Sehr warm und unerträglicher Staub. Im Burgtheater „Rächendes Gewissen“, im Kärntnertor-Theater „Coriolan“ mit Velluti und Sessi, im Theater an der Wien „Theaternachrichten“, „Samson“ von Titus. Fahrt nach Eisenstadt; früh fuhren die Andres mit Therese, Caroline und Jean, den Mittag gegen 2 h Brandstätter, Arnsteiner, Hitzinger und ich mit Gelegenheit von Janschky. Früh zum Grafen, der wieder Hindernisse zu meiner Reise machte und zu dem Schuft Uffenheimer. Um 12 h aß ich in Compagnie Rostbratl, erwartete sie. Um ½ 2 h weg, Staub und Hitze peinigten uns sehr. In Wimpassing hielten wir Siesta, sahen die Kirche und den Kirchhof, um 7 h waren wir in Eisenstadt. Therese kam kaum eine Stunde vor mir. Ich freute mich, meine gute kränkliche Mutter noch einmal zu sehen, besuchte Kárner und schlenderte mit ihm im Garten herum. Er soupierte mit uns.
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Pfingstsonntag, in Eisenstadt, Unerträgliche Hitze. Früh marschierten wir in der Stadt herum, zu den Franziskanern, zu Kárner und Kühnel ins Kanzleigebäude, in den Garten, um 11 h in die Schlosskirche, Kárner wies uns ein Oratorium an. Messe von Haydn, gute Exekution. Mittags bei unserer Mutter, nach Tische zu Stessel, tranken Kaffee. Abends mit Kárner in 2 Wägen in den Tiergarten, dann ins Großhöfleiner Bad, wo wir den Rittmeister Calixt (?) Schwarz fanden und wegen Uiberreiter manchen Spaß hatten. Um 9 h Promenade auf den Berg, Judenstadt, sprachen Csekonics mit Himmel (?), Elsler, Fajt. Nach 11 h überraschten uns beide Prinster mit Duetten auf’s Angenehmste. Die schöne Mondnacht versammelte eine Menge Zuhörer.
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Pfingstmontag, in Eisenstadt, zum Pöttschinger Sauerbrunn, Neustadt, nachts auf Wien. Früh machten meine Gefährten mit Stürmer (?) eine Tour zum Marientempel und Bergkirche, ich zu Kárner, Fajt, zusammen zu Langreuter ins Quartier, zur Dampfmaschine und in die Treibhäuser. In der großen Allee kamen wir mit mehreren Bekannten zusammen, dann ins Hochamt, Messe von Salieri, und zum Speisen. Kárner war mit uns. Um 2 h nahmen wir von unserer alten Mutter unter Tränen Abschied; ich mit Kárner, die anderen mit ihren Wägen nach Zillingthal, Pöttsching zum Sauerbrunn. Ich war vom Abschied von meiner geliebten Mutter so gerührt, die Ahnung, sie nicht wieder zu sehen, ihr eigenes Gefühl der Schwäche, alles dieses wirkte so mächtig, dass ich mit Kárner gar nichts reden konnte. Hitze und Staub sind äußerst lästig. In Zillingthal spannten wir um, der Bauerntanz in der Schupfen des Wirtshauses unterbrach mein Schweigen. Wir fanden am Brunnen viele Neustädter und Eisenstädter. Kröss arrangierte ein kleines Feuerwerk. Mit dem Verwalter Trimmel, Frau, Kröss, Sieber (?) und Langreuter unterhielten wir uns, sahen die Tanzenden und Spielenden, schlichen in dem schönen Tale herum und erquickten uns am Brunnen. Nach 7 h nahmen wir unseren Abschied. Kárner, Therese mit den Ihren fuhren nach Eisenstadt, wir nach Neustadt. Ein schrecklicher Sturm erhob sich und hüllte uns ganz in Staub. Um 8 h waren wir in Neustadt; trotz dem Sturm schlichen wir in der Stadt herum, beim Theater, am Platz, im Garten der Akademie, im Seisser(?)garten beim Hirschen, wo Tanzmusik war, dann im Gasthof zum Löwen vor dem Wiener Tor, fanden Frasel (?) von der Klassensteuer samt Frau, die eine Tochter vom Hause ist, die Burschen Etzelt (?), Wildauer (?). Um 10 h fuhren wir im Sturm weg, die Nacht wurde kalt, wir hüllten uns in unsere Mäntel. Um 4 h früh kamen wir in Wien an, ich legte mich auf ein paar Stunden.
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Früh trüb, kalt, ein paar Stunden Regen, nach Mittag heiterte es sich wieder aus. Im Burgtheater „Elise Valberg“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Theaternachrichten“ und Samson“. Nach 7 h zum Grafen; die Keglevich ist da, den ganzen Tag beschäftigt. Mittags aß ich allein, Jungmann, Ullmann, Peter kamen, nach Mittag Ruhe. Um 4 h zum Grafen, arbeitete bis nach 6 h, nach Hause, da kam Therese mit Bruder und Andres von Eisenstadt. Sie tranken mit Therese und Goldmann Kaffee, ich blieb bis nach 7 h und ging ins Burgtheater. Ziegler als Elise gefiel, wurde vorgerufen, der Vater im Gefühl, dass das Publikum seine 30jährigen Verdienste lohne, dankte für die Nachsicht. Therese packte zu Haus, mein Bruder schlief bei uns.
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Ein heiterer Tag, Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Trajan“, im Theater an der Wien „Vereitelter Plan“, „Samson“. Abreise meines guten Weibes, früh um ½ 7 h mit dem Bruder, der Andres und Karoline. Herzlich nahmen wir Abschied, sorgfältig wurde das schöne Déjeuner gepackt. Die Josephine, welche ihren Bruder und Schwager bei sich hat, war auch beim Wagen. Ich hause nun alleine. Nach 7 h zum Grafen, vollauf zu tun. Mittags in Peters Gesellschaft, nach Mittag wieder zum Grafen, mit dem ich heute viel Verdruss hatte. Um 6 h nach Haus, die Sepherl kochte für Josephine, die heute 7 Personen zu Gast hatte. Ich schrieb meiner Mutter und schickte ihr 2 Pfund Schokolade. Abends schlenderte ich herum, war einen Akt im Burgtheater, sah Sehring von Königsberg als Wurm, der mir nicht gefiel. Auf die Bastei, sprach Sonnleithner, Pichler (?), ging mit Pekarek ins Bierhaus auf die Landstraße, wo außer Hoffeneder (?) und Brandstätter niemand war.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).