Heiter. Im Burgtheater „Spieler“, Blumauer von Königsberg als Leutnant Steve (?). Im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Schatzgräber“, zum 2. Male „Harlekin der Minengräber“, zum Vorteile [Name fehlt]. Vor 7 h zum Grafen, wo es heute toll herging; früh zum Schlotthauer im Matschakerhof, in die Theaterkasse, zur Terzaghi, zweimal zur Willmann (?), welche am Nachmittag um 5 h ein Rendezvous mit dem Grafen hat. Dann suchte ich mir neue Spaliers ins Kabinett. Mittags allein, Therese ist bei der Rivolla in Hernals. Beim Essen kamen Neefe, Ullmann, Peter, nach Mittag Wisenfeld. Um 4 h zum Grafen, musste der Willmann absagen, weil er eine Sekkatur vermutet; war bei ihr bis 8 h. Zum Ullmann, saßen vor dem Unterkämmerer-Amt, blieb in Compagnie bis 9 h, dann nach Haus.
Band 07 (VII.), Seite 33r
4792
1810
9
15
Warm, unerträglicher Staub. Im Burgtheater „Fähndrich“, „Dankbarkeit“, im Kärntnertor-Theater „Coriolan“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Früh besorgte ich mehrere Kommissionen und hatte überall bis zum Blutspeien Galle, besonders mit Jahny und Brandl. Auch Bschaidner ärgert mich sehr. Ich fuhr mit Mark jun. zu Reimann, Brandmayer, und Liebisch, wo ich Muster vom Kammertuch suchte. Gegen 12 h kam ich in Geisslers Gesellschaft, später in Peters Compagnie. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, las, arbeitete, um 5 h zu Bschaidner, der mich ärgert. Ins Brünnlbad, dann mit Ullmann zum Uiberreither, wo wir den Abend passierte. Da waren Kaffeesieder Kohl, der alte Wirt zum Lamm und jener zum Ochsen, dann eine Reisender, der meinen Grafen und mich kennt.
Band 07 (VII.), Seite 33r
4793
1810
9
16
In Wien. Es ist sehr warm. Im Burgtheater „Betrogener Betrüger“, „Emerike“, im Kärntnertor-Theater „Heinrich Reuss von Plauen“, Reil spielt statt Koch, Weidmann liegt im Nervenfieber. Im Theater an der Wien „Das Geheimnis“, „Harlekin der Minengräber“, Schlotthauer macht eine gute Einnahme. Letztes Feuerwerk, „Fest der Bergleute“, gegeben der Kaiserin. Früh arbeitete ich zu Haus, dann zum Grafen, schrieb den Kontrakt mit Uffenheimer für 1811, machte meine Rechnung in Ordnung, sprach Arenberg. Erwartete Ullmann um 12 h auf dem Kohlmarkt, holte Therese mit den 2 Goldmann ab und speisten mit Peter bei Ullmann. Frühes Mahl, nach Mittag mit Peter in den Prater. Nach 11 h hörte ich auf dem Theaterbankl von Brenner (?) und Baumann, dass Weidmann heute Nacht vom Schleimschlag getroffen worden sei, dass er seit ½ 9 h in Zügen liege. Bald darauf kam Leifer mit der Nachricht, dass er um ½ 12 h im 69. Jahr verschieden sei. Die komische Muse ist in Trauer gehüllt. Seine Rollen werden nicht ersetzt. Lang ging zu Ferdinand Pálffy, um für die Witwe ein Benefiz zu erwirken, da er dem Theater in 38 Jahren mit seltenem Eifer und Vorteil diente.In der nämlichen Stunde starb auch der Eisenhändler Goldhann im [ Zahl fehlt] Jahr. Dann hörte ich auch ausführlich nebst dem Brand in Ofen, wo über 600 Häuser abgebrannt sind, dass das Stift Lilienfeld ein Raub der Flammen wurde. D[onat] Holzmann erzählte mir, dass gestern der Elefant in Schönbrunn starb, dass „Coriolan“ nicht gegeben werden konnte, weil die Fischer beim Aufziehen Fraisen und eine Art Hinfallende überfielen, jäh zusammenstürzte, Haare ausraufte, nach Hause getragen und dem Publikum das Geld zurückgegeben werden musste. Es war 6 h vorüber, als ich mit Peter in den Prater kam. Es fing zu dämmern an, wir fanden wenig Bekannte. Stegmayer gesellte sich zu uns, wir schlenderten auf den Feuerwerk platz. Stuwer zeichnete sich schlecht aus. Dann in die Stadt und ins Kärntnertor-Theater. Fand auf der Straße den jungen Weidmann, der mir sagte, dass sein Vater Dienstag Nachmittag um ½ 6 h nach St. Stephan begraben werde, sein Testament schon 1790 machte und die Mutter zur Universalerbin, und den Kindern 50 fl. Pflichtteil machte
