ein angenehmer Tag. Am Vormittag führte ich alle Geschäfte zu Ende, war mit dem Schießl einen Augenblick in der Ballettprobe zu „Paul und Rosette“, um 11 h speisen. Zurück über Heiligenkreuz, Dorf Gaaden, Hinter- und Vorderbrühl, Liechtenstein, Enzersdorf, Brunn, Schellenhof. Göttlich schöne Partien durchwandelten wir. Ich zeigte ihnen die Krainer Hütten. Um 12 h fuhren wir nach Heiligenkreuz,da stiegen wir ab, gingen in die Kirche, Kreuzgang, tranken vom Bleibrunnen, sahen das Kapitelhaus, den Kirchhof, Refektorium und fuhren durch reizende Täler, das schöne Dorf Gaaden nach der Brühl. Hier nahmen wir uns vor, das Riesenwerk zu besehen und auf dem Berg den Tempel – vom Liechtenstein den 4 Soldaten erbaut, die ihn in der Schlacht von Aspern heraushauten – zu sehen. Er ist auf dem höchsten Berg erbaut, auf welchen man 5/4 Stunden über einen neu errichteten Weg zu steigen hat. Der Tempel ist in der Fronte auf 4, in der Seite auf 6 Säulen erbaut und ungefähr 9 Klafter hoch. Auf der hinteren Seite ist die Inschrift im Gesimse „Den ausgezeichneten Völkern der österreichischen Monarchie gewidmet “ mit romanischen Buchstaben und vergoldet. Das Dach ist mit Blech gedeckt, welches leider im 1. Jahr schon Spuren der Verwüstung hat. In einem Felsengewölbe unter dem Tempel sind unten und oben 4 viereckige Nischen, worin die Gebeine dieser 4 Heroen aufbewahrt werden. Wir sahen alle Berge der Gegend wie kleine Hügel zu unseren Füßen, unbegrenzt ist die Aussicht über Wien, die Donau bis nach Preßburg. Im Tal auf einer Anhöhe baute Liechtenstein einen hübschen Maierhof, worin 600 Schafe und 12 Kühe gehalten werden. Da erquickten wir uns mit Obers und fuhren gegen 7 h nach Liechtenstein, besuchten das alte Schloss, sahen im Saale der alten Familie Liechtenstein Porträts, stiegen den Berg hinab, fuhren nach Wien zurück. Im Schellenhof erquickten wir uns mit Bier und nahmen jeder sein Glas mit. Gestern stiegen wir im Hinausfahren im Steinhof (?) bei Inzersdorf ab, wo Didecker (?) seine Fabrik sehr groß baut. Sahen den ganzen Bau, stiegen auf den Gerüsten herum, und meine Diana fiel vom letzten Gerüst 2 Klafter hoch herab; der linke Hinterfuss wurde beschädigt, sie hinkt. (Spätere Einfügung: Liechtensteins Tempel stürzte Mittwoch den 25. März 1812 in der Nacht ganz zusammen.).
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).