Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Lorbeerkranz“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“ Im Theater an der Wien zum Vorteil der Pensionsgesellschaft zum 1. Mal „Cendrillon – Aschenbrödel“, romantische Oper in 3 Akten nach Etienne, Musik von Nicolaus Isouard; die Stieftochter spielt die Jos[ephine] Demmer. Früh in die Leopoldstadt zum Biedermann, zum Grafen, dem Reich zum Namensfest Franz de Paula gratulieren. Kaufte ihm Spielkarten, auf jedem Blatt eine Devise, und brachte sie mit einem Vers. Ich fuhr mit Castelli ins Theater an der Wien um eine Loge, da hing mir Mayer 2 gesperrte Sitze im 2. Stock an. Therese bestimmte, die Josephine und Rosalie mitzunehmen. Agnes war unser Gast. Nach Mittag zu Hause, hatte zu tun. Ging zu Reich in die Handlung wegen Rosinen. Abends ins Theater an der Wien mit beiden Schwestern. Im 3. Stock goss mir einer eine Halbe Bier über das Kleid, ein anderer stahl mir das Schnupftuch. Vor uns war Hruschka mit Castelli. Die Oper gefiel sehr, die Jos[ephine] Demmer spielte und tanzte vortrefflich. In Hereingehen hörte ich, dass man die Ziegler passieren ließ; ihr Vater spielte den Obersten. Erfuhren heute der guten braven Lotka (?) Tod, derern Verlust jedem, der sie kannte, sehr empfindlich ist. Sie starb am Sonntag am Nervenfieber. Bei Therese war der Hofrat Stöger und die Mama.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Glückliche“, „Lügner und sein Sohn“, „Verräter“; im Kärntnertor-Theater „Griselda“, Mad. Sessi als Griselda tritt zum ersten Male auf; im Theater an der Wien „Richard Löwenherz“. Am Vormittag beim Grafen, hatte Sturm mit Högler. In die Porzellanfabrik, kaufte bei Moret Senf. Mittags allein, nach Mittag zu Haus und bei Hruschka, die mir viel von Keglevich erzählte. Peter holte mich ab, dann ins Leopoldstädter Theater, bei erhöhten Preisen „Winkelschreiber“, Schauspiel in 4 Akten von Huber, Musik von Schuster und seine Einnahme. Sehr schlecht, fand Richart mit Rodler und Rosalie. Sie hatten so schlechten Platz, dass ich bei Salberger blieb. Ich unterhielt mich elend. Bei Therese waren Hocheder und Tschebulz, vorher Reich. Eckhart war heute zum letzten Mal bei uns und klagte sich schon.
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Kalt. Im Burgtheater „Sonnenjungfrau“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“ mit Mad. Sessi, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Um 8 h in Geldgeschäften zum Kutschera, dann zum Grafen, Stessel. Dem Kutschera kauften wir für 14.500 fl 4 Anteil Tokajer ab. Später fuhr ich in die Spiegelniederlage, zum Vergolder Pollhammer, sprach Biringer, zum Bildhauer Lavin (?). Erhob bei Offenheimer 15.000 fl, zu Geissler, Richart, dann nach Haus. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, Arenberg, Seltsam, abends zu Beneke, Richart, um 8 h zu Maurer, wo von dem Finanzpatente zwischen Bittermann, Rautenstrauch und Brandstätter große Debatte in Bezug auf die Skala war. Therese war den Abend meistens allein, sie fühlt sich noch so schwach, und dazu die kalte, raue Witterung.
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Trüb, regnerisch, sehr kalt. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Kärntnertor-Theater „Dorfberbier“, „Betrogene Betrüger!“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Nach 7 h zu Kutschera, Grafen und Stessel, mittags bei Richart, nach Mittag Bier abziehen, zum Hafner und Ullmann. Sprach mit Rillos (?), am Abend mit dem Jäger Joseph Bier abziehen. Bei Therese waren Krieghammer und beide Goldmann. Ich rangierte unsere Keller, um 10 h ins Bett.
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Trüb. Letztes Theater, im Burgtheater „Templer auf Cypern“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“, im Theater an der Wien Einnahme der Madeleine DeCaro-Treitschke „Wilhelm Tell“, Titus als Tell, sie als Hedwig; vorher „Strandrecht“. Treitschke gab mir 2 Sitze im Parterre. Sehr früh zum Grafen, später fuhr ich zu Treitschke um 2 Logen und Sitze. Mittags bei Richart, nach Mittag bat mich Well zu sich, später in den Keller. Therese ging heute zum ersten Mal aus und besuchte Hocheder Am Nachmittag kam die Nigris (?), mit Reich bestimmte ich auf morgen optische Vorstellungen. Später kam Jungmann, der uns durch Wohlleben die Erlaubnis auf dem Steghaus Türen für Rodler und Compagnie. erwirkte. Rosalia Platzer besuchte Therese. Abends in Compagnie ins Theater an der Wien. Auf dem Theater fand ich Mayer, den ich mit Nitschner auf morgen lud, sprach mit Muzzarelli, Harrach und Fanbel (?). Das Ballett ging schlecht, gefiel wenig und war auch nicht voll. Therese fühlt sich sehr matt, die Ärmste kann sich mit Mühe schleppen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).