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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4996 1811 4 7 Palmsonntag. Trüb. Im Burgtheater „Die letzten Dinge“ von Eybler. Am Vormittag beim Grafen, Kornhäusel, mit dem ich wegen dem Badener Haus einen scharfen Strauß hatte. Mittags beim Apotheker Well. Nach Mittag fuhr ich mit ihm in seinen Garten in der Ungargasse, um ihm eine Abänderung meiner Ideen zu geben. Kornhäusel erwartete uns, ein schmales Haus und langer Garten. Dann nach Haus, vorher durchfuhren wir den Prater, der von galanten und nicht eleganten Menschen vollgestopft war. Therese war heute bei der Goldmann, ihren ersten Besuch machen, und nach Mittag sehr fleißig im Arrangement der optischen Vorstellungen bei uns, und der Zurichtung zum Hafelputz (?). Ich promenierte auf der Bastei mit Barits und Beneke und lud zur Optik Gewey mit Dupré (?), Reich mit Rosalie, die 2 Goldmann, Nitschner, Peter, Jungmann, Ullmann, Koffler, Hocheder, später kam Brandl, mit dem wir wegen des Seitzer Keller viel lachten. Wir blieben bis 12 h zusammen, alles unterhielt sich recht gut. Band 07 (VII.), Seite 55r
4997 1811 4 8 Montag in der Karwoche. Trübe. Im Burgtheater „Schöpfung“, welche auch gestern wegen Krankheit der Milder wurde. Im Kärntnertor-Theater Musik und Deklamation, abends Unterhaltung des Reil. früh zum Grafen und später mit Kornhäusel zum Bildhauer Lavin (?) und Kittner (?), dann besuchte ich den kranken Eckhart, den ich sehr elend an einer Lungen-, Leber- und Nierenentzündung fand. Ich saß lange bei ihm und persuadierte ihn einen Arzt, den Nord, rufen zu lassen. Mittags waren Brandl und Koffler unsere Gäste, nach Mittag fuhr ich zu Uiberreiter, saß mit ihnen im Garten; ein heftiger Wind und Staub machte den Tag unangenehm. Dann zur Josephine. Abends kamen Hocheder, die beiden Goldmann und Gewey, er las uns seine Vorstadtgedichte vor, die besonders über das Leben der Fleischhacker seht treffend sind. Wir waren bis 10 h zusammen. Band 07 (VII.), Seite 55r
4998 1811 4 9 Etwas trüb. Im Burgtheater für die Wohltätigkeitsanstalten Weigls Oratorium „Die Leiden Jesu Christi“. wegen Fischers Krankheit aber anstatt dessen eine Akademie für die Theater-Armen. Früh zum Grafen, dann mit Kornhäusel zu den Bildhauern, dann zu Eckhart, den ich viel schlimmer fand. Ich bange sehr für des Guten Leben. Vor Tische war ich bei Schießl und lud ihn zum Donnerstags-Diner. Der Richart sagte ich wegen Eckharts Krankheit. Nach Mittag zu Haus, arbeitete, las und erwartete die Gesellschaft. Bei Reich große Trauerversammlung über die Unterbrechung und Schluss unseres Theaters, Schlusshaltung (?) vom letzten Spektakel, alles schwarz in Mantel, Perücken und mit Fakkeln. Kridl, 2 Goldmann, Ullmann, Jungmann, Peter, Koffler, Peck Vater und Sohn, Rosalie und Nitschner. Wir zogen mit Fackeln in sein Schlafzimmer. Er empfing uns auf dem Thron, zu seiner Rechten Rosalie, zu seiner Linken Schuster als Minister. Es wurden Reden gesagt, Schluss gehalten, dann im Zuge ins große Zimmer gewandelt, wo die Tafel elegant serviert war. Bei der Tafel war nicht alles so fidel. Schuster sang ein Lied, wovon von jedem der Spielenden Erwähnung geschah. Nitschner wegen seiner 43 fl. unverdient schonend behandelt, Therese als Mutter im „Bürgerglück“ nicht gedacht, beide Goldmann über die Himmel erhoben. Nach 12 h gingen wir auseinander. Die Oper „Adalbert von Wartenstein“ kostete uns 300 fl.. Band 07 (VII.), Seite 55r
4999 1811 4 10 Schön, windig. Den Vormittag anhaltend beschäftigt. Mittags feierten wir das Geburtsfest der Mama, ihr und Nina gaben wir ein Diner. Da wir aber von Rodler und Nina hörten, dass unser guter Eckhart sich sehr verschlimmere und schon die Sprache verlor, trübte dies unser kleines Mahl. Ich legte mich auf meinen Sopha, Therese ging mit der Mutter und Nina spazieren. Während dem kam Josephine Goldmann mit der erschütternden Nachricht von seinem Ende; sie und ihre Schwester, dann Rosalie kamen eben zum Ende meines zwanzigjährigen Freundes Leopold Eckhart. Er starb, der Vielgeliebte, im 46. Jahr, als Mann, mit unsäglichen Schmerzen an der Lungen-, Leber- und Nierenentzündung, nach Mittag um ½ 3 h im Kampfe mit seinen Schmerzen. Er war sich nicht mehr ähnlich, ganz gelb im Gesichte. Ich war ganz verstummt, ein härterer, eingreifenderer Schlag konnte mich nicht treffen. Alles trauert mit mir um den seltenen Freund, den teilnehmenden, denkenden Arzt, dessen Verlust uns tief beugt. Am 3. war Eckhart zum letzten Mal bei uns und klagte schon über Schmerzen. Ich schickte die Sepherl hinaus, um seiner Waberl meine Hilfe anzubieten, und ging in Geschäften herum. Abends kam Gewey und las uns seinen „Neuen Diogenes“ vor, Oper mit 2 Juden (?) in 2 Akten. So gut es geschrieben ist, so wenig Teilnahme fand er in der Stimmung bei uns. Ich bin ganz abgespannt, abgemattet. Peter kam später und begleitete beide Goldmann. . Band 07 (VII.), Seite 55v
5000 1811 4 11 Gründonnerstag. Trüb, stürmisch, den ganzen Tag Regen. Früh zum Grafen und Hauptmaut wegen Kleidern aus Paris. Zu Richart, die mit Rosalie den guten Eckhart als Leiche sahen. Richart schnitt ihm für Josephine Haare ab. Mit jeder Stunde wird mir sein Verlust schmerzhafter. Er war nur Mensch und Arzt; ich verliere einen zwanzigjährigen, treuen Freund. und teilnehmenden Arzt. Diner bei uns; ich suchte Verse, Anspielung auf unsere theatralischen Vorstellungen, und trauriges Verbannen und Ende zu machen, es gelang nichts. Ich teilte Gewey meine Ideen mit und so wurde etwas zusammengeschmiedet. Peter, Ullmann, Jungmann, Kridl, Schießl, Reich, Martini, Josephine mit Rosalie und Goldmann, 12 Personen sind unsere Gäste. Die Therese Goldmann kam nach Tische. Bei Tische war alles sehr froh, nur ich konnte die Freude nicht begreifen. Ich las ihnen die vor Tische zusammengestoppelten Verse vor, die zu gefallen schienen. Sie waren so schlecht geschrieben, dass ich selbe abschreiben muss, da mich Reich darum ersuchte. Bis nach 6 h war alles zusammen. Den Abend blieben die 2 Goldmann, Jungmann, später kam Peter. Wir lasen und schwätzten. Band 07 (VII.), Seite 55v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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