Band 07 (VII.), Seite 33v
4794
1810
9
17
Trüb. Im Burgtheater „Braut von Messina“, im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien „Brautschatz und „Harlekin der Minengräber.“ Mit Reimann und Nagl ins gräfliche Haus, zur Terzaghi, Spalierfabrik, Uffenheimer, Geissler, Richart, welche vom häufigen Abführen geschwollene Füße und Bauch hat und mir wirklich bangt. Mit Peter und Ullmann schlenderte ich herum. Mittags allein, Therese ist in Hernals bei der Rivolla. Den ganzen Nachmittag zu Haus, schrieb an den Grafen. Abends zu Ullmann, sprach Arenberg. Dem Lissl schrieb ich einen Brief wegen Quartier für die Rosina im Roten Haus. Joseph Weidmann spielte zum letzten Mal am Freitag, den 7. September in der „Aussteuer“ von Iffland den Kommissär Wallmann. Dieses Meisterwerk war sein Schwanengesang. Den 12. August war sein 69. Geburtstagsfest, welches er nicht lange überlebte. Heute wurde er wegen üblem Geruch in die Totenkammer getragen und morgen um ½ 6 h ist sein feierliches, von der Direktion veranstaltetes Begräbnis in der St. Stephanskirche. Nach 11 h mit Ullmann, und Donat Holzmann, der uns auch angenehm überraschte, nach Haus.
Band 07 (VII.), Seite 33v
4795
1810
9
18
Jos[eph] Weidmanns Bergräbnistag, kein deutsches Schauspiel. Im Burgtheater „Singspiel“, „Betrogener Betrüger“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Nebenbuhlerinnen“. Im Theater an der Wien „Willhelm Tell“, Gröner als Tell. Früh ins gräfliche Haus, zum Origoni, Keglevich, abermals zu Uffenheimer wegen Woll-Kontrakt. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich und schrieb an Stessel in des Grafen Angelegenheiten und von Weidmanns Tod. Therese sah meinen Tuchvorrat nach, der jetzt sehr bedeutend ist, und rangierte ihn. Von mir wird das heute von Franz Jahn (?) gegebene allgemeine Belustigungsfest plantiert. Ich schrieb nach Baden zum Kornhäusel, dass ich erst am Freitag hinauskomme, dem Feuerwerker Wiener nach Forchtenstein, und schickte ihm, meiner Mutter und Schwester je eine Dose, die alle 3 niedlich sind. Die alte Töpfer war unser Gast. Nach Mittag las ich. Auch ihre Schwester und Goldmann, Schwarz besuchten uns. Ich ging zu Ullmann, um Anstalten zur morgigen Fahrt zum Sieveringer Steinbruch zu machen, trug Peter auf, das Fleisch und Feuerwerk zu besorgen. Sprach Uiberreither, später im Hause nachsehen, abermals zu Uffenheimer, dann zur feierlichen Begräbnis von Weidmann, bei welcher sich die deutsche Gesellschaft in Trauer einfand. Therese blieb zu Haus. Viganò und Vulcani wurden plötzlich krank, also konnte kein Ballett gegeben werde, wegen Beerdigung des Herrn Weidmann kein deutsches Schauspiel, und so musste das Kärntnertor-Theater geschlossen werden. Bei Ullmann schrieb ich an Stessel in Angelegenheiten des Grafen, dann zur Begräbnis. Er roch so heftig und schwoll so hoch auf, dass man den Sarg schnüren musste. Dies, und die Kälte Peters bestimmten mich, meinen Kopf-Plan aufzugeben. Alles versammelte sich in Trauer, er wurde einmal um die Kirche herumgetragen, eingesegnet und fortgefahren. Gleich nach ihm wurde Goldhann, sein Freund, begraben. Vergebens wartete ich auf Uffenheimer eine volle Stunde; dann in Bergers (?) Compagnie und um 9 h nach Haus.
Band 07 (VII.), Seite 33v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).