Trüb, regnerisch, stürmisch; in der Nacht Regen. Im Burgtheater „Selbstbeherrschung“, im Kärntnertor-Theater „Zwei Posten“, im Theater an der Wien „Pumpernickels Hochzeitstag“. Therese liegt mit Kopfschmerzen, Eckhart verschrieb ihr. Früh zum Grafen, dann zum Stessel, dem ich 3000 fl. gab. Bis 2 h war ich beim Grafen, mit dem ich über Annahme des Kapitals, jedoch unter fremden Namen sprach. Bschaidner arbeitet an unseren Figuren der Landschaft. Mittags aß ich allein, und sehr wenig. Therese verschlimmert sich, nach Tisch ließ ich Oeppinger rufen. Nach Mittag war ich zu Haus, arbeitete. Bei Nitschner ist heute großes Diner, Ullmann, Peter sind draußen. Abends zu Bayer in Gesellschaft, dann mit Mark, Kathi und Wächter ins Kernerische Theater. Man gab die „Abendstunde“, den „Zerstreuten“, den „Häuslichen Zwist“; „Botaniker“ und „Verräter“ wurden abgesagt. Die Aufführung war sehr brav, die Hitze zum Ersticken. Ich bin in einer höchst fatalen Stimmung. Indessen besuchte Jean, der nach Pest reist, Theresen und versicherte uns, dass seine Heirat mit der Familie Joseph Andres (?) in Wildenschwert geschlossen sei.
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Trüb, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Armut und Edelsinn“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Pumpernickels Hochzeitstag“. Therese ist besser. Früh kam Jean, frühstückte mit uns. Den ganzen Tag beim Grafen rastlos beschäftigt. Nina kam früh und besorgte uns Holz vom kaiserlichen birkenen Ausschuss (?), 2 Klafter á 55 fl. Ich speiste mit dem Grafen allein und recht gut. Mit ihm machte ich ab, dass er über Jungmanns Namen 30.000 fl auf 8 Jahre zu 6% nehmen wird, und nur 28.000 fl. empfange. Bis 7 h war ich bei ihm, sprach mit Stessel und werde selbes morgen von ihm erheben. Als ich nach Hause kam, fand ich Theresen wieder übler und in rasenden Kopfschmerzen liegen. Ich arbeitete zu Haus, war bei Josephine und richtete Gelder, Schriften nach Baden zusammen.
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Trüb. Im Burgtheater „Erbschaft“, „Zerstreute“, Divertissement von Titus Danchy, im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“, im Theater an der Wien „Pumpernickels Hochzeit“. Therese ist etwas besser. Gestern abends um 9 h wurde noch Oeppinger geholt, und ihr auf’s Genick ein Vesikator aufgelegt. Sie ließ Salieri sagen, dass sie nicht singen könne, wenn das Konzert heute wäre; die Elenden haben mein braves Weib so gekränkt. Sie hatte Besuch von Krieghammer, der Gabrieli, von Goldmann, die wieder ausgeht und der Rodler. Früh erhob ich von Stessel die 28.000 fl., ging zum Jungmann und holte um 10 h Kornhäusel ab. Reise nach Baden mit Kornhäusel und Högler. In Baden hatte ich Verdruss, weil sehr wenig geschehen ist. Nachmittags zu Schenk, abends zu den Handwerkern. Bei Frank (?) bestellte ich den eisernen Ofen. Högl[er] und Kornhäusel zeichneten, ich gab ihnen Ideen zur Verzierung der Zimmer an, legte mich zeitlich, um meinen Verdruss auszuschlafen
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In Baden. Neblig. Im Burgtheater „Erbschaft“, „Zerstreute“, Divertissement von Titus Danchy, im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Die Prinzessin von Baden erschien im Burgtheater. Den Vormittag mit den Handwerkern beschäftigt, nachmittags zurück. Den ganzen Winter war der Weg nicht so schlecht. Um 7 h kamen wir mit Mehl und Brot beladen an. Therese fand ich schlimmer, gestern war sie sehr schwach. Die Krankheit wendet sich in ein Wechselfieber. Salieri besuchte sie, staunte über ihre Kranksage, und sagte, er hätte es so arrangiert, dass sie die Arie singe; nun müsse er die Klieber nehmen, welches ihm Therese bestätigte. Ich war über alles höchst missmutig. Unruhige Nacht.
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Die Nacht sehr stürmisch. Therese ist nicht besser, sie leidet stets an Kopfschmerzen, kann nichts essen. Konzert bei Hofe, im Burgtheater „Straßenräuber“, im Kärntnertor-Theater „Emerike“, „Zwei Nebenbuhlerinnen“, im Theater an der Wien wegen Hasenhuts Krankheit „Salomons Urteil“ anstatt „Frau aus Krems“. Früh beim Grafen, fand Mericzay, brachte die 28.000 fl., bestellte Jungmann zum Grafen, um die Summe zu übergeben und die Obligation auf 30.000 fl. unterfertigen zu lassen. Der Actus ging ganz richtig vor sich. Den ganzen Vormittag beim Grafen, nach 12 h mit Jungmann auf die Bastei, sehr elegant. Mittags allein, Brandl leistete mir Gesellschaft. Nach Mittag kamen Josephine, die Richart mit der Ritz, die Goldmann und Jeanettl. Therese ließ ihr Bett ins Kabinettl bringen, sie schläft drüben, ich allein. Etwas ist sie besser. Das Ganze macht mir so viel Verdruss. Abends war ich mit Therese allein, später trank ich bei Josephine Punsch. Ich schlief sehr unruhig. Heute früh starb der verdienstvolle brave Schauspieler Witter (?) im ... [Altersangabe fehlt].
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).