Heiter. Im Burgtheater „Mittel und Wege“, Lustspiel in 5 Akten von Babo; im Kärntnertor-Theater „Coriolan“ mit Velluti und Sessi, im Theater an der Wien „Scherz und Ernst“, dann Pantomime „Zauberring“; dem Quarin Loge, dem Hörr Sitze. Sehr früh zum Grafen, zum Hafner. Mark bat mich wegen Quartier. Später wegen der an der Linie weggenommenen 2 Zentner Salz zu Andreas und Herberstein, zu Liebisch, kaufte ein Kleid für Peter, für Weber. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich Therese nach Wildenschwert, nach Baden. Peter, Ullmann, Jeanette kamen, später Ortner. Sie sahen meine Wohnung, und letzterer ersuchte mich um eine Bittschrift an die Akademie um ein Diplom, welche ich verfertigte und ihm ins Theater brachte; er war sehr damit sehr zufrieden. Ich arbeitete bis 8 h, Richart kam und brachte mir Woltmanns (?) Fortsetzung Schillerscher Werke. Dann ins Burgtheater. Das Lustspiel gefiel seiner satirischen Ausfälle wegen, übrigens ohne besonderen Wert. Zur Möhrung soupieren.
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Taubstumme“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Strandrecht“ und „Samson“ Sehr früh kam die Nina, dann zum Grafen, Herberstein, Theaterkasse, Högler. Mit dem Grafen fuhr ich zum Louis, den wir wieder beruhigten. Mittags allein, nachher in Geisslers Gesellschaft. Nach Mittag zu Haus, es kamen Birkmayer, um mich morgen zu Radl zu laden, Stephanie, zu seiner Einnahme am Freitag mit 2 Sitzen zu beglücken. Ich ruhte, arbeitete, sprach Mainolla (?). Zusammen in die Alstergasse, ich besuchte Uiberreiter, die beschäftigt war, dann langsam in die Stadt. Auf der Bastei begegnete ich die Marie, blieb mit ihr einer Weile, sprach Ortner, Barits. Nach 9 h nach Haus und ins Bett.
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Warm. Im Burgtheater „Hausdoktor“, Ruschitzka als Eilmann; im Kärntnertor-Theater „Feuerprobe“ und „Fischer“ von Titus, im Theater an der Wien „Attila“, [Programm nicht erwähnt] Ich bin gar nicht wohl, so abgeschlagen, mein Kopf schmerzt mich, mein Magen ist schlecht. Früh schrieb ich dem Ortner eine Bittschrift an das Oberst-Hofmeisteramt um die erledigte Architektenstelle. Zum Grafen, sprach dort wieder den jungen Mandl von Preßburg, traf auf dem Kohlmarkt Radl und Birkmayer und engagierte mich, morgen mit ihnen und dem jungen Mandl nach Dornbach zu fahren, weswegen wir auch zum Wilden Mann gingen. Der Graf fährt zum Batthyány nach Trautmannsdorf und so bin ich frei. Um 12 h auf den Michaelsplatz, erwartete Barits und fuhren zusammen nach Meidling zum Beneke; der Graf ließ uns hinaus führen und abends wieder abholen. Bei Beneke war auch der Advokat Sortschan (?) und wir plauschten bis 5 h. dann machte ich einen Besuch bei Uiberreiter. Die Männer spielten bei Kraut[auer ?], ich machte mit der Beneke und Jette einen Besuch im esterházyschen (?) Garten, im Badhaus, im Garten des Kraut[auer ?], über die Felder nach Haus. Im Hausgarten sahen wir die Sonnenstein (?) mit Janitz; ich wollte sie nicht verlegen machen zu sehen. Um 8 h in die Stadt, sah den 3 Akt vom „Hausdoktor“, fand den Ruschitzka wenig verständlich, sonst wohl einige Ähnlichkeit mit Weidmann. Er wurde vorgerufen und dankte in gewöhnlichen Worten. Der Abend war sehr stürmisch, jagte alles von der Bastei. Ich war nach 9 h zu Haus.
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Warm, sehr staubig. Im Burgtheater „Mittel und Wege“, im Kärntnertor-Theater „Trajan“, im Theater an der Wien „Schatzgräber“ und „Zauberring – Harlekin als Spinne“. Früh arbeitete ich zu Hause, zum Grafen ins Haus, schrieb meiner kranken Mutter, dann Kornhäusel. Ging zu Mainolla und um 11 h fuhr ich mit Radl, Birkmayer und dem jungen Mandl nach Dornbach. Vorher regnete es etwas und machte unsere Fahrt sehr angenehm. Wir stiegen beim oberen Wirtshaus aus, wurden unfreundlich aufgenommen, kehrten um und begaben uns ins untere, fanden freundliche Aufnahme, angenehmes Lokal, gute Bedienung. Vorher schlichen wir im Garten herum, erstiegen den Berg, sahen Wien zu unseren Füßen. Wir tischelten bis 5 h, dann in den sehr vernachlässigten Park, zuerst in die tiefen Gänge, zum Grabmal Lacys und Browns, ins Gärtl, zum Springbrunn, wo wir tranken und die Diana badeten. Von da zum Chinesischen Lusthaus; hier verloren sich Radl und Birkmayer, beim Jägerhaus kam letzterer wieder zu uns, und fingen an, den Berg bei der Aussicht zu besteigen. Wir sahen die 17 Hütten, welche fast alle von den Franzosen mehr oder weniger, aber immer sehr mutwillig verdorben sind. Im Rückweg kamen wir zum Dianentempel, zum Teich und seiner schönen Umgebung, schlugen in die große Allee ein und kamen um 9 h ins Wirtshaus zur Kaiserin von Frankreich. Radl saß dort an einem Tisch mit Wunsch (?), dem Sensal Tirnowitz (?) und dem Großhändler Toss (?), den ich vielleicht 20 Jahre nicht sprach. Wir freuten uns zu treffen, plauderten, nach 10 h fuhren wir erst fort. Es war ein angenehmer, froher Tag, alles war so harmonisch, so vergnügt und Radl versicherte, sich lange nicht so gut unterhalten zu haben.
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Warm, abends trüb, dann spät etwas Regen. Im Burgtheater „Barbarei und Größe“, Im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“ mit Buchwieser, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Verstorbene “, Schauspiel aus dem Französischen. Vermählung meines Bruders in Wildenschwert. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, Mandl. Um 12 h zum Consilium mit Nord bei Louis, dann fuhr ich in die Leopoldstadt zum Roten Stern speisen. Peter mit Weber, Ullmann mit Marie, Arnsteiner, Brandstätter, Wellfuss (?). Wir waren recht lustig und tranken auf die Vermählung und meines guten Weibes Wohl. Peter brachte uns einen Brief von Therese. Nach 5 h zum Offenheimer, zum Grafen. Abends zum Bürgerspital, nahm Pressburger Gefrorenes, um 10 h ins Bett. Die Richart kam heute von Preßburg.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).